Die Zielgruppe der sogenannten Millennials stellt Unternehmen zunehmend vor Herausforderungen. Junge Mitarbeiter fühlen sich nicht an Arbeitgeber gebunden und haben hohe Anforderungen an den eigenen Job. Alt bewährte Mittel wie mehr Gehalt ziehen bei diesen Mitarbeitern nicht. Business-Coach Ulrich Watermann weiß, worauf es Millennials ankommt und wie Sie diese Mitarbeiter an sich binden.
Die Millennial Survey 2016, eine repräsentative Studie der Unternehmensberatung Deloitte, kommt zu beunruhigenden Erkenntnissen: Millennials (Arbeitnehmer geboren nach 1982) mit einem abgeschlossenen Studium zeigen wenig Loyalität gegenüber ihren Arbeitgebern. 60% planen, Ihren Arbeitgeber innerhalb der nächsten fünf Jahre zu verlassen; 25% bereits innerhalb des nächsten Jahres.
Die Auswirkungen der Wanderbereitschaft in der Generation der unter 35-jährigen wird durch die Entwicklung der Arbeitnehmerzahlen auf dem deutschen Arbeitsmarkt verschärft. So geht McKinsey für das Jahr 2020 von 2,4 Mio. unbesetzten Arbeitsplätzen aus. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert für das Jahr 2025 sogar 5,4 Mio. unbesetzte Arbeitsplätzen.
In diesem nicht gesättigten Markt werden wandernde Arbeitnehmer auf eine Fülle attraktiver Alternativen stoßen und sich dadurch weiter ermutigt fühlen, ständig auf der Suche nach einem besseren Angebot zu sein.
Für Arbeitgeber bedeutet dies, dass ein hoher Einarbeitungsaufwand bei kurzer Verweildauer den wichtigsten Erfolgsfaktor der Unternehmen deutlich verteuert. Hinzu kommen steigende Gehälter angesichts des zunehmend knappen Angebots an qualifizierten Arbeitskräften.
Das ist Millennials wichtig
Wonach aber suchen die Nomaden der Arbeit? Was motiviert sie, zu bleiben? Auch hierauf bietet die Millennial Survey 2016 Antworten. So treffen junge Arbeitnehmer, die länger als fünf Jahre bei einem Arbeitgeber bleiben, überproportional häufig folgende Aussagen über Ihren Arbeitgeber:
1. Die Arbeit hat ein hohes Maß an Sinnhaftigkeit über den finanziellen Erfolg hinaus.
2. Es gibt ein hohes Maß an Gleichberechtigung und Einbeziehung über die eigene Aufgabe hinaus.
3. Die Kommunikation ist offen und transparent.
4. Es herrscht eine Kultur der gegenseitigen Unterstützung und Toleranz.
5. Es wird aktiv zur Suche nach neuen Ideen ermutigt, unabhängig vom Alter und über alle Tätigkeitsfelder hinweg.
6. Die Ambitionen der jüngeren Arbeitnehmer werden verstanden und unterstützt.
Dem gegenüber stehen die überproportional häufigen Aussagen derer, die weniger als fünf Jahre bei Ihrem Arbeitgeber bleiben:
1. Profit und finanzielle Ergebnisse gehen allem anderen vor.
2. Im Mittelpunkt steht immer die aktuelle Aufgabenstellung mit wenig oder garkeiner Zeit, Neues zu lernen und zu entdecken.
3. Die Arbeit ist stark durch die Einhaltung von Fristen getrieben.
4. Arbeitszeit und -ergebnisse werden genau überwacht.
Schafft es ein Unternehmen nicht, Loyalitätstreiber in die Arbeitswelt zu integrieren, so steht es im schlimmsten Fall vor folgenden Herausforderungen:
– Alle fünf Jahre müssen mehr als die Hälfte der Fach- und Führungskräfte ersetzt werden
– Sinkende Projektkapazität
– Sinkende Kompetenzbilanz relativ zu den Mitbewerbern
– Rückläufiges Auftragsvolumen
– Fallender Unternehmenswert
– Sinkende Attraktivität des Unternehmens für Kunden und Arbeitnehmer
So gehen Sie auf richtig auf junge Mitarbeiter ein
Um junge Mitarbeiter an sich zu binden reicht es schon lange nicht mehr aus, gute Gehälter zu zahlen und sich auf den Ruf des Unternehmens zu verlassen. Viel mehr gilt es,
– zu begreifen, dass mit den Sichtweisen und Strukturen der Vergangenheit, die Zukunft nicht zu gestalten ist. Aus Hierarchie, monetären Anreizen, starren Stellenbeschreibungen, festen Arbeitszeiten, Besitz- und Status-Denken muss Herausforderung, persönliche Entwicklung, Sinnhaftigkeit und Flexibilität werden. Denn Millennials arbeiten nicht für einen Arbeitgeber, sondern für sich selbst. Sie bleiben nur so lange im Unternehmen, solange sie sich weiterentwickeln können und sie suchen sich den Arbeitgeber aus, der dem was ihnen wichtig ist, am nächsten kommt.
– insbesondere der jungen Generation offen, wertschätzend und auf Augenhöhe zu begegnen. Das heißt unter anderem: beobachten statt werten, zuhören und fragen statt reden, Neugier und Interesse statt alles besser zu wissen.
– die innere Motivation und Ambition insbesondere der jungen Mitarbeiter zu verstehen und sie auf diesem Weg zu fördern. Denn beispielsweise das Fördern von Führungsambitionen bringt Loyalität, so eine weitere Erkenntnis der Millennial Survey 2016.
Fazit
Aus den Aussagen der Millennial Survey 2016 wird es ganz deutlich: Die junge Generation möchte einen Unterscheid machen, begeistert und mitgenommen werden. Sie hat Schwierigkeiten, Autorität allein aufgrund einer Funktion im Unternehmen anzuerkennen, und das zu Recht. Respekt hingegen bringt Sie denen gerne entgegen, die sich diesen ungeachtet ihrer hierarchischen Position erarbeiten. Wer junge Menschen erfolgreich führen möchte, muss also Sog statt Druck erzeugen.