Spricht man mit 100 Personen über Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhält man ca. 80 verschiedene Argumente und Ansichten, Vorwürfe an Politik und Unternehmen zum Für und Wieder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch was verbirgt sich hinter „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“?
Schwere Kost oder?
Laut Wikipedia versteht man unter der Vereinbarkeit von Familie und Beruf seit dem 20. Jahrhundert die Möglichkeit Erwachsener im arbeitsfähigen Alter, sich zugleich Beruf und Karriere einerseits und dem Leben in der Familie und der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Personen andererseits zu widmen, unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten, die dabei auftreten können. Wie können wir Erwachsenen das alles unter einen Hut bekommen? Wollen wir das überhaupt? Wie lässt sich das für jede einzelne Familie umsetzen? Lässt sich das mit bestimmten Berufen wie der Pflege oder am Fließband denn überhaupt realisieren? Oder ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf doch nur eine Floskel? Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verlangt Familien sehr viel Eigenverantwortung ab.
Klar ist auch, dass die Rahmenbedingungen nicht überall gut sind und die Politik mehr tun muss und könnte. Deshalb betrachten viele Betroffene die Arbeit und Argumente der Politik als Floskel.
Familien müssen sich für Veränderungen stark machen und dürfen das nicht nur der Politik überlassen. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat in der Broschüre „Erfolgreich für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ (Stand Dezember 2014) festgestellt, dass die Bedeutung von familienfreundlichen Rahmenbedingungen als Standortfaktor für die Wirtschaft und die Lebensqualität der Familien in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Hier schiebt die Politik die Verantwortung der Wirtschaft zu, ohne die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.
Aber wie funktioniert es denn nun konkret?
Familien, insbesondere Frauen, haben die Möglichkeit als ersten Anlaufpunkt eine Beratungsstelle aufzusuchen. Im Kreis Pinneberg gibt es das Projekt „Frau und Beruf“, das durch den europäischen Sozialfond und das Land Schleswig-Holstein gefördert wird. Hier erhalten Frauen eine individuelle und unabhängige Beratung rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hier wird geschaut welche beruflichen Möglichkeiten bestehen und wie das „Drumherum“ organisiert werden kann.
Es ist jedoch auch Eigeninitiative und -verantwortung der Unternehmen und der Mitarbeiter gefragt. Unternehmen schaffen inzwischen konkrete Maßnahmen für die familienfreundliche Ausgestaltung von Arbeitszeiten und Arbeitsabläufen, beispielsweise mit Betriebskindergärten oder Abhol- und Bringdiensten für Kinder oder Pflegebedürftige. Oft gibt es bei kleineren Unternehmen Kooperationen mit Kitas zum Ausbau der Kinderbetreuung. Firmen haben tolle Ideen entwickelt, wie beispielsweise eine Spielzeugkiste im Büro, für Mitarbeiter, die ihr Kind kurzfristig mit zur Arbeit bringen. Na klar ist die Erstellung eines Dienstplanes aufwendiger, wenn nicht alle „pünktlich“ um 06.00 Uhr zum Schichtbeginn da sind und auch noch früher gehen, aber manche Aufgaben lassen sich so auch besser organisieren und effektiver durchführen. Neben den Beschäftigten und deren Familien profitieren auch die Unternehmen selbst. Dort wo Mitarbeiter ihr Familienleben und den Beruf gut vereinbaren können, werden sie auch zukünftig gerne arbeiten und leben. Also schon gelebte Realität!
Mut oder Wahnsinn?
Unternehmen wie auch Mitarbeiter müssen die Scheu vor Neuem ablegen und sich nicht vor konstruktiven Diskussionen drücken. Es gibt für fast jede Herausforderung eine Lösungsmöglichkeit. Man muss sie nur wollen. Flexibilität bei Mitarbeiter und Unternehmen spielt hier eine wichtige Rolle. Manchmal müssen wir über den Tellerrand hinausdenken. Die besten und effektivsten Ideen kommen da oft von den Mitarbeitern selbst, denn sie wissen ja was sie brauchen. Ob es eine Utopie bleibt liegt ganz sicher im Engagement der Familien und ihrer Eigenverantwortung. Hier nur auf die Politik zu setzen wird nicht funktionieren. Familien werden ihre Netzwerke brauchen und die, die noch nicht ausreichend davon haben, werden sie ausbauen müssen. Am Schluss bleibt immer ein „Restrisiko“, wie im wahren Leben.
Ist das schon Alles?
Nein, das alleine reicht natürlich noch nicht. Alles was Politik, Unternehmen und die Netzwerke bereit halten, kann nur funktionieren, wenn die Familie mitspielt. Ein gutes Familienmanagement ist gefragt. Alle Familienmitglieder möchten ihren Wünschen und Neigungen nachgehen. Da muss der Fahrservice zum Fußball oder Reiten genauso organisiert werden wie der Haushalt und die Mahlzeitenzubereitung. Als Mutter oder Vater haben wir den Anspruch, dass das Zubereiten der Mahlzeiten möglichst schnell gehen soll und gesund sein muss. Um unter der Woche gesunde Mahlzeiten ohne großen Zeitaufwand zu zaubern, empfiehlt sich die Vorbereitung oder das Vorkochen am Wochenende. Eintöpfe oder Suppen schmecken aufgewärmt meist noch besser und werden mit einem kleinen Beilagen-Salat aufgepeppt. Mit Gurke, Radieschen, Tomate und einem kleinen Teil Obst sieht es auch für Kinder sehr ansprechend aus und die frischen Vitamine fehlen auch nicht. Am Wochenende können die Kinder (je nach Alter) beim Schnippeln helfen. Oft entstehen hier die tollsten Gespräche oder Ideen für neue Rezepte. Im Gefrierschrank sollte immer eine Pizza oder Ähnliches für den „Notfall“ oder die besonderen Wünsche vorhanden sein.