Gestresste Mitarbeiter am Rande des Burnouts, fehlende Identifikation mit den Unternehmenszielen: Das ist die traurige Realität in vielen Firmen. Völlig umsonst, denn gesunde und ausgeglichene Mitarbeiter sind nicht nur zufriedener, sondern leisten auch wesentlich mehr. Wie Führungskräfte den negativen Trend mit Ihrem Führungsstil umkehren können und dies mit einfachen Mitteln gelingt, erfahren Sie hier.
Laut aktueller Studie der Bertelsmann Stiftung und der Barmer GEK fühlt sich jeder dritte Arbeitnehmer am Arbeitsplatz überfordert, etwa ein Viertel der Arbeitnehmer macht keine Pausen, jeder achte kommt krank zur Arbeit und 42 Prozent gaben an, dass das Arbeitsumfeld durch stetig steigende Leistungsziele geprägt werde.
Stress am Arbeitsplatz macht nicht per se krank, sondern Arbeit kann ganz im Gegenteil zur Gesundheit beitragen – wenn sie Sinn stiftet, anspruchsvoll aber nicht überfordernd ist und auch Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeiten bietet. Dies unterstützt das Konzept der gesunden Führung.
Gesunde Führung leistet mehr als herkömmliche Führungsstile
Gesunde Führung reduziert einen Teil der Belastungen und Stressoren der Mitarbeiter, motiviert diese nachhaltig, fördert die Leistungsbereitschaft und erhöht die Bindung zum Unternehmen. Sie ist ebenso ein Marketinginstrument in Zeiten des drohenden Fachkräftemangels und erhöht wirksam das Employer Branding als wichtige Voraussetzung für ein effizientes Recruiting neuer Mitarbeiter.
Gesunde Führung hat zwei Perspektiven. Zum einen die Mitarbeiterperspektive, in der sich die Führungskräfte für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter verantwortlich fühlen und auf gesundheitliche Warnsignale achten. Zum anderen die Perspektive der Selbstführung und Selbstverantwortung, in der die Führungskräfte mit ihrer eigenen Gesundheit verantwortungsvoll umgehen und auch bei sich selbst auf gesundheitliche Warnsignale achten. Sie übernehmen damit eine wichtige Vorbildfunktion, die auch die Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter für ihre Gesundheit fördert.
Die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen zeigen, in welchem Maße eine gesunde Führung durch das Management die psychische Gesundheit im Unternehmen beeinflusst: Psychisch gesunde Mitarbeiter identifizieren sich um 54 Prozent mehr mit dem Unternehmen, fühlen sich um 23 Prozent stärker integriert, sind um 30 Prozent zufriedener und zeigen um 26 Prozent mehr Bindung als die Mitarbeiter, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Das hat vor allem Auswirkungen auf die Unternehmensleistung: Diese steigt um 15 Prozent, wenn die Mitarbeiter mental gesund sind. Negative Faktoren vermindern sich dagegen signifikant, etwa die Kündigungsabsicht (- 75 Prozent), das destruktive Engagement (- 63 Prozent) und der Resignationsgrad (- 52 Prozent). So wichtig eine gesunde Führung nach den Erkenntnissen aus der Studie ist, so groß ist noch der Nachholbedarf in den Unternehmen.
Sechs Hauptfaktoren gesunder Führung
Wenn auch Sie einen gesunden Führungsstil einführen wollen, beachten Sie folgende Punkte:
1. Vermitteln Sie Sicherheit – durch Transparenz und Berechenbarkeit in der Führung
2. Bringen Sie Ihren Mitarbeitern Wertschätzung und Feedback entgegen – durch Aufmerksamkeit, Interesse und regelmäßige Mitarbeitergespräche
3. Finden Sie die adäquater Belastung heraus – durch Beachtung zeitlicher, mengenmäßiger und fachlicher Ressourcen, sowie Rückmeldung zu Prioritäten
4. Erzeugen Sie Sog statt Druck – durch Förderung von intrinsischer Motivation
5. Räumen Sie Handlungsspielräume ein – durch anforderungsgerechte Aufgaben und Angebot von Unterstützung
6. Schaffen Sie ein soziales Betriebsklima – durch Vertrauen und Fairness im Umgang miteinander und Förderung des persönlichen und sozialen Austauschs zwischen den Mitarbeitern
Wie auch Ihre Unternehmenskultur gesund wird
Gesunde Führung und Leistungsorientierung schließen sich nicht aus, das Konzept hat sich, wie Untersuchungen zeigen, bewährt. Gesunde Führung kann im Rahmen der Führungskräfteentwicklung vermittelt werden. Wichtig für den Erfolg ist hierbei jedoch die Einbindung in die Unternehmenskultur und das Praktizieren dieses Konzeptes auch durch die Top-Führungskräfte. Gehen diese mit gutem Beispiel voran, schafft das eine höhere Bereitschaft der Mitarbeiter, sich diesem Führungsstil anzupassen und ihn zu akzeptieren. Eine gut etablierte, gesunde Führungskompetenz kann also nicht nur die Lebensqualität der Mitarbeiter verbessern, sondern auch dem Unternehmen dabei helfen, seine Ziele zu erreichen.
Die Mehrheit der Unternehmen hat das Potenzial dieses Führungsansatzes allerdings noch nicht erkannt, weder im Hinblick auf die psychische Gesundheit im Unternehmen, noch im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit und die Mitarbeiterbindung. Betriebe tun deshalb gut daran, eine Bestandsaufnahme durchzuführen, wie es um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter bestellt ist und mit welchen konkreten Maßnahmen sie eine gesunde Führung etablieren können.