“Kinder muss man nicht erziehen. Denn sie machen einem sowieso alles nach”, so ein Zitat von Karl Valentin. Ich erlebe immer häufiger ein Unverständnis gegenüber der Generation Z und ihrem Verhalten am Arbeitsplatz. Aber haben sich die Anforderung der „jungen Leute“ an die heutige Arbeitswelt so sehr verändert – oder ist es nicht eher ein Problem der richtigen Kommunikation?
Vor kurzem stellte mir ein Ausbildungsleiter, ungefähr Mitte Fünfzig, eine Frage: „Sagen Sie mal, was ist denn eigentlich nur mit den jungen Leuten los? Irgendwie ticken die ganz anders, sind schnell beleidigt, wollen sich nichts sagen lassen, kriegen aber alleine nichts auf die Reihe. Wissen die denn nicht, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind?“
Rundumversorgung in Zeiten von Krisen, Leid und Terror
Überlegen Sie einmal, was unsere Kinder in den letzten Jahren erlebt haben, zum Beispiel ein Kind, welches 1990 auf die Welt kam, kurz nach der Wiedervereinigung und in dem Jahr, als Deutschland Fußball-Weltmeister wurden. Dieser junge Mensch, der vielleicht auch noch als Einzelkind aufwuchs, mehr als gut behütet von übervorsichtigen (“Helikopter”-) Eltern, die ihm jedes Problem lösten und dabei nur das Beste für ihn oder sie wollten. Kaum ist dieses Kind 10 Jahre alt, muss es live am Fernsehen miterleben, wie Flugzeuge in Hochhäuser fliegen und Tausende von Menschen sterben. Hört und liest in den nächsten Jahren nur noch über Krisen, egal, ob Finanz-, Griechenland-, Ukraine, oder die sogenannte Flüchtlingskrise. Auch über Online-Medien wird es im Sekunden-Takt mit Nachrichten über Krieg und Terror auf der ganzen Welt, Klimakatastrophen und das immer rauer werdende Klima bombardiert.
Gleichzeitig bekommen Jugendliche suggeriert, dass man nur gut aussehen, singen, oder tanzen muss, um viel Geld zu verdienen und gut leben zu können, zum Beispiel durch Fernsehserien wie “Germany´s Next Top Model”. Oder wenn über die Verlängerung des Vertrages von Christiano Ronaldo berichtet wird, der zukünftig 23 statt nur 18 Millionen im Jahr verdienen soll.
Die jungen Menschen kennen ihren Wert!
Aber was haben jetzt Krieg, Terror und Christiano Ronaldo mit Ihren Auszubildenden zu tun? Diese Umstände sollten uns helfen zu verstehen, warum die jungen Menschen so ticken, wie sie ticken. Was sie suchen, was sie brauchen und wie wir uns darauf einstellen sollten.
Die jungen Menschen kennen ihren Wert, sie wissen um den sogenannten Fachkräftemangel und von der demografischen Entwicklung. Die aktuelle Geburtenrate liegt bei nur noch ca. 1,5 Kindern pro Familie, vor fünfzig Jahren lag diese Zahl noch bei 2,5. Genauso die Veränderungen in den Bildungswegen: Eltern beeinflussen ihre Kinder und wollen ihnen alle Bildungs- und Berufschancen so lange wie möglich offenhalten.
Die “Weltmeister-Generation”, die ab 1990 Geborenen und von vielen auch als „Generation Z“ bezeichnet, hat die Gesetze der Marktwirtschaft verstanden und nutzt sie zu ihren Gunsten. Sie haben verstanden, dass bei hoher Nachfrage nach Arbeitskräften und nachlassendem Angebot ihr Wert steigt. Und dass man ohne größere Schwierigkeiten auch wieder einen neuen Job findet, wenn man beim aktuellen Arbeitgeber unzufrieden ist.
Auf die Wünsche richtig reagieren
Was können wir als Arbeitgeber nun tun? Die Generation Z sucht sowohl Sicherheit, als auch Entfaltungsmöglichkeiten. Möchte ihr Leben planen können, ist anspruchsvoll, wechselhaft, kann aber auch “treu” sein.
Ich empfehle daher Folgendes: Behandeln Sie Menschen, mit denen Sie zusammenarbeiten (nicht nur Auszubildende und die Generation Z), wie Sie selbst gerne behandelt werden möchten. Angemessene Bezahlung, optimal gestaltete Arbeitsumgebung und moderne Arbeitsmittel gehören ebenso dazu wie flexible Arbeitszeiten. Geben Sie der Generation Z einen Orientierungsrahmen und ein Werte-Gerüst, an dem sie sich festhalten und orientieren kann.
Lassen Sie Fehler zu und bieten Sie Hilfe an. Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter respektvoll, aber fordern Sie gleichzeitig den Respekt auch ein. Und ganz wichtig: Wertschätzung zeigen und Anerkennung geben! Lieber zu viel, als zu wenig. Ein ehrliches Lob zur richtigen Zeit kostet doch so wenig und bringt doch so viel. Gehen Sie mit gutem Vorbild voran, denn nur dann können Sie auch vorbildliches Verhalten von Ihren (jungen) Mitarbeitern erwarten.