Das lässt sich lernen! NEIN sagen. Grenzen ziehen. Eigene Bedürfnisse äußern.

Haben Sie oft Angst, Ihre Mitarbeiter, Chefs und Kollegen zu enttäuschen? Fühlen Sie sich für alle verantwortlich? Schaffen Sie es einfach nicht, Nein zu sagen? Und ziehen so immer neue Aufgaben an?

Das macht Sie sicher im Job und auch im Freundeskreis sehr beliebt. Schließlich zeigen Sie Empathie, helfen, wo es geht und sind für Kollegen und Chefs da. Aber was ist mit Ihnen? Wie schaffen Sie es, sich vor immer neuen Aufgaben abzugrenzen? Wie gelingt es Ihnen, auch auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu schauen? Wirksame Hilfe kennt die TA, die Transaktionsanalyse. Mit ihrem psychologischen Konzept der Antreiber kann es gelingen, die inneren Stimmen, die uns ständig reinreden, zu besänftigen.

Wer immer nur für die anderen da ist, kommt meist selbst zu kurz. Die eigenen Bedürfnisse treten in den Hintergrund und Unzufriedenheit und Stress sind schon vorprogrammiert. Der Weg zum Burnout ist nicht weit. Das gilt vor allem für Führungskräfte. Denn die haben ja mit ihrer Verantwortung für Mitarbeiter und für eigene Projekte gleich mehrere Baustellen zu beackern. Wer sich hier nicht klar und selbstbewusst abgrenzen kann, gerät schnell in echten Stress.

Auch hier sind mal wieder die Antreiber schuld, sagen die Psychologen der TA (Transaktionsanalyse). Diese unbewussten Verhaltensmuster, mit denen wir früher versucht haben, Liebe und Aufmerksamkeit von den Eltern zu gewinnen und die auch heute noch wie eine Schablone unser Leben bestimmen. Entwickelt haben wir diese Antreiber schon sehr früh in unserer Kindheit. Wenn wir oft Sätze gehört haben wie: „Sei brav, pass dich an, sei nicht zu laut“ haben wir mit Sicherheit für uns den „Mach’s recht“ Antreiber verankert, und dem folgen wir – gerade in Stresssituationen – auch heute immer wieder. Und sind immer darum bemüht, dass es den andern gut geht, anstatt auch mal nach uns, unseren Grenzen, unseren Wünschen zu schauen.

Aber: Heute brauchen wir sie nicht mehr, diese Antreiber! Und, das Gute: Mit ein bisschen Übung können wir sie wirklich zähmen. Nicht nur im Kopf verstehen, sondern richtig loswerden.

Drei Schritte, um die Antreiber loszuwerden

1. Schritt Antreiber kennenlernen

Im Business Coaching hört ein geschulter TA Berater sehr schnell heraus, wenn der Klient von seinen Antreibern gequält wird. Sätze wie: „Ich mach das immer wieder, obwohl ich es nicht will.“ Oder „Warum passiert mir das immer wieder?“ oder „Warum schaff ich es nicht, mich abzugrenzen?“ deuten darauf hin, dass der Klient unter stark ausgeprägten Antreibern leidet.

Hier beginnt der Coach zu hinterfragen, welche Stimmen der Klient hört, welchen er immer wieder begegnet und vielleicht schon aus der Erwartungshaltung der Eltern kennt. Insgesamt unterscheidet die TA fünf verschiedene Antreiber, denen konkrete innere Stimmen zugeordnet sind. Empfindet der Klient die folgenden Sätze für sich als zutreffend und quälend, kann ihm dieser Antreiber zugeordnet werden. Eine genaue Bestimmung des Antreibers und der Ausprägung ist über den (im Internet zu findenden, kostenlosen) Antreibertest möglich.

Beeil‘-Dich-Antreiber

– Ich muss mehrere Dinge gleichzeitig erledigen
– Ich darf keine Zeit verlieren
– Ich bin der Motor, der alles voran treibt
– Ich bin ständig in Bewegung und dauernd beschäftigt

Sei-stark-Antreiber

– Ich schaffe das allein
– Ich darf keine Gefühle zeigen
– Ich muss Haltung bewahren
– Zähne zusammen und durch

Sei-perfekt-Antreiber

– Wenn ich etwas mache, dann gründlich und ohne Fehler
– Ich muss noch besser werden
– Ich darf keine Fehler machen

Streng‘-dich-an-Antreiber

– Für Erfolg muss ich hart arbeiten
– Es muss schwer gehen, sonst ist es nicht sinnvoll
– Ich gebe nie auf
– Ich schaffe es auch ohne Hilfe

Mach’s-recht-Antreiber

– Ich möchte akzeptiert und geliebt werden
– Dabei verzichte ich gern auf meine eigenen Interessen
– Ich kann nicht nein sagen
– Ich möchte Harmonie um mich herum

2. Stimmen interpretieren

Mit dem stark ausgeprägten „Mach’s recht“-Antreiber sind Sie empathisch und übernehmen Verantwortung. Sie können gut für andere sorgen und sind meist die treibende Kraft, wenn es darum geht, Teams und Gruppen zusammen zu halten. Das ist wunderbar. Wenn Sie es denn nur schaffen könnten, auch für sich zu sorgen. Grenzen zu ziehen. „Nein“ zu sagen. Denn es ist auf Dauer sehr anstrengend, wenn sie nicht auf ihre eigenen Bedürfnissen eingehen, nur den Konflikten aus dem Weg gehen und nie Ihre eigene Meinung vertreten.

3. Üben und Erlauben

Machen Sie sich immer wieder klar: Es ist unmöglich, bei allen beliebt zu sein. Versuchen Sie sich abzugrenzen. Sagen Sie Ihre Meinung. Lehnen Sie ab, wenn Sie jemand um etwas bittet. Sagen Sie einfach mal „Nein“, und schauen, wie sich das anfühlt. Und suchen Sie nach Ihren Erlaubnissen: Ich darf meine Bedürfnisse spüren und ernst nehmen. Ich bin auch dann ok, wenn andere unzufrieden mit mir sind. Ich darf es mir recht machen.

Fazit:

Schon das Erkunden der Antreiber bringt viel Klarheit. Denn wir verstehen, dass diese inneren Stimmen heute gar nicht mehr gültig sein müssen. Und dass wir sie besänftigen können. Indem wir die passenden Erlaubnisse erarbeiten und im Alltag immer wieder einüben.