„Macht Eure Webseite primär fit für mobile Internet-Suchabfragen, denn über 50 Prozent der Suchabfragen erfolgen inzwischen per Smartphone und Tablet.“ Diesen Rat geben viele Online-Marketing-Agenturen ihren Kunden.
Entsprechend viele Webseiten, die als sogenannte One-Pager konzipiert sind, findet man inzwischen im Netz – insbesondere von Kleinunternehmern und persönlichen Dienstleistern wie Trainern und Coaches.
Diese Seiten zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie
– in der Regel aus vielen Bildern und wenig Text bestehen und
– die zentralen Inhalte auf eine Seite, die Homepage der Webseite, gepackt sind, von der aus man dann eventuell über einen Link zu weiterführenden Infos gelangt.
One-Pager nerven bei der gezielten Info-Suche
Ein weiteres Kennzeichen dieser Webseiten ist: Im Kopf der Homepage, also auf der Startseite, steht entweder kein Menü, was auch nicht nötig ist, weil entsprechende Unterseiten fehlen. Und wenn ein solches doch vorhanden ist? Dann springt die Seite, wenn man einen Menupunkt anklickt, nur auf die entsprechende Stelle auf der Homepage.
Webseiten, die so konzipiert sind, mögen „modern“ und für Personen, die mit ihrem Smartphone im Internet unterwegs sind, ganz nett sein. Doch für Besucher, die in ihrem Büro am PC sitzen und sich zum Beispiel über einen Coach oder Trainer und dessen Leistungen informieren möchten, sind sie eine Qual. Denn wenn im Kopf der Webseite ein Menü fehlt, können sie, wenn sie sich zum Beispiel über die Seminarangebote eines Trainers informieren möchten, die betreffenden Seiten nicht direkt anklicken. Sie müssen stattdessen den Endlos-Text- und-Bild-Bandwurm auf der Homepage durchscrollen, bis sie endlich eventuell auf die gewünschten Infos stoßen. Das nervt. Zumal man die gewünschten Infos, wenn man die Webseite ein, zwei Tage erneut aufsucht und/oder anderen Personen zeigen möchte, nicht schnell wiederfindet.
One-Pager lassen sich kaum für Websuche optimieren
Hinzu kommt: Da die One-Pager keine Unterseiten haben, kann man sie auch nur auf ein, zwei Suchbegriffe suboptimal optimieren – auf mehr Begriffe beziehungsweise ein breiteres Begriffsfeld nicht, denn hierfür wären weitere Unterseiten nötig. Entsprechend schwer findet man die meisten One-Pager bei der Suche im Netz.
Deshalb kann man solche Webseiten eigentlich nicht für die Interaktion mit potentiellen Kunden empfehlen.
Coaches und Trainer brauchen eine normale, informative Webseite
Alle anderen persönlichen Dienstleister, die etwas mehr zu sagen haben und deren Leistungen nicht nur aus ein, zwei Standardvorträgen bestehen, seien vor dem Konzipieren einer solchen Webseite gewarnt. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die im B2B-Bereich tätig sind.
Denn es stimmt zwar, dass inzwischen die meisten Internet-Suchabfragen mobil erfolgen. Doch auf wen entfällt der Großteil dieser Suchabfragen? Auf Privatpersonen, die zum Beispiel
– zu Hause am Kaffeetisch sitzen und das Wetter googeln, oder
– auf dem Sofa liegen und sich über die aktuellen Angebote bei Ebay informieren möchten, oder
– im Bus die neusten, aufgewärmten Sensations-Meldungen lesen oder schauen.
Im B2B-Bereich dominieren die Besucher von stationären Endgeräten
Wer hingegen jobbedingt zum Beispiel nach einer Changeberatung oder einem Vertriebscoaching oder einem Lean-Management-Seminar oder Projektmanagement-Training sucht, der macht dies nicht in seiner Freizeit vom Sofa aus, sondern im Büro an seinem PC.
Deshalb kommen bei Coaches und Trainern 70 bis 80 Prozent der organischen Besucher ihrer Webseite – also der Besucher, die aktiv im Netz nach etwas am Suchen waren und somit potenzielle Neukunden sind – auch heute noch über Desktop-Geräte und nicht über mobile Endgeräte auf die Webseite. Dies gilt auch für die Seiten, die primär für Mobilgeräte optimiert sind. Bei ihnen ist zudem die Zahl der organischen Besucher meist recht niedrig, da man ja zumindest die One-
Pager unter ihnen bei Google & Co kaum findet. Deshalb kommen auf ihre „mobile Webseite“ meist nur Personen, mit denen sie ohnehin in Kontakt stehen und denen sie vorab eine Info zum Beispiel via Facebook oder XING sandten. Potenzielle Neukunden jedoch nicht.
Besucher über stationäre Endgeräte verweilen deutlich länger
Und schaut man, wie lange die Besucher auf der Webseite verweilen, dann stellt man fest: Die Verweildauer der Besucher, die über Desktop-Geräte kommen, ist in der Regel fünf- bis sechsmal so hoch wie die der Besucher, die über mobile Endgeräte kamen.
Die „mobilen“ Besucher sind entweder (Privat-)Personen, die irrtümlich auf der Seite gelandet sind und sich gar nicht für die dort angebotenen Leistungen interessieren, oder es ist ihnen zu mühsam, das, was der Coach oder Trainer über das Thema Change-, Projekt-, Lean- oder Vertriebsmanagement schreibt, auf dem kaum mehr als eine Zigarettenschachtel großen Display ihres Smartphones zu lesen. Also verabschieden sie sich wieder, im Idealfall mit dem Vorsatz: Diese Webseite schaue ich mir, wenn ich im Büro bin, noch einmal genauer an – was vermutlich selten geschieht.
Fürs Geschäft sind die mobilen Besucher kaum relevant
Deshalb kann die Botschaft an alle Coaches und Trainer, die im B2B-Bereich tätig sind, nur lauten: Entscheidend ist, dass die Personen, die in den Büros an Desktop-Geräten sitzen, Ihre Webseite nicht nur bei der Netzsuche schnell finden, sondern auch auf dieser die Inhalte, nach denen sie suchen. Tendenziell vernachlässigen können Sie hingegen die Handy-Nutzer, die zuhause auf dem Sofa sitzen. Denn die kaufen Ihr Produkt bzw. Ihre Leistung ohnehin nicht – zumindest nicht in ihrer Freizeit.
Zum Autor: Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation mit Bernhard Kuntz, Geschäftsführer der PRofilBerater GmbH, Darmstadt, die Trainer, Berater und Coaches bei ihrer Selbstvermarkung unterstützt. Kuntz ist u. a. Autor des Marketing-Ratgebers „Die Katze im Sack verkaufen“, „Fette Beute für Trainer und Berater“ und „Warum kennt den jeder?“.
Internet: www.die-profilberater.de