Beruflich Vertrautes mit den falschen Personen in der Öffentlichkeit besprechen – jedem ist dies schon mal passiert. Manchmal aus Versehen, manchmal ganz bewusst geplant. Warum diese Gespräche oftmals lieber in den dazu vorgesehenen Räumlichkeiten stattfinden sollten, erklären die folgenden Beispiele.
Kaffeehaus: Beim Frühstück
Eine Frau, Führungskraft in einem kleinen Unternehmen, beschwert sich über ihren Chef: Sie hatte einen Lösungsweg gefunden und war dabei ihn umzusetzen. Ihr Chef stellte sie zur Rede, weil sie sich vorab nicht mit ihm abgesprochen hat. Er war mit ihrem Lösungsweg nicht einverstanden und verlangte alle Aktivitäten rückgängig zu machen und einzustellen. Sie hat daraufhin beschlossen, in den Krankenstand zu gehen und sich zukünftig in der Arbeit zurückzuhalten. Es folgt eine Reihe an Unmutsäußerungen. Die beiden Freundinnen, die sie begleiten, bestärken sie, indem sie ihr zustimmen.
Das Frühstück mit Freundinnen im öffentlichen Raum als Psychohygiene zu nützen kann helfen, um Emotionen und Enttäuschungen besser zu verarbeiten. Aber die Bestätigung der Freundinnen kann die Unzufriedenheit auch zusätzlich noch verstärken. Sie kehrt mit einem frustrierteren Gefühl in die Arbeit zurück, als vor dem Gespräch.
Vormittags: Beim Frisör
Ein Geschäftsmann spricht während seines Friseur-Termins über seinen finanziellen Druck. Er erklärt, dass er zeitweise nicht mehr schlafen kann, weil er Sorge hat, dass er am Monatsende die Zahlungen nicht mehr tätigen kann. Er kommt besonders schwer damit zurecht, dass er eine Mitarbeiterin hat, die er kündigen müsste. Er spürt eine große Verantwortung ihr persönlich und ihrer Familie gegenüber.
Einerseits kann das Gespräch mit dem Friseur nützlich sein, da Sorgen und Ängste ausgesprochen werden und sie sich dadurch nicht vergrößern. Andererseits möglicherweise auch fahrlässig, weil nur professionelle Hilfe zur Strategieentwicklung und Lösungsfindung anregt und aus der Passivität in die Aktivität führt.
Restaurant: Beim Mittagessen
Zwei Betriebsräte sprechen detailliert einen bevorstehenden Sozialplan durch. Es wird offen über das Unternehmen gesprochen. Es werden Namen der maßgeblich Beteiligten genannt, Zeitpläne, Abläufe, Argumente pro und contra. Es wird die Strategie des Betriebsrates festgestellt und die Reaktion der Unternehmensvertretung darauf diskutiert.
Das Mittagessen als Arbeitsessen im öffentlichen Raum – praktisch, da das Angenehme mit dem Notwendigen verbunden wird. Dennoch kann es unprofessionell sein, da Betriebsgeheimnisse Preis gegeben werden oder gar imageschädigend, da noch inoffizielles unautorisiert Kund gemacht wird.
Nachmittags: In der Hotellobby
Der Personalberater lädt einen Bewerber zum Vorstellungsgespräch in die Lobby eines renommierten 5-Sterne Hotels ein. Das Bewerbungsgespräch dreht sich um den Lebenslauf, durchläuft Schilderungen konkreter Arbeitssituationen und landet bei den obligaten persönlichen Fragen nach Stärken und Schwächen.
Der mögliche zukünftige Arbeitgeber und der Personalberater können durch das qualitativ hochwertige Interieur des Luxushotels zwar prestigeträchtig wirken aber auch unseriös, da die eigenen Geschäftsräume um einiges mehr Seriosität vermitteln würden. Auch werden persönlichere Themen oberflächlicher beantwortet, da die intimen Räumlichkeiten fehlen.
Abends: Auf der Vorstandsetage
Ein Vorstand lädt seinen ganzen Unmut über die obligate Vorstandssitzung bei seiner Sekretärin ab. Er erzählt detailgetreu was vorgefallen ist, wer von den Beteiligten sich wie verhalten hat. Was gesagt und was wieder einmal nicht gesagt wurde. Er spricht sich den ganzen Frust von der Seele. Seine Mitarbeiterin hört zu und pflichtet ihm bei.
Das Frust im Arbeitsumfeld abzuladen spart zwar Kosten, weil die Sekretärin so auch Aufgaben einer Therapeutin übernimmt, ist aber nicht hilfreich – durch reine Bestätigung können lösungsorientierte Ansätze nicht erarbeitet werden. Außerdem wird die Sekretärin mit Problemen belastet, mit denen sie allein gelassen wird.
Wochenende: Zuhause
Wochenende – endlich Zeit mit dem Partner gemütlich zu essen oder etwas zu unternehmen. Dabei wird oft der ganze aufgestaute Frust der Arbeitswoche erzählt oder über geplante Projekte und Vorhaben reflektiert. Das Wochenende vergeht wie im Flug.
Zuzuhören, die Möglichkeit zum Dampf ablassen und Reflektieren als Liebesdienst des Partners ist meist aber Zeitverschwendung: Die wenigen Momente der Zweisamkeit werden nicht intensiv genützt und eine professionelle Beratung ist dem Lebenspartner nicht möglich. Auf Dauer kann dies dazu führen, dass das Privatleben mit Themen überfrachtet wird, die eigentlich ins Berufsleben gehören.
Bedenken Sie immer, dass der falsche Gesprächspartner nicht zum gewünschten Ergebnis führt und in öffentlichen Räumlichkeiten immer jemand mithören kann, der nichts von dem besprochenen Thema wissen sollte. Coaching für organisatorische, beziehungsrelevante und persönliche Themen ist eine Profession mit Fach- und Methodenkompetenz, die viel Erfahrung und Wissen voraussetzt. Nutzen Sie Coaching, um Ihre Weiterentwicklung, Reflexionsmöglichkeit, Lösungsfindung professionell zu unterstützen. Ihr Imageschaden wird so begrenzt und Ihr privates Beziehungsleben entlastet.