Es gibt Menschen, die strikt daran glauben, dass Emotionen keinen Platz im Berufsalltag haben und vorzugsweise in das Privatleben und die Freizeit gehören.
Sie sind davon überzeugt, Dinge sachlich und strukturiert anzugehen. Eben keine emotionalen, sondern vernünftige und rationale Entscheidungen zu treffen. „Nur das bringt uns voran und nicht aus der Bahn.“ Äußerungen wie diese kennen viele Personen aus ihrem betrieblichen Umfeld.
Aber stimmt das denn so genau?
In Anzeigen suchen Unternehmen ambitionierte, motivierte und sogar leidenschaftliche Mitarbeiter, die sich über die reine Aufgabenerfüllung hinaus begeisterungsfähig für ihre Arbeit, die Produkte und das Unternehmen zeigen. Im beruflichen Umgang wollen wir aber vielleicht lieber keine so leidenschaftlichen Kollegen und Mitarbeiter.
Wie bekommen wir beides unter einen Hut?
Also einerseits vernünftig und dann wieder begeisterungsfähig? Der Widerspruch steckt im Detail.
Warum ist der Umgang mit Emotionen so schwierig? Sind sie denn so unberechenbar? Wollen wir uns nur den positiven Emotionen zuwenden? Positive Nachrichten? Erfolgsmeldungen? Oder lieber gar keine?
Mancher hält es mit den Emotionen auch sehr vorsichtig: „Wenn ich mich nicht zu sehr freue, werde ich auch nicht zu sehr enttäuscht.“ Solche und ähnliche antrainierte Verhaltensweisen sind dabei keine Seltenheit.
Wie gehe ich damit um, wenn mein Gegenüber wütend ist? Oder gar traurig, wenn ich eine weniger schöne oder kritische Nachricht übermitteln muss? Sehr unangenehm.
Temperament sind nicht gleich Emotionen
Menschen, die spontan und temperamentvoll auf Ereignisse reagieren, gelten häufig als emotional. Menschen, die eher ruhig und verschlossen wirken, denen wird die Emotionalität oft abgesprochen. Auch hier finden Denkfehler statt. Ruhigere Kollegen haben möglicherweise eine bessere Impulskontrolle, aber deswegen nicht weniger Emotionen!
Das Erkennen von Emotionen funktioniert im Millisekundenbereich und das, bevor sie ins Bewusstsein gelangen. Daher wird bei unangenehmen Themen auch gerne der Blickkontakt abgebrochen. Dennoch sind sie unmittelbar in der Mimik vorhanden. Von Freude lassen wir uns meist gerne anstecken, es sei denn, die Freude des anderen ist für uns nachteilig.
Oder haben Sie, wenn sie selbst betroffen sind, aus Selbstschutz gelernt, sich ihre Emotionen möglichst zu verkneifen und zu unterdrücken? Das ist langfristig eher ungesund.
Ein Dilemma?
Ja, in gewisser Weise schon. Emotionen haben mit Bewegung zu tun „e-motion“. Wenn wir uns bewegen, dann ist es zu bestimmten, meist positiven Emotionen hin oder von bestimmten Emotionen weg, weil sie uns unangenehm sind. Das ist unsere primäre Triebfeder.
Das bedeutet also: Wenn wir etwas mit positiven Emotionen verbinden, wenden wir uns dieser Aufgabe / Person zu. Wenn wir dabei negative Emotionen haben, wenden wir uns ab oder erledigen die Aufgabe mit Widerwillen oder stoischer Routine. Das kann sich auf Personen, Produkten, Projekten und Ereignisse und Entscheidungen beziehen.
Wenn wir ignorieren, dass wir mit Emotionen etwas gut und mit Begeisterung nach vorne bringen können, verschenken wir viel Potenzial und erkennen nicht, wo mögliche Stolpersteine und Bremsklötze liegen. Haben wir dauerhaft mit Aufgaben zu tun, die uns keine Freude bereiten, liegt die innere Kündigung nahe.
Was kann man tun?
Um damit gut und wirksam umzugehen, braucht es die Aufmerksamkeit, diese Emotionen zu erkennen. Das ist der Einstieg in die Führung mit Emotionen. Das bedeutet nicht, dass die Führungskraft ständig mit sprühender Freude auftritt, sondern auf die Emotionen der Mitarbeiter achtet, diese lernt wahrzunehmen.
Die nächste Phase ist das Formulieren von Emotionen. Das wird in unserer Arbeitswelt häufig nicht gut trainiert. Eine Sprache zu finden, die es zulässt, Gefühle auszudrücken, ohne dafür diskriminiert zu werden.
Emotionen aussprechen zu können, heißt eine Brücke zu schlagen, mit Kollegen und Mitarbeiten in Verbindung zu kommen. Das ermöglicht Kritik- bzw. Feedback-Gespräche wirksam zu führen und auch an Freude teilhaben zu können und Begeisterung weiterzutragen.
Es erleichtert Entscheidungen zu finden, die von einer breiteren Basis getragen werden können.
Und es ermöglicht durch einen guten Austausch, frühzeitig eine Eskalation von Konflikten zu vermeiden.
Das schafft ein vertrauensvolles und wirksames Miteinander.