Die eine, alles entscheidende Hürde: So schreiben Sie eine Top-Bewerbung

Bewerbungen wandern im Unternehmen in der Regel durch viele Hände. Wer es versteht, alle in den Auswahlprozess eingebundenen Personen optimal anzusprechen, hat eine hohe Chance auf Erfolg. Bewerbungscoach Stefan Kiefer verrät, wie Sie Ihre Bewerbung optimal gestalten können.

Wie man eine erfolgreiche Bewerbung schreibt, hängt damit zusammen, wie Bewerbungen gelesen und Mitarbeiter eingestellt werden. Ein Bewerbungsdossier geht nämlich durch viele Hände und alle am Auswahlprozess Beteiligten möchten die Unterlagen möglichst schnell („time is money“) verstehen, um aus ihrer Sicht beurteilen zu können.

Recruiter suchen nach passenden Jobangeboten, Praktikanten treffen eine grobe Vorauswahl, HR-Mitarbeiter prüfen die persönliche Eignung für ein Unternehmen, Fachverantwortliche wollen die Stelleneignung feststellen und Manager haben oft ihre ganz eigene Sicht.

Damit eine Bewerbung erfolgreich wird, muss sie vor allem ein Kriterium erfüllen: Sie sollte für all diese Personen verständlich und in kürzester Zeit lesbar sein. Wenn Sie diese Hürde überspringen und dazu noch die für die ausgeschriebene Stelle geforderten Kompetenzen besitzen, ist die Einladung zu einem persönlichen Gespräch mehr als wahrscheinlich.

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Um zu verstehen, wie man das macht, schlägt man einfach eine Tageszeitung auf. Hier finden sich treffende Überschriften, Artikel, die bereits beim Anlesen preisgeben, worum es geht, und Rubriken, die den Leser beim Durchblättern schnell finden lassen, was ihn wirklich interessiert. Der Erfolg einer Zeitung hängt also nicht nur vom Content ab, sondern auch davon, wie gut und schnell der Leser Zugang zu Informationen erhält.

1. Das Kurzprofil vermittelt den ersten Eindruck

Bewerbungen werden genauso wie Zeitungen selektiv gelesen, und daher sollten sie auch die Gewohnheiten ihrer Leser unterstützen, sonst werden sie zur Seite gelegt, auch wenn der Inhalt noch so gut ist. Konkret heißt das, eine Bewerbung beginnt mit einem Kurzprofil. Das Kurzprofil beinhaltet neben dem Beruf und der Ausbildung des Kandidaten auch das Unternehmen und die Stelle, auf die er sich bewirbt. Weiter enthält es Kontaktmöglichkeiten, persönliche Daten und ein professionelles Bewerbungsfoto, das nicht zu klein gewählt ist. Wichtigstes Element: eine Liste von sechs bis zehn Kernkompetenzen, die zu den geforderten Kompetenzen der Stelle passen. Ein solches einseitiges Kurzprofil erlaubt dem Leser eine erste, richtige Einordnung des Kandidatenprofils. Außerdem wird er die Präsentation als hochprofessionell wahrnehmen und mit diesem guten ersten Eindruck weiterblättern.

2. Nach dem Kurzprofil kommt der Lebenslauf

Der Lebenslauf sollte zwar lückenlos sein, d. h. die auf Monatsbasis datierten Berufsstationen dürfen keine Lücken aufweisen, die mehr als vier Monate umfassen. Aber er muss nicht alle Berufserfahrungen enthalten, die jemals gemacht wurden. Er sollte sich auf solche beschränken, die zur ausgeschriebenen Stelle passen bzw. zu dem Beruf, der im Kurzprofil angegeben wurde.

Auf diese Art wird das dargestellte Profil nicht durch Kompetenzen verwässert, die für den Stellenausschreiber irrelevant sind und der Lebenslauf bleibt kurz. Ein Lebenslauf aus geschickt ausgewählten Fakten passt auf eine Seite und erlaubt dem Leser, die berufliche Entwicklung des Bewerbers mit einem Blick zu erfassen.

Apropos Kürze. Für alle Inhalte, Berufserfahrungen, Kompetenzen, Fortbildungen gilt: Bleiben Sie in einer Zeile. Leser wollen Texte überfliegen und das geht viel besser, wenn sie nicht über das Zeilenende hinausgehen. Die Lesbarkeit lässt sich unterstützen durch Linien, Fettdrucke, kursive Schreibweisen und Abstände, die z. B. eine Berufsstation mit ihren Berufserfahrungen von der nächsten abgrenzt. Findige Verfasser dürfen gerne neue Strukturen erfinden oder sich diese von Texten abgucken, die sie selbst gut lesen können. Die Leser werden es ihnen dadurch danken, dass sie ihre Bewerbung überhaupt erst lesen. Und das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Sie überzeugen können und zum Gespräch eingeladen werden.

3. Wer das eigene Dossier weiter aufwerten will, produziert ein Kompetenzprofil

In einem Kompetenzprofil werden auf ein bis zwei Seiten die eigenen Kompetenzen nach Fachgebieten bzw. Kompetenztypen gegliedert dargestellt, also z. B. Führungskompetenzen, persönliche Eigenschaften, Sprachkenntnisse, Programmiersprachen und die für den jeweiligen Beruf relevanten Fachkompetenzen. Mit einem solchen Kompetenzprofil wird der Leser in Nullkommanichts die Stelleneignung überprüfen können und sich die nachzuweisenden Kompetenzen nicht mühsam aus Berufserfahrungen im Lebenslauf erschließen müssen. Lebenslauf und Kompetenzprofil ergänzen sich optimal.

Mit einem so aufbereiteten Bewerbungsdossier bestehend aus Kurzprofil, Lebenslauf, Kompetenzprofil und etwaigen weiteren Abschnitten, wie z. B. Fortbildungen, schöpft ein Bewerber die eigenen Möglichkeiten voll aus. Unsere Erfahrung aus unserem Cviteo-Bewerbungscoaching ist, dass Bewerber, die ihre Unterlagen nach dieser Methode aufbereitet haben, deutlich mehr Einladungen zu Interviews erhalten. Und auch die sich anschließenden Bewerbungsgespräche verlaufen meist erfolgreich, weil der Bewerber ein klares Bild vom eigenen Profil und den eigenen Berufserfahrungen entwickelt hat, das er auch im Gespräch überzeugend darstellen kann.

Autor: Bewerbungscoach Stefan Kiefer

 

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