Kunden gewinnen um jeden Preis – da greifen Vertriebler aller Art gerne zu ungewöhnlichen Mitteln, auch im Internet. Doch führen plumpe Mailings, an den Haaren herbeigezogene Kooperationen oder ominöse Angaben in Profilen auf Social Media Plattformen tatsächlich zu neuen Kunden und dauerhaften Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe? Holger Ahrens, Coach für digitales Selbstmarketing, erklärt den angemessenen Umgang mit digitalen Business-Kanälen.
Ob Sie wollen oder nicht – die Angaben in Ihren Profilen oder Internetseiten zahlen bei Betrachtern auf Ihr Reputations-Konto ein – oder eben nicht. Gerade als Coach ist Ihnen das bewusst und so feilen Sie aufwendig an jeder kleinen Stelle. Doch denken Sie dabei auch wirklich an den Fisch, dem der Wurm schmecken soll – und wissen Sie eigentlich, was Sie angeln wollen?
Zu oft sind Online-Profile in den Business-Portalen geradezu überoptimiert, überhäuft von suggestiven Nachrichten, Informationen und übertriebener Selbstdarstellung. Die verknüpften Internetseiten setzen das noch fort.
Wie wäre es mit weniger Druck, entspannter und angemessener Kommunikation? Angemessene Kommunikation lohnt sich und erschließt Ihnen neue Kundengruppen, die zwar nicht riesig sind, dafür aber zahlungskräftig und an langfristigen und partnerschaftlichen Beziehungen interessiert, die über einen kurzen Verkaufskontakt hinaus gehen.
Senden Sie kleine Signale
Schon mit kleinen Signalen kann man Besuchern auf Profilen und Internetseiten offene oder unterschwellige Impulse und Informationen geben, die den Aufbau von positiven Beziehungen unterstützen und Ihr Bild beim potenziellen Kunden prägen. Folgende Punkte sollten Sie beachten:
1) E-Mail-Adressen und Telefonnummern
Schreiben Sie noch dillbert77 (at) t-online.de ohne aktive Verknüpfung der E-Mail-Adresse? Haben Sie Angst vor Spam-Nachrichten oder die Einrichtung einer E-Mail-Weiterleitung war beim Webdesigner nicht mehr im Preis drin? Das schreckt Kunden von einer Kontaktaufnahme ab. Machen Sie sich daher frei von diesen Befürchtungen, denn eine Verknüpfung lohnt sich.
Auch die Telefonnummer lässt tief blicken: Das +49 wird erst dann sinnvoll, wenn man auch internationale Kundschaft ansprechen möchte. Ansonsten bleiben Sie auf dem Teppich und bei der klassischen Vorwahl, die auch der Kunde um die Ecke schnell und einfach lesen kann.
2) Kontakte teilen und ein gesundes Maß finden
Sie verstecken in den Business-Portalen Ihre Kontakte, obwohl Sie weder IT-Leiter noch Rechtsanwalt oder Arzt sind? Oder protzen umgekehrt mit tausenden Kontakten? Bei beiden Varianten kommt man als potenzieller Kunde ins Zweifeln: Hat der Coach überhaupt Kontakte und ist er ein offener Netzwerker? Oder soll ich unsichtbarer Kontakt Nummer 7.390 werden? Geben Sie Ihre Kontakte ehrlich an und übertreiben Sie es nicht.
3) Impressum: Mehr als nur Pflicht
Ein Impressum anzulegen ist zwar nervig, aber ein Zeichen von Rechtschaffenheit. Daher: Ja, es muss sein.
Auf der Homepage und in sozialen Netzwerken ist die Anbieterkennzeichnung unvermeidbar und bei Fehlen ein Abmahngrund für Mitbewerber. Gerade bei XING ist das Impressum außerdem die Chance, seine Telefonnummer und E-Mail-Adresse einfach für potenzielle Kunden verfügbar zu machen.
4) SEO in Balance
Sie wollen um jeden Preis gut bei Google gefunden werden und optimieren Ihre Profile um jeden Preis? Versuchen Sie doch mal mit wenigen Worten und klaren Formulierungen, wofür Sie stehen und was Sie suchen. Da ist weniger mehr und konkrete Fragen führen zu konkreten Antworten, konkrete Angebote zu konkreten Kunden.
Machen Sie Ihre Profile angemessen lesbar für Menschen. Mit überoptimierten Profilen kommen Sie nicht weit, da am Ende ein Mensch und keine Maschine Beziehungen knüpft und Ihre Leistungen verstehen und kaufen möchte.
5) Felder und Funktionen nicht missbrauchen
Werbung – zumindest unangemessene – vergrault Kunden. Missbraucht man Felder und Bereiche seines Profils für Daten und Informationen, die da nicht hingehören, ist das meistens (keine Regel ohne Ausnahme) wenig hilfreich und lässt schnell an der Rechtschaffenheit des Autoren zweifeln. In Ihrer Außensicht erscheinen Sie dadurch eher wie ein Marktschreier, der Ihnen noch zwei Orangen obendrauf packt, wenn Sie nur schnell genug zugreifen.
Auch das stetige Überschütten Ihres Netzwerkes mit Profiländerungen, die keine sind, führt eher zu Verdruss als vertrauensvollem Austausch und Networking mit Niveau.
6) Experten und Spezialisten
Gerade in diesen Zeiten des steten Wandels kann niemand alles wissen. Aber viele behaupten, die ultimative Lösung für alles und jeden zu haben. Das ist wenig realistisch und nur ein hohles Akquise-Versprechen. Experte genannt zu werden, ist eine Ehre – selbst sollte man von diesen und ähnlichen Superlativen absehen.
Die Kunden, die man verdient
Sie sehen: Durch Ihre Inhalte und Kommunikation – aktiv wie auch passiv, bewusst wie auch unbewusst – bestimmen Sie selbst, welche Kunden sich angesprochen fühlen und zu Ihnen finden.
Finden Sie Ihren Weg und Ihr Maß! Am Ende bekommen Sie so die Kunden, die Sie verdienen.