Erinnern Sie sich an die Reden von Steve Jobs oder Michelle Obama? Als begnadete Präsentatoren und Redner zogen sie ihr Publikum in den Bann. Sie waren ideale Storyteller – und mit unseren Tipps werden es auch Sie.
Zuerst eine positive Nachricht: Jeder Mensch ist ein Storyteller – Sie auch! Seit Urzeiten sind wir Menschen es gewohnt, in Geschichten und Bildern denken. Denn Geschichten rufen Emotionen bei den Zuhörern hervor. Nutzen Sie dieses Phänomen aus!
Mit den folgenden Tipps werden Sie zum Meistererzähler und bestehen jede Präsentation oder Rede mit Bravour:
1. Seien Sie persönlich: Erzählen Sie von Ihrem Umfeld, Ihren Kollegen, Erlebnissen einer Bahnreise. Nur wer persönliche Erlebnisse einbaut, wirkt authentisch, offen und emotional. Michelle Obama zeigte beispielweise in ihre Reden Kompetenz durch persönlich erlebte Geschichten. So spricht sie in ihrer Rede zur Democratic National Convention 2016 auch ihre Wurzeln an, um ihre Botschaft zu betonen, dass in der USA Gleichberechtigung herrschen sollte: „Ich wache jeden Morgen in einem Haus auf, das Sklaven gebaut haben. Ich sehe meine Töchter – zwei hübsche, intelligente, schwarze junge Frauen – auf dem Rasen des Weißen Hauses mit ihren Hunden spielen“. Sie personalisiert ihre Botschaften gekonnt. Nicht umsonst zeichnete das Handelsblatt Michelle Obama zum Redner des Jahres 2016 aus. Von ihr können wir so einiges abschauen und lernen.
2. Befolgen Sie das Prinzip der Einfachheit: Verwenden Sie einen einfachen Aufbau der Geschichte und nutzen Sie einfache Sprache. Fügen Sie niemals etwas hinzu, wenn Sie auch mit weniger auskommen, und versuchen Sie mit minimalsten Mitteln die größte Wirkung zu erzielen. Beschreiben Sie Handlungen möglichst plastisch und mit bildhafter Sprache. Nutzen Sie Metaphern, kurze Sätze und starke Verben. Auch Michelle Obama befolgt das KISS-Prinzip, also „keep it short and simple“. Ihre Reden sind sprachlich gut verständlich und daher auch einfach zu halten – Zungenbrecher oder sprachliche Stolperfallen werden bewusst vermieden. Michelle Obamas Rede hat einen Lesbarkeitsindex von 83,6. Das bedeutet, dass sie kurze Sätze sowie eine übliche und leicht verständliche, gehobene Umgangssprache nutzt. Sie verwendet ein Vokabular, mit dem sich ihr Publikum – der „Otto-Normalbürger“ – identifizieren kann.
3. Verwenden Sie Text- oder Bildanker: Denken Sie nur an den Werbespot, als die Auskunft eine neue Service-Telefonnummer einführte. Die neue Zahlenfolge wurde in eine Geschichte verankert und Verona Pooth half dem Zuschauer in dem Werbefilm mit folgender Eselsbrücke aus: „So merke ich mir die 11 88 0: 11 Mann hat eine Fußballmannschaft, 88 ist meine Omi und die 0, null Ahnung.“
4. Inspirieren Sie Ihre Zuhörer zu Handlungen: Denken Sie daran, dass es in Reden oder Präsentationen nie nur um reine Information geht. Ihr Publikum möchte etwas erleben und empfinden. Wenn Sie Ihre Botschaften emotional einbinden und verpacken, sie so zum Anliegen der Zuhörer machen, können Sie diese zu Handlungen zu motivieren. Denken Sie nur an Steve Jobs, der geschickt ein Verlangen nach technischen Geräten hervorrief. Er spielte mir der Neugierde und dem Pioniergeist seines Publikums.
5. Überraschen Sie: Auch hier erinnere ich noch einmal an Steve Jobs legendären Satz „One more thing.“ Sein Publikum gierte bereits nach dem vollkommen Unerwarteten. Denn obwohl sich die Zuhörer in einer Erzählung wiederfinden und mit Helden identifizieren möchten, sind die Aufmerksamkeit und Spannung sowie auch der Unterhaltungswert bei einem Überraschungsmoment sehr hoch. Tun Sie etwas Unerwartetes, das Gegenteil von dem, was normal wäre. Überlegen Sie, ob Sie Ihre Geschichte eventuell mit einer schockierenden Aussage oder gar einem Geständnis beginnen könnten. Überraschungen erhöhen die Aufmerksamkeit und motivieren zur Konzentration.
6. Seien Sie authentisch: Seien Sie originell, einzigartig und unverwechselbar. Öffnen Sie sich und zeigen Sie Ihre Persönlichkeit, überraschen Sie mit Witz, Humor, einem originellen Bild oder ihrem Auftritt. Steve Jobs war beispielsweise für seinen unverwechselbaren Look bekannt: Seit seiner Rückkehr zu Apple Ende der 90er Jahre sah man ihn nahezu ausschließlich in Jeans, Turnschuhen und einem schwarzen Pullover.
7. Seien Sie herausfordernd: Wenn Sie das Gehirn des Publikums aktivieren, erhöhen Sie dessen Aufmerksamkeit und Konzentration. Präsentieren Sie Thesen, Ideen, Sätze, Zitate, die das Publikum zum Nachdenken herausfordern (Vorsicht: Sie sollten Ihr Publikum dabei aber nicht überfordern). Erinnern wir uns noch an Michelle Obamas Schlachtruf: „When they go low, we go high.“
8. Seien Sie positiv, optimistisch und humorvoll: Wenn Ihre Erzählung das Publikum zu einem gemeinsamen Lachen, einer positiven Emotion verführt, haben Sie alles richtig gemacht. Lachen setzt Endorphine frei, entspannt den Körper und kann sogar ein wenig die Perspektive des Publikums ändern. Ein altes Sprichwort besagt: „Wenn sie lachen, dann hören sie zu.“
Den eigenen Stil entwickeln
In erster Linie sollten Sie als Erzähler, Marke oder Unternehmen greifbar und einzigartig sein. Finden Sie Ihren unverwechselbaren Stil. Zeigen Sie eine spezielle Bildsprache, eine eigentümliche Perspektive oder Ihren speziellen Sinn für Humor. Starten Sie Ihre Storys zum Beispiel immer mit dem Ende. Ihrer Kreativität sind hierbei keinerlei Grenzen gesetzt – nach und nach entwickeln Sie ein Storytelling-Image. Nur wer seine eigene Sprache, seinen unverwechselbaren Charakteren entwickelt, ist auch für das Publikum unverwechselbar.