Ungefähr 15-20 % der Bevölkerung ist hochsensibel (HSP = Highly Sensitive Person). Das bedeutet, sie nehmen Reize aus ihrer Umwelt sehr viel stärker wahr, als andere. Dieses psychologische und neurophysiologische Phänomen führt zu extremen Stresssituationen im Alltag der Betroffenen. Doch es gibt Tipps zur Stressreduzierung am Arbeitsplatz.
1. Dem Tag eine Struktur geben
Sinnesüberreizung in unserem täglichen beruflichen Alltag ist kaum zu vermeiden. Doch wie schaut es bei hochsensiblen Menschen aus, deren Nervensystem wesentlich früher Alarm schlägt? Sie fühlen sich meist früher gestresst und es dauert länger bis sie sich wieder regeneriert haben.
Dem Arbeitstag eine klare Ablauf- und Inhalts-Struktur zu geben, ist für Hochsensible eine große Unterstützung, um unnötiger Hektik vorzubeugen. Zur gleichen Zeit morgens auf zu stehen und abends schlafen zu gehen gehört ebenfalls dazu wie feste Essens- und Pausenzeiten. Im Büro angekommen, sollten Sie morgens mit der wichtigsten Aufgabe starten, die Sie am Vorabend definiert haben (siehe Punkt 5).
Das Checken und Beantworten der Mails und Routineaufgaben sollten besser auf Ihrem Nachmittags-Plan stehen. Auf eine Mail folgt eine Antwort, die Sie wieder beantworten und führt zu einer E-Mail-Flut, die viel Zeit kostet und wichtigere Aufgaben vernachlässigen lässt. Also, nur wichtige Mails zwischendrin mit Termincharakter beantworten und weiter fokussiert die To-Do-Liste abarbeiten, um optimale Arbeitsergebnisse zu erzielen, an denen ihr Erfolg gemessen wird.
2. Auf Mono Tasking setzen
Es konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass nicht Multitasking sondern Monotasking, also Schritt für Schritt an einer Sache dran zu bleiben, zu wesentlich besseren Ergebnissen führt.
Doch was bedeutet das? Wie können Sie sich diese Arbeitsweise aneignen? Die gute Nachricht ist: So wie Sie sich Multitasking angewöhnt haben, genauso können Sie es sich wieder abgewöhnen. Schalten Sie Geräusche aus, die eingehende Mails ankündigen und vereinbaren Sie mit sich eine bestimmte Zeit, an der Sie an einer Aufgabe ohne Unterbrechung arbeiten möchten. Danach gönnen sie sich eine Belohnung, vielleicht einen Tee oder ein Telefonat mit einem angenehmen Gesprächspartner.
Vermeiden Sie zu viel Papier auf Ihrem Schreibtisch. In Sichtweite sollten nur die Unterlagen liegen, die Sie gerade benötigen. Wie im „Außen“, so im „Innen“: Auch hier sollten Sie auf Reizminimierung setzen und unnötigen Papierkram in den Büroschrank verbannen. Zielorientiertes und konzentriertes Arbeiten ist Ihre neue Devise. Bei besonders wichtigen Arbeiten kann ein Kopfhörer unterstützen, der Hintergrundgeräusche filtert.
3. Pausen für neue Kraft und Energie nutzen
Gönnen Sie sich und Ihrem Nervensystem eine große und mehrere kleinere Pausen über den Tag verteilt. In dieser Zeit lassen Sie alle Sinne zur Ruhe kommen. Besonders in der Mittagspause fahren Sie Ihre Antennen ein und schalten in den Standby-Modus. Nach einem leichten, gesunden Snack suchen Sie ein Plätzchen, wo Sie wieder auftanken können. Vielleicht ist das in einem nahe gelegenen Park möglich.
Mit geschlossenen Augen (Sehvermögen schluckt 80% des Arbeitsspeichers) relaxen Sie. Laut Entspannungsgesetze kann ein Körperteil entspannen, wenn er bewusst gemacht wird. Das bedeutet, Sie können den sogenannten „Body Scan“ nutzen, indem Sie sich alle Körperteile gedanklich bewusst machen und sich nacheinander drauf konzentrieren und gedanklich benennen (rechter Daumen, Zeigefinger, Unterarm, Oberarm, … ). Das funktioniert auch im Sitzen. In dieser Zeit bleibt Ihr Smartphone ebenfalls auf Standby.
4. Meetings und Einladungen reduzieren
Kommunikation im Job ist sehr wichtig und auch privat eine schöne Abwechslung. Doch häufig nehmen sich Hochsensible zu viel vor, weil sie es allen recht machen wollen und nicht konsequent selektieren, was wirklich wichtig ist. „Nein“ zu sagen, schützt vor zusätzlichem Stress und der daraus folgenden Überreizung. Erlauben Sie sich, mit dem Nein eine Grenze zu setzen, wenn Sie nur ungern Ja sagen möchten. Bedenken Sie: Ein Ja zu einer Einladung trotz Erschöpfung geht einher mit einem Nein zu Ihren Bedürfnissen. Deshalb passen Sie auf, dass Sie nicht zu sich selbst Nein sagen, wenn Sie zu anderen Ja sagen – sonst haben Sie das Nachsehen.
Eine gute Antwort auf eine Einladung könnte sein: „So, wie es momentan ausschaut, schaffe ich es nicht, doch wenn sich etwas ändern, melde ich mich gerne.“ Mit dieser Formulierung vermeiden Sie das Nein, wenn Ihnen das zunächst noch schwerfällt. Wenn Sie dazu neigen, sich zu viel Arbeit aufbürden zu lassen, ist dieser Satz genau richtig.
5. Gut geplant am Abend erleichtert den Start in den Morgen
Planen Sie rechtzeitig den Feierabend und verschaffen Sie sich einen Überblick, was Sie aus Zeitgründen nicht abschließen können und woran Sie morgen weiterarbeiten. Definieren Sie nun die wichtigsten sechs Aufgaben auf Ihrer To-Do-Liste und versehen Sie diese mit Prioritäten. Mit diesem Trick geben Sie Ihrem Unterbewusstsein einen klaren Auftrag in Ihrer bürofreien Zeit aktiv zu werden. Das heißt, Sie haben am nächsten Morgen bei Arbeitsbeginn schon gute Ideen parat.
Mit diesen fünf Tipps wird das hochsensible Nervensystem geschont. Haben Sie Mut für Veränderungen, getreu dem Motto von Henry Ford, der sagt:
Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.