Für viele Unternehmen ist heutzutage Veränderung allgegenwärtig und eine ständige Herausforderung. Ununterbrochen müssen sie sich an neue Rahmenbedingungen anpassen. Doch wie kann man unter solchen Bedingungen Projekte planen und Ziele definieren? Es braucht eine Unternehmensführung, die den heutigen Herausforderungen mit einer funktionierenden Fehlerkultur begegnet.
Der Wert des Scheiterns
Wir Deutschen sind Perfektionisten und Sicherheit gehört zu einem unserer obersten Gebote. Wir hassen es, Fehler zu machen und möchten so viel wie möglich im Voraus planen. Doch angesichts der heutigen ständig wechselnden Rahmenbedingungen ist all das kaum noch möglich und Fehler lassen sich leider nicht mehr vermeiden. Durch Stigmatisierung ist es für viele gescheiterte Gründer schwer, wieder eine feste Stelle auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu bekommen. Jemand, der einmal insolvent war, wird im schlimmsten Fall als Versager abgestempelt, der es zu nichts bringt. Die USA hingegen wissen um den Wert von solchen Persönlichkeiten. Daher gilt dort Insolvenz als ein Merkmal für Erfahrung, Mut und Selbstvertrauen. Gescheiterte Gründer, die ihre negativen Erfahrungen reflektiert und eigene Erkenntnisse aus ihnen gewonnen haben, können Unternehmen bedeutend voranbringen. Sie denken unternehmerisch, halten Druck aus und haben eine starke, gereifte Persönlichkeit. Sie können um die Ecke denken und den Kollegen ihre persönlichen Erkenntnisse vermitteln, sodass sowohl die Menschen im Unternehmen als auch das Unternehmen selbst sowie seine Produkte oder Dienstleistungen von den Erfahrungen dieser Person profitieren können.
Einen offenen Umgang mit Fehlern lernen
Wir müssen lernen, Fehler und gescheiterte Projekte anzunehmen und weder uns noch andere für ebensolche zu verurteilen. Denn nur, wenn wir sie annehmen und ihnen offen gegenübertreten, ist es uns möglich, sie zu analysieren und aus ihnen zu lernen. Möglichkeiten, wie man mit Fehlern umgehen und aus ihnen lernen kann, werden in sogenannten „FuckUp-Nights“ aufgezeigt, die sich an Startup-Unternehmer und Studenten aus der ganzen Welt richten. Hier berichten gescheiterte Gründer über ihre eigenen Erfahrungen des Scheiterns und teilen ihre daraus gewonnenen Erkenntnisse. So können Jungunternehmer von den Fehlern und Erfahrungen anderer lernen. Das Besondere an diesen Veranstaltungen ist, dass hier niemand Angst haben muss, für seine Fehler verurteilt zu werden. Ganz im Gegenteil: Mit aufrichtigem Interesse und Respekt begegnen die Teilnehmer dem Redner und seinen Erfahrungen. So kann ein offener, fruchtbarer Dialog entstehen, von dem beide Seiten profitieren.
Integration einer funktionierenden Fehlerkultur in Ihrem Unternehmen
Ist Ihr Unternehmen von ständiger Veränderung geprägt, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als die Unternehmensführung entsprechend anzupassen. Ein wesentlicher Punkt hierbei ist die Integration der bereits erwähnten modernen Fehlerkultur. Das heißt, sie müssen lernen, einen offenen Umgang mit Fehlern zu leben. Folgende Schritte zeigen Ihnen auf, wie Sie dies umsetzen können:
1. Fehler annehmen
Machen Sie sich selbst und Ihren Mitarbeitern klar, dass Fehler dazu gehören bzw. diese ein Teil des Prozesses sind und verurteilen Sie weder sich selbst noch Ihre Mitarbeiter für begangene Fehler. Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise Angst vor destruktiver Kritik oder gar dem Verlust des Jobs haben muss, weil er einen Fehler gemacht hat, bringt dies weder den Mitarbeiter noch das Unternehmen weiter.
2. Gemeinsame Analyse
Fehler sollten offen und klar zwischen Ihnen und ihrem Mitarbeiter angesprochen werden, um gemeinsam die Ursachen für diese erkennen und gemeinsam eine Lösung für die Zukunft finden zu können.
3. Offener Austausch im Unternehmen
Die FuckUp-Nights können Unternehmern als Vorbild dienen, um etwas Ähnliches im eigenen Unternehmen einzuführen. Hier könnte sich anbieten, eine Art Forum ins Leben zu rufen, in dem sich Unternehmer und Mitarbeiter, ungeachtet ihrer Position, untereinander über Fehler austauschen und auf diese Weise voneinander lernen können.
Diese Schritte schaffen Vertrauen in das Unternehmen und in sich selbst bzw. die eigenen Lernprozesse. Gleichzeitig beseitigt es die Angst vor Fehlern, weil gelernt wird, konstruktiv und offen mit ihnen umzugehen und sie letztendlich in einen Vorteil für das Unternehmen zu transformieren.