Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für mich eines DER Themen, die durch New Work bearbeitet werden. New Work hat erkannt, dass auch ArbeitnehmerInnen mit Kindern oder anderen Familienverbindlichkeiten im Unternehmen gebraucht werden. Denn: MitarbeiterInnen sind die wirklichen Assets eines Unternehmens und der demografische Wandel führt dazu, dass der Pool an potenziellen MitarbeiterInnen immer kleiner wird (eine kurze Erklärung dazu finden Sie hier).
Bisher hieß es in vielen Unternehmen und Familien häufig – entweder Karriere, oder Familienleben! New Work trägt jedoch dazu bei, dass beides zusammen funktioniert. Diese Denkweise “Ich möchte beides, es geht auch beides!” muss sowohl in unsere Köpfe, als auch in die der Unternehmen und dies setzt ein ordentliches Umdenken voraus.
Mit familienbewusster Personalpolitik etwas verändern.
Was genau können Unternehmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf beitragen, um ihren MitarbeiterInnen den Weg zur Vereinbarkeit zu erleichtern? Bei meinen Recherchen zu dieser Frage bin ich auf das “Forschungszentrum für Familienbewusste Personalpolitik” (FFP) gestoßen, welches von Prof. Dr. Gerlach geleitet wird. In einem sehr netten Gespräch mit Henning Stroers, dem Geschäftsleiter des FFP’s, habe ich über Flexibilität durch familienbewusste Personalpolitik in Unternehmen gesprochen. Dabei hat er mir auch erklärt, was eine familienbewusste Personalpolitik bedeutet:
“Als „familienbewusste Personalpolitik“ bezeichnen wir die Gesamtheit aller freiwilligen Maßnahmen, mit denen Unternehmen und Institutionen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihrer Beschäftigten fördern und somit deren Entscheidung für Familie bzw. deren Leben mit Familie erleichtern. Familienbewusste Personalpolitik ist vielseitig und weit mehr als ein besonderer Service für berufstätige Eltern und pflegende Angehörige. Familienbewusste Arbeitgebende zeichnen sich nicht nur durch das Vorhandensein von Maßnahmen aus. Sie kommunizieren auch offen über die Bedarfe von Beschäftigten mit Familienpflichten und haben das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie/ Pflege in ihre Unternehmenskultur integriert.”
Wie man hier heraus lesen kann, bezieht sich Familienbewusstsein also nicht nur auf das Leben mit Kindern, sondern umfasst das gesamte Familienleben mit Kindern und Angehörigen. Also konkret:
– Arbeitnehmer, die sich um ältere oder kranke Angehörige kümmern. Vielleicht müssen diese gepflegt oder regelmäßig begleitet werden.
– Familien, die sich für ein gleichberechtigtes Familienmodell entscheiden, in dem beide Elternteile gleich oder ähnlich viel arbeiten und aktive Familienzeit haben.
– Etwas weiter gefasst könnte man hier auch ältere Generationen nennen, die sich langsam auf ihre wohlverdiente Rente vorbereiten und von ein bisschen Flexibilität profitieren könnten.
Kommunikation, Kommunikation und noch einmal Kommunikation.
Die Maßnahmen einer familienbewussten Personalpolitik sind vielfältig und reichen von Betriebskindergärten, Informationsangeboten zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie bzw. Pflege über flexible Arbeitszeiten und familienbezogene Zuwendungen.
Die wichtigste Maßnahme allerdings ist ein regelmäßiger Austausch zu familienbezogenen Themen, und zwar zwischen der Führungskraft und den MitarbeiterInnen. Persönliche Fragen zur aktuellen Familiensituation sollten bestenfalls in vertrauensvollen Gesprächen nach Bedarf, aber mindestens im Rahmen von regelmäßigen Feedback- oder Jahresgesprächen behandelt werden. Hier gibt’s aber einen Pferdefuß – gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen gibt es häufig gar keine Prozesse für regelmäßige Feedback- oder Mitarbeitergespräche, sodass die Gelegenheiten zur Platzierung für solche Themen selten sind und im Tagesgeschäft gerne mal untergehen. Die Einführung eines solchen Prozesses für Mitarbeitergespräche scheint mir daher unabdingbar.
Was ist für Unternehmen drin?
Unternehmen, die eine familienbewusste Personalpolitik integrieren, haben eine gute Chance auf betriebswirtschaftliche Vorteile. So hat eine Studie des FFP’s belegt:
– Familienbewusste Unternehmen haben eine geringere Fehlzeitenquote als weniger familienbewusste Unternehmen (um 12%).
– Die Anzahl der Krankheitsfälle fällt sogar geringer aus als in Unternehmen, die eine weniger ausgeprägte familienbewusste Personalpolitik verfolgen (22% geringer).
– Die Studie hat ebenso ergeben, dass die Motivation der Mitarbeiter höher als in durchschnittlich familienbewussten Unternehmen ist.
Darüber hinaus wurden in familienbewussten Unternehmen weniger Eigenkündigungen erfasst, zusätzlich war aber die Qualität der BewerberInnen höher als die in weniger familienbewussten Unternehmen. Das nenne ich einen Win-Win-Effekt.
Unternehmen können eine familienfreundliche Kultur natürlich auch im Bereich Employer Branding und Talent Management nutzen und nach außen kommunizieren. In diesem Fall gehe ich persönlich davon aus, dass sich auch die Arbeitgeberattraktivität durch eine familienbewusste Personalpolitik und die damit einhergehende Fokussierung auf Individuen im Unternehmen erhöht.
Die Einführung einer familienorientierten Personalpolitik bietet Unternehmen also viele Vorteile, auch wenn diese natürlich mit einem initialen Investment an Zeit und finanziellen Ressourcen verbunden ist. Die Umsetzung selbst ist nicht von heute auf morgen gemacht. Hier sehe ich eine Chance für kleine und große Personalabteilungen, sich mit diesem Thema strategisch zu platzieren und Kooperationen mit umsetzungsstarken Unterstützern mit Expertise zu treten.