Fast die Hälfte der Deutschen, genau genommen 45 Prozent, sind mit ihrem aktuellen Gehalt unzufrieden. Der Wunsch nach einem besseren Einkommen ist einer der Hauptgründe für einen Jobwechsel, trotz unbefristetem Arbeitsvertrag oder anderer Annehmlichkeiten. Dabei gäbe es eigentlich ja auch noch die Möglichkeit einer Gehaltserhöhung. Doch von selbst kommt diese nur in den seltensten Fällen. Sie möchten wissen, wie Sie mehr Geld verdienen können, ohne sich eine neue Stelle suchen zu müssen? Dann lesen Sie weiter!
Das Thema Geld ist in der deutschen Gesellschaft besonders heikel. Während finanzielle Sicherheit einen hohen Stellenwert einnimmt, werden Gespräche darüber möglichst vermieden. Alle wünschen sich ein besseres Einkommen, aber niemand möchte darüber sprechen. Genau hierin liegt der größte Fehler der Deutschen. Eine Gehaltserhöhung ist zwar manchmal die Begleiterscheinung einer Beförderung, eines internen Stellenwechsels oder anderer Karriereschritte, doch kommt sie in der Praxis nur sehr selten von alleine. Oder kam Ihr Vorgesetzter schon einmal mit der ernst gemeinten Frage zu Ihnen, ob Sie sich mehr Geld wünschen? Viele Arbeitnehmer machen den Fehler, untätig auf eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation zu warten, dabei immer mehr Frust anzustauen und eines Tages entweder zu resignieren oder den aktuellen Job an den Nagel zu hängen.
Ist ein Jobwechsel der einzig wahre Weg zu einem besseren Verdienst?
Sich eine neue Anstellung zu suchen, kann eine effiziente Möglichkeit sein, zu einem besseren Gehaltsscheck zu gelangen. Tatsächlich ist ein Jobwechsel im Normalfall mit einer Gehaltserhöhung verbunden, die meist zwischen drei und 20 Prozent liegt. Steigerungen, von denen viele Arbeitnehmer nur träumen. Während die 20-Prozent-Marke ohne berufliche Veränderung, zum Beispiel die Übernahme einer Führungsposition oder eben einen Jobwechsel, in den meisten Fällen tatsächlich ein Wunschtraum bleibt, sind Einkommensteigerungen von drei bis fünf Prozent auch so realistisch – ohne Beförderung, Abwerbung durch einen Headhunter oder sonstige große Sprünge. Genau genommen sind Gehaltssteigerungen in diesem Ausmaß in deutschen Unternehmen sogar üblich, und zwar durchschnittlich alle zwei Jahre. Wenn Sie also im Rhythmus von zwei Jahren drei, vier oder fünf Prozent mehr Gehalt beziehen, nähern Sie sich den 20 Prozent auch relativ schnell an. Allein aufgrund der Inflation ist die stetige Steigerung Ihres Einkommens unerlässlich, um nicht auf Dauer finanziell schlechter dazustehen als zu Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn. So weit, so gut. Aber wie gelangen Sie nun zu dieser Gehaltserhöhung?
Sie müssen Gehaltserhöhungen mutiger einfordern
Ganz einfach: Sie müssen danach fragen. In der Tat ist die Lösung so simpel. Gehen Sie im Rhythmus von rund eineinhalb bis drei Jahren zu Ihrem Vorgesetzten und fordern Sie eine Gehaltserhöhung ein. Ihre Chancen stehen besser, als Sie vielleicht vermuten. Schließlich gehören Lohnsteigerungen zum üblichen Prozedere in den meisten deutschen Unternehmen – wie bereits erwähnt. Es gibt typische „Schwellen“ in Ihrem Arbeitsverhältnis, welche in der Regel eine Gehaltserhöhung nach sich ziehen. Hierzu gehört das Ende der Probezeit, die Übernahme neuer Verantwortungsbereiche oder der erfolgreiche Abschluss eines Projektes. Achten Sie also auf entsprechende Meilensteine und nutzen Sie diese als Anlass für ein Vieraugengespräch mit dem Chef. In diesem Zuge können Sie mit etwas Fingerspitzengefühl und guten Argumenten mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas mehr Geld aushandeln.
Deutschland braucht mehr Gehaltstransparenz
Wenn es in der Theorie so einfach wäre, wieso gehen dann in der Praxis so wenige Arbeitnehmer zu ihrem Chef und fragen nach einer Gehaltserhöhung? Das Problem scheint kulturell bedingt zu sein: In kaum einem anderen Land wird so ungerne über Geld gesprochen wie in Deutschland – sowohl mit dem Arbeitgeber als auch den Kollegen oder dem sozialen Umfeld. In der Gesellschaft gilt es als Tabuthema. Viele Beschäftigte denken zudem, es sei ihnen untersagt, mit Dritten über ihr Gehalt zu sprechen – obwohl dies seit einem Urteil des Landesarbeitsgerichts Mecklenburg-Vorpommern im Jahre 2009 nur noch in Ausnahmefällen stimmt. Es scheint stattdessen die Angst davor zu sein, finanziell schlechter dazustehen als der Gesprächspartner und sich dadurch zu „blamieren“ oder die eigene Unzufriedenheit mit dem Verdienst zu fördern. Denn bekanntlich hängt die individuelle Zufriedenheit mit materiellen Dingen wie beispielsweise dem Gehalt stets von Vergleichswerten ab. Das bedeutet:
– Wenn Sie 3.000 Euro brutto pro Monat verdienen, Ihr Kollege aber nur 2.500 Euro, werden Sie tendenziell zufrieden sein.
– Wenn Sie hingegen 3.000 Euro brutto im Monat verdienen, Ihr Kollege hingegen 5.000 Euro, werden Sie ab sofort unzufrieden sein, obwohl Sie das Einkommen bis dahin als fair empfunden haben.
Dass wir Deutschen so ungerne über Geld sprechen, hat noch einen weiteren Nachteil: Viele Arbeitnehmer haben keine realistische Vorstellung von ihrem Marktwert. Je eher das Schweigen gebrochen wird, umso besser werden Sie sich zukünftig selbst einschätzen können und dadurch vielleicht endlich den Mut fassen, eine angemessene Gehaltserhöhung einzufordern. Bis die Gehaltstransparenz in Deutschland also endlich verbessert wird, bleibt Ihnen nichts Anderes übrig, als endlich aktiv zu werden und den Mut zu fassen, regelmäßig nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.
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