Auch Führungskräfte sind nur Menschen und so kommt es manchmal vor, dass sie nicht zu 100 Prozent fair handeln. Eine neue Studie beweist jetzt aber: Für Betroffene kann das sogar zum Vorteil werden.
Immer wieder passiert es im Arbeitsleben, dass Führungskräfte einen Mitarbeiter unfair behandeln. Manchmal steckt eine Fehlkommunikation hinter diesem Verhalten. Manchmal hat der Chef vielleicht einfach einen schlechten Tag. Manchmal wurde die Kritik vom Empfänger schlichtweg falsch aufgefasst. Gründe für solche Konflikte kann es viele geben. Aufgrund der höheren Machtposition des Vorgesetzten kommt es aber in der Regel nicht zur offenen Auseinandersetzung. Stattdessen fühlt sich der betroffene Angestellte hinterher oft frustriert oder wütend. Kommt eine solche unfaire Behandlung aber nur in Ausnahmefällen vor und ist nicht die Regel, gibt es nicht unbedingt einen Grund für negative Emotionen. Denn eine neue Studienreiheaus den USA beweist nun: Viele Führungskräfte haben durchaus ein Bewusstsein für ihr eigenes Fehlverhalten und fühlen sich anschließend schuldig. Folglich möchten sie ihren Fehler bei der betroffenen Arbeitskraft wieder gut machen, was für diese zum Karrierevorteil werden kann.
Nicht alle, aber viele Führungskräfte haben ein Schuldbewusstsein
Natürlich gibt es auch in der Chefetage schwierige – in vielen Fällen narzisstische – Persönlichkeiten, welche sich keine Fehler eingestehen möchten, sei es bewusst oder unbewusst. Dennoch sind Führungskräfte auch nur Menschen, welche sich zwar manchmal inkorrekt verhalten, dieses Fehlverhalten anschließend aber auch erkennen können. Wenn sie zum Beispiel einen Mitarbeiter bei der Beförderung übergangen oder vor den Kollegen herabgewürdigt haben, empfinden sie anschließend ein schlechtes Gewissen und den Drang, das Gleichgewicht im Sinne der Fairness wiederherzustellen. Die einen entscheiden sich in diesem Fall für eine simple Entschuldigung. Die anderen sind hingegen zu Zugeständnissen bereit oder beginnen sogar, ins andere Extrem umzuschwenken und den Mitarbeiter gezielt zu bevorzugen. Jetzt wäre vielleicht der optimale Zeitpunkt, um nach einer Gehaltserhöhung oder neuen Verantwortungsbereichen zu fragen. Vielleicht sollten Sie sich also das nächste Mal sogar freuen, wenn Ihr Chef sich falsch verhalten hat – vorausgesetzt eben, er gehört zur einsichtigen „Sorte“ der Führungskräfte.
Menschen möchten in erster Linie ihr Selbstbild bewahren
Interessant ist zudem die Erkenntnis, dass diese Bereitschaft zur Wiedergutmachung nicht aus Nächstenliebe resultiert. Stattdessen verletzen die Führungskräfte durch ihr Fehlverhalten ihr eigenes Selbstbild als fairer und bestenfalls fehlerfreier Mensch. Mit dem Versuch, das Gleichgewicht wiederherzustellen, möchten sie also ihr verletztes Selbstbild retten. Aus diesen Grund neigen vor allem Führungskräfte mit hohen Moralvorstellungen dazu, unfair behandelte Mitarbeiter anschließend zu bevorzugen. Andersherum legt ein Chef, der öfter und ohne innere Hemmungen unmoralisch handelt, ein solches Verhalten nicht, nur selten oder mit eigennützigen Hintergedanken an den Tag – aus Angst beispielsweise, dass Sie sein grobes Fehlverhalten melden könnten und dieses für ihn negative Konsequenzen nach sich zieht.
Wie sollten Sie als betroffener Mitarbeiter mit der Situation umgehen?
Was Sie aus diesen Erkenntnissen lernen können, ist folgendes Fazit: Wenn Ihr Chef Sie unfair behandelt, können Sie eine Menge über dessen Persönlichkeit erfahren. Entschuldigt er sich anschließend oder bevorzugt Sie sogar, handelt es sich um einen Menschen mit hohen Moralvorstellungen, dessen Selbstbild durch sein eigenes Fehlverhalten in die Schieflage geraten ist. Sie brauchen nun eigentlich nur noch den richtigen Moment abzuwarten, um Forderungen zu stellen oder Ihre Ziele zu verfolgen – denn dann können Sie auf den gewünschten Rückenwind hoffen.
Ignoriert Ihr Vorgesetzter sein falsches Verhalten stattdessen, haben Sie es unter Umständen mit einer unmoralischen Persönlichkeit zu tun. In diesen Fällen können sich entsprechende Vorkommnisse häufen, ohne dass Sie jemals eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung erhalten. Somit haben Sie zwar keinen Vorteil durch die unfaire Behandlung, aber Sie haben zumindest eine wichtige Erkenntnis über Ihren Vorgesetzten gewonnen. Sollte das Fehlverhalten immer mehr zur Regel als zur Ausnahme werden und beispielsweise in Bossing enden, ist es für Sie demnach die beste Entscheidung, rechtzeitig das Feld zu räumen. Erkundigen Sie sich nach Möglichkeiten zur internen Versetzung oder ziehen Sie eine Kündigung in Betracht.
Soviel zu unfairen Chefs – Sie möchten lernen, welche Verhaltensweisen Ihre Karriere fördern? Ein professioneller Coach kann helfen. Eine Auswahl passender Coaches finden Sie hier. Weitere interessante Coaches für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung finden Sie unter diesem Beitrag.