Kennen Sie das? Die Konzentration lässt nach und man fühlt, dass da nichts mehr in den Kopf reinpasst. Die Schubladen im Kopf gehen nicht mehr zu und nachts fällt alles wieder raus. Und Sie sind die ganze Nacht mit dem Sortieren Ihrer Gedanken beschäftigt.
Wir werden mit Informationen zugeschüttet und sind ständig präsent. Besonders vielseitig interessierte Menschen leiden dann unter dem Informationsstress. Sie meinen, nicht mehr alle Informationen aufnehmen und verarbeiten zu können. Die Gedanken kreisen – auch in der Nacht.
Da wird es Zeit, die eigenen Gedanken wieder in die eigenen Hände zu nehmen.
– Hinterfragen Sie, ob die jeweilige Informationen für Sie Relevanz haben.
– Können Sie Verlockungen widerstehen?
– Können Sie wichtige von weniger wichtigen Dingen unterscheiden?
– Wenn Gedanken störend werden, können Sie diese wegschieben?
– Wie steht es um Ihre Werteskala und die Zuordnung von Informationen?
– Hinterfragen und prüfen Sie relevante Informationen?
– Sind die Informationen für Sie und Andere nutzbar?
– Können Sie verallgemeinern und können Sie Verallgemeinerungen erkennen und deuten?
– Können Sie abstrahieren?
Ich ergänze diese Fragen, die einer wissenschaftlichen Studie und einer Veröffentlichung im European Management Journal, 35, 2017 entstammen.
Haben Sie Strukturen in Ihrem Alltag, die Zeiträume für Informationsbeschaffung und -verarbeitung eingrenzen?
Ist das Handy schon beim Frühstück dabei, um Nachrichten, Newsletter, Posts und Mails zu checken? Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten und die, die mit Ihnen am Tisch sitzen. Ein gesittetes Tempo beim Essen heißt, ausreichend Energiereserven für den Tag anlegen und Zeit zum Kauen zu investieren, erspart dann Magengrummeln den Tag hindurch. Auch das Gehirn profitiert davon. Eine freundliche Unterhaltung mit den Familienangehörigen öffnet mitunter die Augen für die wirklich wichtigen Dinge, die anstehen und sollte doch immer einen Tag positiv einläuten.
Haben Sie ein festes Ritual, in dem in regelmäßigen Abständen alles zur Relevanzprüfung auf den Tisch kommt und aufgeräumt wird?
Vereine, zu denen man schon lange keinen Kontakt mehr hat, zu denen man sich widerwillig hinschleppt oder wo es Zeit wird, dass mal ein Anderer das Ruder übernimmt, sollte man auf Sinn oder Unsinn für das eigene Leben abklopfen. Dann lieber ein Mal im Jahr eine ordentliche Spende schicken. Wo und wie investieren Sie Zeit und Gedanken? Wenig ist oft mehr. Also weniger und dafür richtig!
Haben Sie Menschen in Ihrem Umfeld, mit denen Sie Ihre Gedanken aufarbeiten können?
Geht es Ihnen auch so, dass Sie von Menschen mit irgendwelchen Informationen, Bildchen, Videos und Sonstwas zugeschmissen werden. Es raubt Zeit und reibt auf. Man ist in der Filterblase. Wollen Sie das? Dann machen Sie klare Ansagen und im Notfall den Riegel davor. Wichtig sind die Menschen, mit denen man über Themen von Angesicht zu Angesicht reden kann. Die zuhören, eine eigene Meinung haben und auch die Meinung Anderer aushalten können. Oft hilft auch der Input eines Freundes, Dinge besser einzuordnen und zu verstehen.
Stellen Sie sich bei konfliktträchtigen Informationen auch einmal gedanklich auf die andere Seite?
Was sagt mir diese Information? Was sagt mir der, der sie mir gibt? Was ist seine Intension dahinter? Schlüpfen Sie ab und zu in die Rolle des Anderen. Es lohnt sich! Gerade in Konfliktsituationen ergeben sich somit ganz neue Einblicke.
Haben Sie ein inneres Ablagesystem, wo Informationen zu einem für Sie wichtigen Themenkreis abgelegt werden könnten?
Stellen Sie sich ein Regal mit Ordnern Ihres Lebens vor. Meine Familie, mein Haus und Garten, meine Stadt, mein Job, meine Hobbys, meine Interessen. Legen Sie fest, was Sie interessiert und ordnen Sie danach Ihre Informationsverarbeitung.
Wie stark sind Sie bei sich selbst, wenn es darum geht, auch einmal in einem Gespräch nicht auf dem aktuellen Stand zu sein?
Man muss nicht über alles Bescheid wissen. Es ist keine Schande, wenn man im Gespräch mit Freunden oder Kollegen sagt, dass man das Thema interessant findet, aber selbst nicht auf dem Laufenden ist. Fragen Sie nach. Ihr Gegenüber wird mit Begeisterung berichten und fühlt sich als gefragter Fachmann.
Räumen Sie auch mal in Ihrem Freundeskreis auf?
Auch hier gilt – weniger ist mehr. Achten Sie darauf, dass es zwischen Nehmen und Geben ausgeglichen verläuft. Wenn Sie nach einem Treffen geschafft und genervt zu Hause in den Sessel fallen, wir es Zeit, die Liste etwas auszudünnen. Wenn belangloses Geschwätz oder endlose Selbstinszenierungen nicht mehr in Kopf und Herz wollen, dann in den Müll damit. Weniger und echte Freunde sollten hingegen die ihnen nötige Aufmerksamkeit bekommen.
Wer aufgeräumt hat, kann neu ordnen!
Nun haben Sie herausgearbeitet, was Ihnen lieb und wert ist. Geben Sie dem Raum, indem Sie Zeiten dafür festlegen. Und vor allem – vergessen Sie sich selbst nicht dabei. Das heißt, legen Sie Zeiten fest, die nur Ihnen gehören. Laufen Sie durch den Wald, hören Sie ihre Lieblingsmusik, legen Sie sich in die Sonne, lesen ein amüsantes Buch oder was Ihnen sonst noch Entspannung bringt. Mir begegnen immer mehr Menschen, die gar keinen Fernseher mehr anschalten, die abends lieber mit anderen Menschen zusammensitzen und im Gespräch den Tag ausklingen lassen oder sich künstlerisch betätigen, die im Urlaub konsequent das Handy aus lassen.