Das Zeitalter des digitalen Wandels zeichnet sich vor allem durch eine immer dynamischere Welt aus. Unternehmen haben keine Planungssicherheit mehr. Mit Hilfe digitaler Technologien entstehen komplexe Wertschöpfungsnetzwerke, die nur noch flexibel zu steuern sind.
Wie soll ein Unternehmen darauf reagieren? Die Antwort, die Sie in Vorträgen oder Veranstaltungen zu hören bekommen ist, „werde agil“. Ein schöner Begriff, der die meisten aber zunächst orientierungslos zurücklässt. Schauen wir uns also an, was sich genau dahinter verbirgt und in wieweit Agilität tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg in einer digitalisierten Welt ist.
Ein Verfahren der Softwareentwicklung für produzierende Unternehmen
Agilität bedeutet nichts anderes als „Beweglichkeit“. Agile Organisationen zeichnen sich also durch eine hohe Wandlungsfähigkeit aus und stehen mit ihrer Umwelt im Austausch, um unvorhergesehene Ereignisse oder neue Anforderungen frühzeitig zu erkennen. Wichtig ist hierbei, dass eine agile Organisation nicht passiv reagiert, sondern sich aktiv auf mögliche Änderungen vorbereitet.
Dies stellt viele Organisationen vor große Herausforderungen, zumal vor allem in der produzierenden Industrie optimierte Prozesse bis ins kleinste Detail festgelegt sind, die keine Änderung oder Störung zulassen. Dennoch hat sich das Verfahren einer agilen Entwicklung aus der Softwareindustrie mittlerweile in vielen Bereichen etabliert. Im agilen Verfahren der Softwareentwicklung ist der Weg zum Produkt der Entscheidende, das Entwicklungsteam ist jederzeit bereit, alle Zwischenergebnisse wieder in Frage zu stellen. Dadurch ist es möglich, Fehlentwicklungen frühzeitig aufzudecken und darauf aufbauende Probleme zu vermeiden. Ein wesentliches Merkmal einer agilen Organisation ist also, anstelle einer umfassenden Prozessplanung und Dokumentation den Fokus auf das Produkt und die Leistung, also das Ergebnis zu lenken.
Reaktion auf externe Einflüsse ist entscheidend für eine Produktion der Zukunft
Ein großer Vorteil dieses ständigen Hinterfragens ist, dass die Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber externen Krisen sind. Diese Widerstandsfähigkeit ist eine der Schlüsselfähigkeiten von Organisationen in einem dynamischen Marktumfeld. Während in klassisch organisierten Unternehmen eine Ablaufstörung im Zulieferprozess die gesamte Produktion von Unternehmen zum Erliegen bringt, können agile Unternehmen schnell reagieren.
Mit agilen Fähigkeiten kommen die Potenziale neuer Produktionstechnologien erst richtig zum Tragen. Für eine Produktion in Losgröße 1, die den individuellen Kundenbedürfnissen gerecht wird, sind neue Fertigungsverfahren (z. B. 3D Druck) und modular miteinander vernetzte Fertigungsmaschinen in einer Smart Factory essentiell.
Disruption zu Lasten der Qualität?
Durch Agilität erreichen Unternehmen Ziele oftmals schneller und idealerweise fehlerfrei. Eine Herausforderung ist agile Unternehmenssteuerung aber für das Qualitätsmanagement. Dieses ist in seiner klassischen Ausprägung ebenfalls prozessorientiert und ist damit nicht in der Lage, agile Ansätze zu berücksichtigen. Die Reaktion der Qualitätsmanager ist folglich, dass sie Disruption und agile Prozesse ablehnen mit Verweis auf die fehlenden Kontrollstandards.
Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihr Verständnis von Qualitätsmanagement neu definieren müssen. Davon ausgehend, dass ein agiler Prozess bestimmten Regeln folgt und klare Rollenverantwortung hat, rücken die Mitarbeiter in den Fokus.
Der Mensch im Mittelpunkt, Kreativität für agile Prozesse nutzen.
In Organisationen ohne Agilität werden Prozesse definiert und Werkzeuge zum Einsatz gebracht. Dabei ist die wertvollste Ressource einer Organisation der Mensch, mit seiner Kreativität und der Fähigkeit sich zu vernetzen, kann er selbst auf außergewöhnliche Situationen reagieren und eine neue Lösung erarbeiten. Selbst in ausweglos erscheinenden Situationen, wie bei der Mission der Apollo 13, als 3 Astronauten in einem defekten Raumschiff gefangen waren, ist gelungen eine völlig neue Lösung zu erarbeiten, die letztendlich die Rettung ermöglichte.
Kern dieser Erarbeitung war der Einsatz individueller Kreativität kombiniert mit intensiver Interaktion. Ein weiteres wichtiges Merkmal war der hohe Druck in dem Projekt, da das Leben der Astronauten konkret in Gefahr war. An diesem Beispiel kann jedes Unternehmen lernen, dass sie den Mitarbeitern /innen die Möglichkeit der Interaktion geben müssen, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Druck entsteht wiederum durch einen Zeitrahmen und die Qualität wird um einen Prozessverantwortlichen sichergestellt.
Es geht für agile Unternehmen darum, Zukunftspläne zu erstellen und damit den Mitarbeitern Raum für eine Zukunftsorientierung einzuräumen. Aus Sicht der Unternehmensleitung bedeutet das, die Entscheidungswege zwischen Mitarbeiter und Führungskräften zu verkürzen. Nutzen Sie die technologischen Möglichkeiten, die es heute softwaregestützt für die Unternehmensorganisation gibt. Besinnung auf die eigenen, in der Vergangenheit angesammelten Stärken ist der Kern für die Fähigkeit der Weiterentwicklung.
Fazit – wer agil sein möchte, fängt heute damit an
In einem AgilEcosystem haben vor allem die Unternehmen gute Chancen, die ihre Organisationskultur auf agiles Arbeiten anpassen. Das fängt bei der Führung an, die in der Lage sein muss, die Wandlungsfähigkeit der Organisation zu stärken und geht bis zu jedem einzelnen Mitarbeiter, der sich aktiv mit seiner Kreativität in die Unternehmensentwicklung einbringen soll. Im agilen Unternehmen gibt es keinen einzelnen Verantwortlichen, sondern nur das erfolgreiche Unternehmen mit vielen guten Mitarbeitern, die Verantwortung für (Teil-)Ergebnisse übernehmen.
Was heißt das konkret für Sie als Unternehmer? Fangen Sie noch heute damit an! Ein erster Ansatzpunkt könnten die zahlreichen Meetings sein. Gestalten Sie diese wie agile „Sprints“, kürzen Sie diese um 50% und geben Sie jedem die Chance, kurz über die Hindernisse zu sprechen, die ihm zur Erfüllung der Aufgabe im Wege stehen zu benennen.