Wir alle erleben täglich Konfliktsituationen – ob zu Hause, im Job, mit Freunden oder dem Partner. Die Gründe hierfür sind so vielfältig wie das Gefühlsspektrum des Menschen selbst. Oftmals keimt ein Konflikt in unbefriedigten Bedürfnissen. Welche das meist sind und wie Sie beim nächsten Konflikt reagieren können, erfahren Sie im Folgenden.
Wir alle haben unzählige Bedürfnisse und wir erwarten von unseren Mitmenschen, dass sie diese ernst nehmen und berücksichtigen. Diese Bedürfnisse sind für unser Wohlbefinden verantwortlich und daher so wichtig für soziale Interaktionen. Die psychischen Grundbedürfnisse wurden von dem deutschen Psychologen Friedemann Schulz von Thun in vier Kategorien zusammengefasst: Wertvoll sein, geliebt sein, verbunden sein, frei sein. Im Folgenden sind vier Bedürfnisse aufgeführt, die sich in diese Kategorien einordnen lassen und die für das eigene Wohlbefinden verantwortlich sind.
Diese Bedürfnisse prägen uns besonders
– Gesehen werden
Hierbei geht es nicht bloß darum, dass anderen die reine Anwesenheit einer Person auffällt. Gesehen werden bedeutet, als Person, als Mensch mit Bedürfnissen, positiven Eigenschaften, und einer aktuellen Befindlichkeit wirklich wahrgenommen und ernst genommen zu werden.
– Anerkennung
Anerkannt werden mit allem, was zu einem gehört – Wertschätzung, ja auch Lob zählt dazu. Besonders Menschen, die einen bestimmten Status verteidigen oder einen höheren Status erreichen wollen, reagieren empfindlich auf fehlende Anerkennung.
– Zugehörigkeit
Dieses Bedürfnis ist von existenzieller Bedeutung, denn ohne Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe könnten wir nicht überleben. Wir wollen dazugehören: Zur Familie, zum Freundeskreis, zum Verein oder Unternehmen. Auch zum Top-Management dazuzugehören zählt hierzu.
– Werte (z. B. Gerechtigkeit, Ehrlichkeit oder Glaubwürdigkeit)
Auch wenn essenzielle Werte verletzt werden, führt das zu Konflikten, denn viele Menschen reagieren darauf emotional. Vertrauen geht verloren, häufig entsteht Wut, die meist ein Deckel für die Trauer darunter ist. Menschen sind enttäuscht und gekränkt.
Wenn eines oder mehrere dieser elementaren sozialen Bedürfnisse nicht befriedigt werden, führt das dazu, dass Menschen versuchen, diesen gefühlten Mangel auszugleichen. Sie reagieren trotzig, aggressiv oder provokant – ein Konflikt entsteht. Und häufig ohne, dass das Gegenüber den Grund dafür kennt oder gar versteht.
Wie können Sie reagieren?
Wenn Sie erkennen, was Ihren Konfliktpartner in der Tiefe bewegt, ist es oft ganz einfach, den Konflikt zu lösen. Überlegen Sie, wie Sie Ihrem Gegenüber vermitteln können, dass Sie ihn ernst nehmen, ihn wertschätzen und dass er zugehörig ist. Sprechen Sie diese Bedürfnisse nicht unbedingt direkt an, denn das kann irritieren. Vielen ist selbst nicht bewusst, was eigentlich ihre Streitlust ausmacht. Gehen Sie behutsam vor, wenn Sie zum Gegenüber durchdringen wollen.
Sie müssen sich nicht unbedingt solidarisieren, aber zeigen Sie Verständnis für die Gefühle des Anderen. Ob Sie das ebenfalls so gefühlt oder erlebt hätten, spielt hierbei keine Rolle. Waren Sie selbst ungerecht, unehrlich oder unglaubwürdig? Entschuldigen Sie sich dafür und verzichten Sie zukünftig auf solches Verhalten – ganz nach der Goldenen Regel: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
Beim nächsten Konflikt
Versuchen Sie doch mal, sich emotional in Ihr Gegenüber zu versetzen. Überlegen Sie, welches Bedürfnis des Konfliktpartners Sie außer Acht gelassen haben könnten und gehen Sie aktiv darauf ein. Sie fühlen sich mit Ihren eigenen Bedürfnissen nicht ernst genommen? Dann sprechen Sie das ebenfalls an und fordern Sie ein, was Ihnen fehlt.
Ergänzender Tipp: Denken Sie beim Lösen des Konflikts an eines der Grundprinzipien erfolgreicher Kommunikation: „Ich-Botschaften“. Wenn Sie nur aus eigener Perspektive sprechen, wirken Ihre Aussagen weniger anklagend und drücken Ihre Sicht der Dinge aus.