Rhetorik-Experte verrät: Das machen die meisten im Vorstellungsgespräch falsch

Sie wurden nach einer Bewerbung zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Voller Tatendrang üben Sie mögliche Antworten auf Fangfragen ein, recherchieren über Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber, legen am Tag der Wahrheit einen Wahnsinns-Auftritt hin, reden wie ein Wasserfall und – ärgern sich eine Woche später über eine standardisierte Absage-Mail. Mit den drei folgenden Instrumenten setzen Sie sich garantiert von der Masse der Bewerber ab.

 

1. Die große Lüge des Storytellings

Derzeit lesen wir überall von der „Geheimwaffe“ Storytelling. Mitreißen sollen wir unser Gegenüber, mit spannenden Geschichten und lehrreichen Anekdoten. Dumm nur, wenn sich unsere zurechtgelegten Storys als regelrechte Luftnummern erweisen, weil die geschulte Personalerin sie sofort als mühevoll antrainiertes Überzeugungsmittel entlarvt. Dazu eine kleine Analogie aus unserem Alltag: Nehmen wir an, Sie gehen zum Zahnarzt, weil Ihre Weisheitszähne schmerzen und Sie denken, dass diese gezogen werden müssen. Nun erklärt Ihnen der Arzt detailreich, wie er damals als Klassenbester den begehrten Studienplatz an der renommierten Universität bekommen hat, an der er seinen Abschluss als Zahnmediziner gemacht hat – und zwar „mit Auszeichnung”. Dann fährt er fort, indem er erzählt, dass er über fünf Jahre Erfahrung beim Ziehen von Weisheitszähnen hat und dass er regelmäßig Weiterbildungen zum Thema „Weisheitszähne ziehen“ besucht. Er beendet seinen Vortrag schließlich damit, dass er Ihnen verdeutlicht, dass Zahnmedizin seine große Leidenschaft ist und dass er mit einiger Begeisterung einen Blog über die verschiedenen Prozeduren des Weisheitszahn-Ziehens betreibt.

Nun versetzen Sie sich noch einmal in die Situation des bevorstehenden Weisheitszähne-Ziehens. Der Zahnarzt reagiert diesmal jedoch folgendermaßen: Er lächelt und bittet Sie sogleich, ihm zu zeigen, wo es Ihnen weh tut und warum Sie der Meinung sind, dass die Weisheitszähne gezogen werden müssen. Er stellt ein paar weitere Fragen, setzt sich und erklärt Ihnen genau, wie das Ziehen der Weisheitszähne vonstattengeht.

Zu welchem Zahnarzt würden Sie gehen?

Während der Zahnarzt im ersten Szenario sich damit brüstet, wie gut er qualifiziert sei und welch renommierte Ausbildung er genossen habe, demonstriert der Arzt in Szenario zwei sein Expertenwissen.

Und damit kommen wir zum ersten Machtinstrument im Bewerbungsgespräch: Don’t tell it, but show it! Demonstrieren statt erzählen heißt die Devise. Finden Sie einen Weg, Ihr Expertenwissen zu demonstrieren, und ersparen Sie sich und anderen die Lobhudeleien auf sich selbst.

 

2. Wer am meisten redet, verliert

Wenn Sie der erste Rat noch nicht schockiert hat, dann wird es dieser sicherlich tun: Sprechen Sie im Vorstellungsgespräch weniger als die Hälfte der Zeit! Ideal wäre etwa eine 40/60-Aufteilung. Aber, Moment – steht nicht in vielen Bewerbungsratgebern, dass wir herausstellen sollen, wie qualifiziert und wie toll wir sind? Und sollen wir nicht detailliert von unseren Erfahrungen im Projektmanagement bei Firma XY, einem richtigen Global Player, erzählen? Die Antwort ist: Das steht doch alles in Ihrem Lebenslauf. Wenn jemand mehr über Ihre Erfahrung und Ihre Person wissen möchte, so wird er Sie danach fragen. Und nur dann sollten Sie auch darüber sprechen.

Halten Sie sich in etwa an die 60 Sekunden-Regel. Geben Sie präzise Antworten, die nicht länger als eine Minute sind. Kommunizieren Sie relevante Fakten und kommen Sie auf den Punkt.

Personaler führen sehr viele Bewerbungsgespräche und nichts langweilt sie mehr, als ausschweifende Geschichten, die kein Ende finden. Können Sie sich an den letzten Abend erinnern, den Sie mit einem richtigen Selbstdarsteller verbracht haben? Mit jemandem, der Ihnen endlose Geschichten aus seinem spektakulären Leben erzählt und Sie selbst nicht einmal zu Wort kommen lässt? Kann in einer solchen Situation ein echter Austausch relevanter Fakten stattfinden?

Tappen Sie also nicht in die Quasselfalle. Kommunizieren Sie präzise relevante Fakten.

 

3. Spielen Sie den Ball elegant zurück

Damit sind wir beim letzten Machtinstrument. Bisher fühlen sich alle Tipps gar nicht so mächtig an? Das ist Absicht, und genau deshalb sind sie unglaublich wirkungsvoll. Es sind keine Haudrauf-Taktiken, sondern Strategien für effektive Kommunikation. Die drei Machtinstrumente erlauben uns eine neue Perspektive auf den Bewerbungsprozess. Ausschweifendes Prahlen ist out. Präzises Demonstrieren ist in.

Und mit diesem dritten Instrument lernen Sie, das Bewerbungsgespräch (wie übrigens jedes andere Gespräch) als Dialog zu begreifen, bei dem ein echter Daten-Austausch stattfindet. Ein gelungener Dialog kann mit folgendem Muster angestoßen werden:

Frage (Personaler) – Ihre Antwort – Ihre Gegenfrage inkl. Übergabe des Rederechts.

Mit diesem simplen Muster übergeben Sie das Rederecht immer wieder zurück an Ihr Gegenüber, nachdem Sie eine Frage beantwortet haben. Es entsteht eine elegante Gesprächskette, die zu einem echten Dialog führt.

Beispiel:  

Frage (Personaler): „Erzählen Sie mir von einer Zeit, als Sie mit in einem suboptimalen Team arbeiten mussten.“

Ihre Antwort: „Bei meiner vorigen Firma haben wir überwiegend in Teams gearbeitet. Das war ein Kernbestandteil der Unternehmenskultur. Ich habe in vielen Teams mitgearbeitet, manche davon waren sehr gut, andere dagegen nicht so effektiv.“

Ihre Gegenfrage inkl. Übergabe des Rederechts: „Erreicht Ihre Firma Ihre Produktivität hauptsächlich durch Teamarbeit?”

Personaler: „Ja, bei uns wird tatsächlich viel durch Teamarbeit erreicht. Bei uns arbeiten meist sechs bis acht Personen in einer Projektgruppe zusammen.”

Sie: „Das trifft sich gut, ich schätze Teamarbeit sehr und arbeite gerne in Teams dieser Größe. Wie legen Sie normalerweise die Personalbesetzung innerhalb der Teams fest?”

Ab diesem Zeitpunkt haben Sie einen echten Dialog erreicht und den Grundstein für ein überzeugendes Vorstellungsgespräch gelegt, das weder zur Selbstdarstellerei, noch zum Verhör mutiert. Ganz nebenbei demonstrieren Sie dadurch echte Führungsqualitäten, indem Sie den Gesprächsverlauf entscheidend mitbestimmen. Machen Sie von den drei „Machtinstrumenten“ in Ihren Gesprächen regen Gebrauch und genießen Sie Ihre Zukunft als besonders angenehmer und interessanter Gesprächspartner.

Konzentrieren Sie sich!

Ständig werden wir abgelenkt, springen von einer Aufgabe zur anderen und werden dabei immer nervöser. Das ist heute der Normalzustand. Wie können wir uns vor Störungen schützen und lernen, wieder ganz bei der Sache zu sein?

Sie haben sich auf diesen Text gestürzt wie ein Ertrinkender im endlosen Ozean der unerledigten Dinge, der ein kleines Boot entdeckt, das Rettung verspricht. Sie sind wild entschlossen, ihn zu Ende zu lesen, weil Sie hoffen, den ultimativen Tipp zu bekommen, wie Sie die vielen offenen Vorgänge, die Sie angefangen haben, endlich geregelt bekommen. Hoffnungsvoll lesen Sie weiter. In Ihnen taucht der verwegene Gedanke auf, ob es nicht effektiver wäre, den Schreibtisch zu Ende aufzuräumen, statt einen Text darüber zu lesen, wie Sie es eventuell schaffen, den Schreibtisch aufzuräumen. Sie wischen den Zweifel heroisch beiseite, aufräumen können Sie immer noch. Doch dann spüren Sie ein komisches Ziehen in der Magengegend: Ihr Magen funkt „Hunger“.

Sie gehen in die Küche mit dem Vorsatz, sich ein Käsebrot zu schmieren. Beim Weg dorthin fällt Ihr Blick auf die Kiste mit dem Altpapier, die Ihr pubertierendes Kind entgegen der Absprache morgens doch nicht hinuntergetragen hat. Wenn man nicht alles selbst macht, schimpfen Sie und sehen sich verwundert dabei zu, wie Sie die Kiste die Treppen hinunterwuchten. Auf dem Rückweg vom Altpapiercontainer öffnen Sie noch schnell den Briefkasten und fischen diverse Werbezettel heraus, darunter einen Prospekt eines Autohauses. Dabei fällt Ihnen ein: Der Wagen muss zum TÜV! Dieser Gedanke lässt Sie schnell nach oben zum Telefon eilen – ohne die leere Altpapierkiste, die Sie vor dem Briefkasten abgestellt haben. Auf die Schnelle finden Sie die Telefonnummer der Werkstatt nicht.

Sie gehen online, suchen nach der Nummer, da fällt Ihnen siedend heiß ein, dass Ihre Freundin Geburtstag hat, und Sie rufen sie statt der Werkstatt an. Danach gehen Sie in die Küche und fragen sich, was Sie eigentlich dort wollten. Ach ja, das Käsebrot. Und jetzt sitzen Sie etwas erschöpft wieder auf dem Sofa, vor sich diesen Text, den Sie offenbar in einem früheren Leben, so kommt es Ihnen jedenfalls vor, mal angefangen haben. Falls Sie sich in dieser Beschreibung auch nur ansatzweise wiederfinden: Willkommen im Club der frustrierten Multitasker, die verzweifelt versuchen, das ständige Ausfransen der Aufmerksamkeit zu verhindern, und daran scheitern.

 

Die Hälfte der Zeit sind wir nicht da

Dass die Gedanken sich vom gegenwärtigen Moment lösen und in die Zukunft oder Vergangenheit abschweifen, ist normal. Wir geben uns gerne der Illusion hin, Herr oder Herrin unserer Gedanken zu sein, aber tatsächlich wandert unser Geist bis zu 50 Prozent unseres Wachlebens und führt uns überall hin, nur nicht dahin, wo wir aktuell sein wollen. Die Hälfte der Zeit sind wir nicht da. Was im Buddhismus schon lange als „Affengeist“ bekannt ist, nennt die moderne westliche Forschung mind wandering. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass der spontan wandernde Geist sich messbar negativ auf die Stabilität unseres geistigen Arbeitsspeichers auswirkt. Möglicherweise schwächt er auch unsere geistige Autonomie, die Fähigkeit, unsere inneren Handlungen zu kontrollieren.

Thomas Metzinger, Professor für theoretische Philosophie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, beschäftigt sich nicht nur als Forscher mit dem Phänomen des wandernden Geistes. Er versucht auch selbst, alltagspraktische Wege zu finden, die Dinge, die er sich vorgenommen hat, zu Ende zu bringen und den ständig auftauchenden inneren Attacken, die ihn wegreißen wollen, zu trotzen. Er steht morgens früh auf, meditiert und versucht dann, sich in den ersten drei Arbeitsstunden konzentriert und konsequent einer anspruchsvollen Aufgabe zu widmen. In dieser Zeit verordnet er sich strikte Onlineabstinenz. Als ich ihn treffe, hat er um 11 Uhr bereits eine komplizierte Doktorarbeit aus Australien gelesen, für die er ein Gutachten schreiben muss.

„Sobald man zum ersten Mal online ist, und sei es nur, um kurz in die Nachrichten zu schauen oder Mails abzufragen, zerfällt die Aufmerksamkeit und innere Stabilität.“ Danach sei es sehr schwer, wieder eine zielgerichtete Konzentration aufzubauen, weiß Metzinger aus eigener Erfahrung: „Bin ich mal online, ist mein Arbeitstag eigentlich gelaufen.“ Dieses erfrischend ehrliche Bekenntnis entlastet und verstört zugleich. Denn wie soll man wichtige Dinge zu Ende bringen, wenn sogar ausgewiesene Experten damit Schwierigkeiten haben? Offensichtlich brauchen wir eine geradezu heroische Haltung, den tausend Ablenkungen zu widerstehen, und müssen uns wie Odysseus am Mast festbinden, um uns nicht vom Gesang der virtuellen Sirenen verführen zu lassen, die uns ständig zurufen: „Lies mich! Leite mich weiter! Speicher mich ab! Druck mich aus! Bewerte mich! Buch mich! Vergleich mich! Like mich!“

 

Spätestens nach elf Minuten sehnen wir uns nach einer Unterbrechung

Der Stressreport Deutschland 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz kommt zu dem Ergebnis, dass rund 44 Prozent der Befragten häufig ihre Arbeit unterbrechen müssen. Bei einer älteren, aber immer noch gültigen Studie, bei der Arbeitnehmer an ihrem Arbeitsplatz gefilmt wurden, zeigte sich, dass sie durchschnittlich nach elf Minuten unterbrochen wurden. Das Telefon klingelte. Jemand klopfte an die Tür. Eine wichtige Mail mit dem Vermerk „Eilt“ poppte auf. Doch bei genauerer Analyse zeigte sich, dass die Hälfte der Unterbrechungen selbst erzeugte Unterbrechungen waren. „Wenn tatsächlich mal niemand an die Tür klopft und man in Ruhe arbeiten könnte, unterbricht man sich selbst und checkt völlig sinnlos den Kontostand oder schaut nach den neuesten Nachrichten“, beschreibt Thomas Metzinger dieses Phänomen.

Er erklärt sich diese Tendenz zum einen damit, dass das Gehirn extrem schnell lernt und sich an die Umwelt anpasst. Die Erfahrung, nach elf Minuten unterbrochen zu werden, führt zu einer inneren Vorhersage, die dafür sorgt, dass das Erwartete eintritt – wenn nicht durch eine äußere, dann eben durch eine innere Unterbrechung, die einen zur Maus oder zum Smartphone greifen oder in die Teeküche laufen lässt. Doch um den Ursachen der inneren Attacken auf die Spur zu kommen, müsse man noch etwas tiefer schauen und sich mit dem Aspekt der Gier beschäftigen. „Wir sind gierig nach kleinen Neuigkeiten, die uns sofort mit einer Dopaminausschüttung im Gehirn belohnen. Unsere Gier nach Unterhaltung und Abwechslung untergräbt unsere geistige Autonomie und lässt uns ständig Dingen, Informationen, Zielen und Erlebnissen hinterherlaufen, die uns von außen angeboten werden und die wir fast alle eigentlich nicht brauchen, um ein gutes Leben zu leben.“

In den neuen medialen Arbeitswelten bringt unbewusste Gier uns in einen Teufelskreislauf, der uns am Ende des Tages erschöpft und frustriert darüber klagen lässt, dass wir nichts geschafft haben. „Die neuen Medien bieten tolle Ablenkungsmöglichkeiten. Doch ständig machen wir die kränkende Erfahrung, dass wir uns nicht konzentrieren können und stattdessen abschweifen. Diese Einsicht müssen wir verdrängen, weil sie zu beschämend ist, also lenken wir uns noch mehr ab“, beschreibt Metzinger den Kreislauf. Wenn wir immer wieder erleben, dass wir unsere geistige Autonomie verlieren und das Gegenteil von dem tun, was wir eigentlich tun möchten, schwächt das unsere Selbstwirksamkeit. „Wir erleben uns als ohnmächtig unserem eigenen Geist gegenüber. Wenn wir uns dieser Erfahrung stellen, müssen wir uns eingestehen, dass es kein einheitliches, kein wirkliches Selbst gibt und wir unbewussten Mechanismen ausgeliefert sind. Und weil das niemand wahrhaben will, machen wir Witze über unser ständiges Abschweifen und retten uns in Selbstironie.“

 

Aufmerksamkeit funktioniert wie ein Muskel

Was die Sache noch komplizierter macht: Es sind nicht nur die unsinnigen und überflüssigen Ablenkungen, die es uns schwer machen dranzubleiben. Im Internet warten auch großartige Vorträge, spannende Artikel und tolle Musik. Einen Arbeitsplan zu verfolgen ist vergleichbar mit einer Diät. Wir haben uns vorgenommen, konsequent bei Obst, Reis und Gemüse zu bleiben, müssen aber den ganzen Tag an Regalen voller Köstlichkeiten vorbeigehen und die Finger davon lassen. Sich die Schwierigkeit dieser Aufgabe klarzumachen kann helfen, das eigene Scheitern mit Selbstmitgefühl zu kommentieren und kreative Wege zu finden, trotzdem zum Ziel zu kommen.

Zum Schluss noch eine gute und eine schlechte Nachricht: Aufmerksamkeit funktioniert wie ein Muskel. Wir können sie trainieren. Der nachweislich beste Weg ist Meditation. Denn Meditation erhöht, wie Metzinger sagt, die geistige Autonomie, indem wir uns bewusst werden, was gerade passiert, und unseren Ablenkungsmechanismen auf die Schliche kommen. Die schlechte Nachricht: Üben müssen wir täglich.

 

Quelle: Diese Veröffentlichung ist Teil einer Kooperation mit der Verlagsgruppe Beltz. Der Beitrag ist erschienen in Psychologie Heute Nr. 6/2017, Seiten 18 bis 22.

Pressearbeit für Coaches: Mit einfachen Schritten online sichtbarer werden

Die Büros von Coaches befinden sich meist in irgendwelchen Seitenstraßen – und haben keine riesigen Schaufenster mit Leuchtreklame. Also müssen Coaches über andere Wege dafür sorgen, dass ihre potenziellen Kunden auf sie aufmerksam werden. Ein wirksames Instrument ist die Online-Pressearbeit.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Unterstützer mit speziellen Fähigkeiten oder Kenntnissen benötigen und keinen kennen? Zum Beispiel einen IT-Berater, der die Bedürfnisse von Kleinunternehmern kennt. Oder einen Marketingexperten, der mit dem Coaching-Markt vertraut ist. Vermutlich fragen Sie zunächst Ihre Bekannten und Verwandten: „Kennt Ihr einen Spezialisten, der…?“

Angenommen, diese kennen keinen passenden Spezialisten. Vermutlich setzen Sie sich spätestens dann an Ihren PC und geben bei Google entsprechende Suchbegriffe ein, um einen Unterstützer zu finden. So verfahren inzwischen die meisten Kunden. Entsprechend wichtig ist es heute für Unternehmen dafür zu sorgen, dass sie im World-Wide-Web von potenziellen Kunden leicht gefunden werden. Dies gilt speziell für Klein- oder Einzelunternehmer wie Coaches, deren „Fachgeschäfte für Coaching & Beratung“ sich eher irgendwo versteckt in einer Seitenstraße befinden und nicht in der Haupteinkaufsstraße einer Stadt – und keine riesigen Schaufenster mit Leuchtreklame haben.

Für das Gefundenwerden im Netz gibt es viele Wege. Sie können als Coach zum Beispiel Ihre Webseite auf die relevanten Suchbegriffe wie „Beziehungscoach“ oder „Gesundheitscoaching“ optimieren. Oder Sie können entsprechende AdWords-Anzeigen bei Google schalten. Beides tun viele Coaches bereits. Noch nicht entdeckt haben die meisten jedoch für sich die Möglichkeiten, die ihnen die Pressearbeit zum Steigern ihrer Webpräsenz bietet.

 

Online-PR wirkt oft länger als Print-PR

Beim Stichwort Pressearbeit denken die meisten Coaches noch primär an die klassischen Printmedien. Und sie freuen sich deutlich mehr, wenn ein Artikel von ihnen in einer Zeitschrift erscheint, als wenn derselbe Artikel von einem redaktionellen Online-Portal publiziert wird. Zu Recht? Darüber kann man unterschiedlicher Meinung sein. Denn von Online-Veröffentlichungen geht längerfristig oft eine größere Werbewirksamkeit aus. Aus folgendem Grund: Angenommen ein Artikel von Ihnen erscheint in einer Zeitschrift wie managerSeminare. Oder in der Wochenendausgabe der lokalen Tageszeitung. Das ist gut für Ihr Renommee, doch die Werbewirksamkeit des Artikels geht dann gegen Null, wenn die nächste Ausgabe der Zeitschrift oder Zeitung erscheint. Anders ist dies bei einem Artikel, der in einem redaktionellen Online-Portal wie XING-Coaches erscheint. Er steht dauerhaft im Netz. Also können potenzielle Kunden noch Jahre später auf ihn stoßen.

Manch Leser mag nun denken: Aber die Zeitungen stellen die in ihnen erschienenen Artikel doch oft auch ins Netz oder genauer gesagt auf ihre Webseite. Stimmt! Doch Veröffentlichungen dort haben zwei Nachteile:

1. Viele Zeitungs- und Zeitschriftenverlage haben Google und Co untersagt, die Inhalte ihrer Webseiten zu indizieren – aus Angst, die Suchmaschinen könnten ihnen einen Teil ihres Anzeigengeschäfts abjagen. Die Folge: Selbst wenn ein Artikel von Ihnen auf der Webseite einer sehr namhaften Zeitschrift steht, dann wird er bei entsprechenden Google-Suchabfragen meist nicht angezeigt.

2. Für die Artikel auf den Webseiten der meisten Zeit-schriften gilt. Sie wandern umso tiefer in deren Online-Archive, je länger der Veröffentlichungszeitpunkt zurück liegt. Und weil diese Unterseiten der Zeitschriften-Webseiten meist eine niedrigere Platzierung als deren Startseite haben, werden die Artikel in den Google-Trefferlisten immer weiter hinten angezeigt – meist viel weiter hinten als Publikationen auf Online-Portalen.

 

Mit Online-PR die Webpräsenz steigern

Doch wie können Sie nun als Coach mit Hilfe von Online-PR Ihre Webpräsenz steigern? Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Wege.

Weg 1: Sie beziehen in Ihre Pressearbeit künftig die redaktionellen Online-Portale ein. Für diese gilt: Faktisch ticken sie wie die klassischen Print-Redaktionen. Das heißt, anders als von manch Unerfahrenem vermutet, publizieren sie nicht jeden Text. Eine Redaktion prüft vielmehr vorab, ob der Inhalt des Manuskripts für die Besucher des Portals interessant und dieses gut lesbar ist. Der einzige Unterscheid: Da diese Portale in der Regel zumindest täglich ihre Startseiten aktualisieren, können sie mehr Artikel publizieren als ein Wochen- oder Monatsmagazin.

Beim Schreiben von Artikeln für Online-Portale sollte man jedoch ein, zwei Dinge beachten – zum Beispiel, dass ein Ziel Ihrer PR-Aktivitäten im Online-Bereich ist, dass Ihre Artikel in den Trefferlisten von Google und Co möglichst weit vorne angezeigt werden. Deshalb sollte der relevante Suchbegriff bereits in den ersten Textzeilen stehen.

Weg 2: Wenn Sie bei Google und Co die Suchwort-Kombination „Pressemitteilungen kostenlos“ eingeben, stoßen Sie auf viele Webportale, auf denen jeder jederzeit kostenlos Pressemitteilungen veröffentlichen kann. Entsprechend sind diese Webportale von PR-Müll übersäht. Doch dies kann Ihnen egal sein. Denn Ihr Ziel ist es nicht, dass jemand Ihre Meldung auf dem PR-Portal selbst sieht und liest. Ihr Ziel ist es, dass Personen, die eine bestimmte Suchwort-Kombination wie zum Beispiel „Karriereberatung Flensburg“ oder „Vertriebscoach Banken“ bei Google eingeben, auf Ihre Meldung stoßen. Und um dieses Ziel zu erreichen, sind die auf diesen Portalen publizierten Meldungen ein hilfreiches Instrument – zumindest bei Suchbegriffen beziehungsweise Suchwort-Kombinationen, die nicht stark umkämpft sind. Voraussetzung erneut: Die Meldungen sind textlich so gestrickt, dass sie bei entsprechenden Suchabfragen von Google und Co möglichst weit vorne angezeigt werden.

 

Weitere Vorzüge der Online-PR

Aus zwei weiteren Gründen sollten Sie künftig Zeit und Energie in die Online-PR investieren. Unter den auf den redaktionellen Online-Portalen publizierten Artikeln platzieren die Online-Redakteure in der Regel Links auf die Webseiten der Artikel-Verfasser. Und unter den Pressemitteilungen, die Sie in PR-Portale stellen, können Sie selbst einen entsprechenden Link platzieren.

Das heißt: Wenn Sie mit einer gewissen Regelmäßigkeit Online-PR betreiben, dann steigt die Zahl der Links auf Ihre Webseite kontinuierlich. Deshalb gehen Google und Co davon aus, dass Ihre Webseite von Bedeutung ist. Darum wird sie bei Suchabfragen im Netz weiter vorne angezeigt.

Ein weiteres Plus einer kontinuierlichen Online-Pressearbeit ist: Angenommen, von Ihnen sind bereits mehrere Artikel auf redaktionellen Online-Portalen erschienen. Dann werden diese selbstverständlich auch in den Trefferlisten angezeigt, wenn eine Person Ihren Namen als Suchbegriff bei Google eingibt. Die Folge: Bei dem potenziellen Kunden entsteht der Eindruck „Das scheint ein echter Experte zu sein. Denn er hat schon mehrere Artikel zum Thema publiziert.“ Auch dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die betreffende Person Sie kontaktiert.

 

Zum Autor: Bernhard Kuntz ist Geschäftsführer der PRofilBerater GmbH, Darmstadt, die Trainer, Berater und Coachs bei ihrer Selbstvermarkung unterstützt. Er ist u. a. Autor des Marketing-Ratgebers „Die Katze im Sack verkaufen“.

Mit dieser Strategie erzielen Coaches höhere Honorare

In diesem Artikel möchte ich Ihnen ein Modell vorstellen, mit dessen Hilfe Sie als Coach, Trainer oder Berater einfach höhere Honorare erzielen können. Diese Strategie der Preisgestaltung begegnet Ihnen vielfach bei Konsumgütern aller Art – vom Autokauf bis zum Rasierapparat.

Die Drei-Apfel-Preisstrategie

Stellen Sie sich vor, ein Obsthändler stellt zwei 1kg-Körbe mit Äpfeln in seinem Laden auf: Der eine Korb – Apfel normal – kostet 1,00€, der andere Korb mit Äpfeln – Superapfel – kostet 3,50€. Was glauben Sie, welche der Körbe in diesem Fall der meist verkaufte sein wird und wie groß der durchschnittliche Umsatz sein wird?

Erfahrungsgemäß wird es so laufen: Die meist verkaufte Apfelkorb wird der für 1,00€ sein. Der Durchschnittserlös wird vermutlich bei ca. 1,50€ bis 2,00€ liegen, da die meisten Käufer die billigere Variante nehmen und nur wenige die etwas teurere.

Stellen Sie sich nun vor, der Obsthändler stellt eine dritte Apfelsorte daneben. Diese bepreist er mit 7,50€ je Korb.

Welcher Korb glauben Sie nun, wird der meist verkaufte sein?

Ich denke, dass nun der mittlere Korb der meist verkaufte sein wird, also der für 3,50€.

Da aber nun viele Käufer keinesfalls die billigsten Äpfel haben wollen und auch einige Käufer die Alternative haben, eine höherpreisigen Apfel zu kaufen, steigt der Durchnittspreis der verkauften Äpfel an – ich schätze auf ca. 5,00€. Dieses Prinzip der Durchschnittspreiserhöhung funktioniert auch bei Honoraren.

 

Umsetzung der Drei-Apfel-Strategie in Coaching, Training, Beratung

Um die Strategie zur Erhöhung des Durchschnittspreises in Coaching, Training und Beratung erfolgreich anzuwenden, sollten Sie zunächst Ihr Angebot produktisieren.

Achten Sie darauf, dass sich Ihr Beratungsprodukt nicht einfach nur in der angesetzten Gesamtdauer oder in der Anzahl der Sitzungen unterscheidet und über einen einfachen Dreisatz hoch- und runter rechnen lässt.

Keinesfalls sollten Sie den Wert Ihres Honorars noch in Misskredit bringen, weil Sie beispielsweise Rabatte auf „Zehnerpakete“ oder ähnliches anbieten. Das Signal an den Kunden ist dann: Das Honorar ist es nicht wert.

Jedes Ihrer Produkte muss andere Kriterien als „zeitbasiertes Honorar“ beinhalten.

Das könnten sein:

– Beratung auch zu ungewöhnlichen Uhrzeiten

– Garantien, die es im Niedrigpreisprodukt nicht gibt

– Bei Abonnements: Aufsparmöglichkeiten über längere Zeiträume

– Bei Tagessätzen: Zusatzleistungen wie beispielsweise „Nachbesprechungen“

Fiktive Beispiele:

A: Einfaches Coaching:

– 3 Sitzungen á ca. 1,5 Stunden in 6 Wochen zum Finden der persönlichen Lebensziele.

– Preis = 545,00€

B: Standardcoaching

– 3 Sitzungen á ca. 1,5 Stunden in 6 Wochen zum Finden der persönlichen Lebensziele

– Zusätzlich Begleitung per asynchronem E-Mail-Coaching, Antworten innerhalb von 48 Stunden

– Coachingzeiten von 09:00 bis 17:00 Uhr werktags

– Preis = 645,00€

C: Premiumcoaching

– Sitzungen nach Bedarf innerhalb von 6 Wochen zum Finden der persönlichen Lebensziele

– Zusätzlich Begleitung per asynchronem E-Mail-Coaching, Antworten innerhalb von 24 Stunden

– Coachingzeiten von 09:00 bis 21:00 Uhr werktags.

– Zusätzlich synchrones Onlinecoaching

– Preis = 955,00€

 

Vorteile der Drei-Apfel-Preisstrategie

Da die Akquise immer gleich aufwändig ist – egal, wie hoch der Preis eines Angebotes ist – erzielen Sie bei gleichem Akquiseaufwand ein durchschnittlich höheres Honorar.

Ihre Kunden haben die Wahl zwischen „einfach“, „normal“ und „premium“. Somit befriedigen Sie auch unterschiedliche Prestige-Ansprüche Ihrer Kunden.

Mit der einfach anwendbaren Methode der Drei-Apfel-Preisstrategie können Sie es schaffen, Ihr durchschnittliches Honorar deutlich anzuheben.

 

Zum Autor: Robert Flachenäcker ist Coach, Trainer und Autor. Mit seinem Unternehmen beratungs-raum.de bietet er außerdem Co-Working Spaces für Coaches, Trainer und Berater an.

Psst! 6 Orte, an denen Sie nicht über beruflich Vertrauliches sprechen sollten

Beruflich Vertrautes mit den falschen Personen in der Öffentlichkeit besprechen – jedem ist dies schon mal passiert. Manchmal aus Versehen, manchmal ganz bewusst geplant. Warum diese Gespräche oftmals lieber in den dazu vorgesehenen Räumlichkeiten stattfinden sollten, erklären die folgenden Beispiele.

Kaffeehaus: Beim Frühstück

Eine Frau, Führungskraft in einem kleinen Unternehmen, beschwert sich über ihren Chef: Sie hatte einen Lösungsweg gefunden und war dabei ihn umzusetzen. Ihr Chef stellte sie zur Rede, weil sie sich vorab nicht mit ihm abgesprochen hat. Er war mit ihrem Lösungsweg nicht einverstanden und verlangte alle Aktivitäten rückgängig zu machen und einzustellen. Sie hat daraufhin beschlossen, in den Krankenstand zu gehen und sich zukünftig in der Arbeit zurückzuhalten. Es folgt eine Reihe an Unmutsäußerungen. Die beiden Freundinnen, die sie begleiten, bestärken sie, indem sie ihr zustimmen.

Das Frühstück mit Freundinnen im öffentlichen Raum als Psychohygiene zu nützen kann helfen, um Emotionen und Enttäuschungen besser zu verarbeiten. Aber die Bestätigung der Freundinnen kann die Unzufriedenheit auch zusätzlich noch verstärken. Sie kehrt mit einem frustrierteren Gefühl in die Arbeit zurück, als vor dem Gespräch.

Vormittags: Beim Frisör

Ein Geschäftsmann spricht während seines Friseur-Termins über seinen finanziellen Druck. Er erklärt, dass er zeitweise nicht mehr schlafen kann, weil er Sorge hat, dass er am Monatsende die Zahlungen nicht mehr tätigen kann. Er kommt besonders schwer damit zurecht, dass er eine Mitarbeiterin hat, die er kündigen müsste. Er spürt eine große Verantwortung ihr persönlich und ihrer Familie gegenüber.

Einerseits kann das Gespräch mit dem Friseur nützlich sein, da Sorgen und Ängste ausgesprochen werden und sie sich dadurch nicht vergrößern. Andererseits möglicherweise auch fahrlässig, weil nur professionelle Hilfe zur Strategieentwicklung und Lösungsfindung anregt und aus der Passivität in die Aktivität führt.

Restaurant: Beim Mittagessen

Zwei Betriebsräte sprechen detailliert einen bevorstehenden Sozialplan durch. Es wird offen über das Unternehmen gesprochen. Es werden Namen der maßgeblich Beteiligten genannt, Zeitpläne, Abläufe, Argumente pro und contra. Es wird die Strategie des Betriebsrates festgestellt und die Reaktion der Unternehmensvertretung darauf diskutiert.

Das Mittagessen als Arbeitsessen im öffentlichen Raum – praktisch, da das Angenehme mit dem Notwendigen verbunden wird. Dennoch kann es unprofessionell sein, da Betriebsgeheimnisse Preis gegeben werden oder gar imageschädigend, da noch inoffizielles unautorisiert Kund gemacht wird.

Nachmittags: In der Hotellobby

Der Personalberater lädt einen Bewerber zum Vorstellungsgespräch in die Lobby eines renommierten 5-Sterne Hotels ein. Das Bewerbungsgespräch dreht sich um den Lebenslauf, durchläuft Schilderungen konkreter Arbeitssituationen und landet bei den obligaten persönlichen Fragen nach Stärken und Schwächen.

Der mögliche zukünftige Arbeitgeber und der Personalberater können durch das qualitativ hochwertige Interieur des Luxushotels zwar prestigeträchtig wirken aber auch unseriös, da die eigenen Geschäftsräume um einiges mehr Seriosität vermitteln würden. Auch werden persönlichere Themen oberflächlicher beantwortet, da die intimen Räumlichkeiten fehlen.

Abends: Auf der Vorstandsetage

Ein Vorstand lädt seinen ganzen Unmut über die obligate Vorstandssitzung bei seiner Sekretärin ab. Er erzählt detailgetreu was vorgefallen ist, wer von den Beteiligten sich wie verhalten hat. Was gesagt und was wieder einmal nicht gesagt wurde. Er spricht sich den ganzen Frust von der Seele. Seine Mitarbeiterin hört zu und pflichtet ihm bei.

Das Frust im Arbeitsumfeld abzuladen spart zwar Kosten, weil die Sekretärin so auch Aufgaben einer Therapeutin übernimmt, ist aber nicht hilfreich – durch reine Bestätigung können lösungsorientierte Ansätze nicht erarbeitet werden. Außerdem wird die Sekretärin mit Problemen belastet, mit denen sie allein gelassen wird.

Wochenende: Zuhause

Wochenende – endlich Zeit mit dem Partner gemütlich zu essen oder etwas zu unternehmen. Dabei wird oft der ganze aufgestaute Frust der Arbeitswoche erzählt oder über geplante Projekte und Vorhaben reflektiert. Das Wochenende vergeht wie im Flug.

Zuzuhören, die Möglichkeit zum Dampf ablassen und Reflektieren als Liebesdienst des Partners ist meist aber Zeitverschwendung: Die wenigen Momente der Zweisamkeit werden nicht intensiv genützt und eine professionelle Beratung ist dem Lebenspartner nicht möglich. Auf Dauer kann dies dazu führen, dass das Privatleben mit Themen überfrachtet wird, die eigentlich ins Berufsleben gehören.

Bedenken Sie immer, dass der falsche Gesprächspartner nicht zum gewünschten Ergebnis führt und in öffentlichen Räumlichkeiten immer jemand mithören kann, der nichts von dem besprochenen Thema wissen sollte. Coaching für organisatorische, beziehungsrelevante und persönliche Themen ist eine Profession mit Fach- und Methodenkompetenz, die viel Erfahrung und Wissen voraussetzt. Nutzen Sie Coaching, um Ihre Weiterentwicklung, Reflexionsmöglichkeit, Lösungsfindung professionell zu unterstützen. Ihr Imageschaden wird so begrenzt und Ihr privates Beziehungsleben entlastet.

5 entscheidende Tipps wie Sie Coachings effektiver gestalten

Führungskräfte können heute kaum noch auf Coaching verzichten. Eine sinnvolle Führungskräfteentwicklung hat jedoch erst dann höchste Intensität und Erfolgswahrscheinlichkeit, wenn von den individuellen Voraussetzungen der Führungskraft ausgegangen wird.

Das ist im Coaching viel leichter zu gewährleisten, als in einem Seminar. Die Bedürfnisse der Führungskraft stehen im Coaching immer im Mittelpunkt. Diese Bedürfnisse müssen nicht, wie in einem Seminar, mit anderen Teilnehmern geteilt und koordiniert werden. Auch die Überprüfung, inwieweit Entwicklungsschritte tatsächlich den gewünschten Erfolg generieren, ist im Coaching noch präziser und erfolgreicher herzustellen.

1. Coaching schärft die Wahrnehmung

Führungskräfte sind regelmäßig mit Feedbacks konfrontiert, die jedoch Verzerrungen unterliegen. Das Feedback kann erstens strategisch verzerrt sein. Das bedeutet, das Feedback hilft nur dem Feedbackgeber, nicht der Führungskraft. Im Feedback sind die Absichten des Feedbackgebers verborgen. Hier geht es dem Feedbackgeber oft darum, eine Abhängigkeit der Führungskraft herzustellen im Sinne von: „Chef, fragen Sie erst mich, bevor Sie entscheiden.“

Das Feedback kann zweitens durch Wohlwollen verzerrt sein. Hier wird der Mantel des Wohlwollens über das Verhalten des Vorgesetzten gelegt. Alles nicht so schlimm, alles gut. Das kann die treue Sekretärin sein, der Ehemann oder die Ehefrau.

Zum dritten gibt es das aggressive Feedback. Hier geht es darum, durch das Feedback der Führungskraft zu schaden. Es wird überzeichnet, alles schlimmer dargestellt als es war. Der Chef soll sich schlecht fühlen.

Im Coaching geht es um die Neutralisierung dieser drei Verzerrungen. Der Coach hilft der Führungskraft ihre Wahrnehmung zu schärfen und Feedbacks noch besser in ihrer Qualität einzuschätzen. Gleichzeitig gibt es immer wieder Überlegungen, die eine Führungskraft mit niemandem aus seinem beruflichen oder privaten Umfeld besprechen kann, ohne dass dies Folgen hätte. Kann eine Führungskraft die Überlegung den Job zu wechseln mit dem Vorgesetzten besprechen, mit Kollegen oder der Ehefrau? Hier kann der Coach die Wahrnehmung ebenfalls aus einer neutralen Position heraus schärfen.

2. Entwicklungsschritte definieren

Wohin möchte sich eine Führungskraft entwickeln? Welche Entwicklungsschritte sind sinnvoll, welche hilfreich oder nützlich? Welche Entwicklungsschritte sind möglich? Oft liegt Unbehagen über die derzeitige Situation vor, ohne zu wissen warum genau. Hier ist der Coach gefragt, der gemeinsam mit dem Coachee ermittelt, in welchen beruflichen oder persönlichen Bereichen eine Entwicklung notwendig und wünschenswert ist.

Es geht zunächst um eine präzise Bedarfsermittlung. Das wird ohne ein systematisches Reflektieren der bisherigen Verhaltens- und Denkmodelle nicht möglich sein. Welche Motive, Interessen, Bedürfnisse und handlungsleitenden Werte haben das bisherige Verhalten und Handeln geprägt? Wie kann der Gecoachte die zukünftigen Aufgaben bewältigen und sich und anderen gerecht werden? All dies wird gemeinsam festgelegt. Ebenso der Coachingprozess, der zum definierten Ergebnis führen soll. Es geht um die Festlegung der Arbeitsschritte als notwendige Voraussetzung für ein Coaching.

Hinzu kommt die frühzeitige Klärung, wer an dem Coachingprozess beteiligt ist. Nicht immer ist der Coachee der Auftraggeber, sondern die Personalabteilung oder der direkte Vorgesetzte. Es muss im Vorfeld geklärt sein, wer worüber informiert wird oder informiert werden darf. Und es wird mit allen Beteiligten abgestimmt, wie der Prozess gestaltet wird.

3. Entwicklung kontrollieren

Gutes Coaching bedarf der Kontrolle. Was sind die Milesstones? Welche wurden wie erreicht? Welche Maßnahmen waren erfolgreich, welche sollten weiter optimiert werden? Der Coach hat die Aufgabe, hier genau nachzufragen, gemeinsam mit dem Coachee realitätsnah Erfolge und einzelne Schritte auf dem Weg zu noch mehr Führungserfolg kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig hilft es dem Coachee Erfolgsschritte zu besprechen, um die Eigenmotivation weiter zu stärken.

4. Die Entscheidung bleibt bei der Führungskraft

Der Coach überlegt gemeinsam mit dem Coachee, welche Alternativen die Führungskraft hat. Es gilt, die Möglichkeiten einer Entscheidung und die Entscheidungsfolgen möglichst umfassend zu ermitteln. Es kommt oft genug vor, dass erst nach einer Entscheidung durch die Entscheidungsfolgen klar wird, ob eine Entscheidung richtig war oder falsch. Genau hier ist der Coach dazu da, gemeinsam mit dem Coachee zu überprüfen, ob die Führungskraft etwas übersehen hat oder in der Prioritätensetzung eventuell etwas ungenau bewertet. Dieser Prozess wird beendet mit der Frage: „Was wollen Sie tun, was halten Sie jetzt für das Beste?“ Die daraus folgende Entscheidung trifft nur der Coachee. Selbst die Empfehlung: „Ich an Ihrer Stelle würde es so machen“, ist kontraproduktiv. Das Aufzeigen von Handlungsalternativen gehört zum Leistungsspektrum des Coachs, das Entscheiden bleibt jedoch immer das Hoheitsgebiet der Führungskraft.

5. Der Coach macht sich überflüssig

Das Ziel des Coachings ist es, zu helfen, die Einstellung und Orientierung des Gecoachten zu dynamisieren und durch konstruktiv-kritische Reflexion die Handlungsalternativen selbständig zu ergründen. Dadurch wird die Handlungsfähigkeit optimiert. Es geht darum, die Führungskraft in die Lage zu versetzen, anstehende Probleme zukünftig ohne den Coach im Griff zu haben. Wichtig für beide, Coach und Führungskraft, ist es, jede Form von Abhängigkeit zu vermeiden. Der Coach ist weder Guru noch Alleswisser. Er ist kein Ratgeber, sondern jemand, der durch Fragen hilft, der Führungskraft noch mehr Selbständigkeit im Erkennen von Handlungsalternativen so zu vermitteln, dass der Coachee nach gegebener Zeit auf den Coach auch wieder verzichten kann. Und genau darüber sollten sich beide freuen.

Mit diesen 6 Schritten werden Sie Ihren veralteten Führungsstil los

Digitalisierung und Generation Y verlangen einen Paradigmenwechsel von Führung: Weg von Methoden und hin zur Person. Diese neue Art von Führung lässt sich in 6 Schritten umsetzen, die Karriere-Coach Ulla Wiegand erklärt.

Ein Blick auf die heutige Arbeitswelt zeigt: Die Digitalisierung krempelt Märkte um und definiert die Kriterien für Erfolg neu. Schneller und vernetzter, risikofreudiger und selbständiger sind die Parameter der Zukunft. Viele Unternehmer arbeiten heute schon mit Teams virtuell über Zeit- und Raumgrenzen hinweg. Die Folge: alte Führungsprinzipien überleben sich und flache Hierarchien treten an ihre Stelle. Mit dem Wegfall der äußeren Strukturen – Status, Sicherheit, Job auf Lebenszeit – rückt der Einzelne in den Fokus. Die einzelne Persönlichkeit wird zunehmend der stärkste Motor, die wichtigste Ressource und das größte Potential.

Zeitgleich strebt die selbstbewusste Generation Y in den Arbeitsmarkt. Vielfach erzogen und sozialisiert in partnerschaftlicher Augenhöhe, hinterfragt sie Führungsverhalten kritisch. Diese Generation fragt nach der Sinnhaftigkeit und sie erwartet Kommunikation auf Augenhöhe.

Eine neue Art von Führung ist notwendig

All dies verlangt von Führung einen Paradigmenwechsel. Dieser bedeutet nichts weniger als die Abkehr von der Allmacht des Führungsstatus „Ober sticht Unter“ sowie dem unbedingten Glauben an Führungswerkzeuge und Methodenkoffer. Es ist die Verabschiedung einer Subjekt-Objekt-Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter, die meint, mit dem richtigen Führungs-Werkzeug den Mitarbeiter schon zu Recht biegen zu können. Führung 4.0 beinhaltet die Hinwendung zu einem authentischen Beziehungsmanagement auf Augenhöhe.

Der personzentrierte Ansatz des amerikanischen Psychologen Carl Rogers ist die Ausgangsbasis für das Beziehungsmanagement von heutiger Führung. Für Carl Rogers sind Menschen Beziehungswesen und nur in einer konstruktiven Beziehung kann sich Entwicklung konstituieren. Dies gilt für alle Bereiche, in denen Menschen miteinander zu tun haben. Die Philosophie ist nicht neu, sie entfaltet aber erst jetzt ihre volle Wirkung. Das Adjektiv „personzentriert” sagt es bereits: fokussiert auf die Person, nicht die Methode, konzentriert auf den Mitarbeiter als Subjekt.

Sechs Schritte für erfolgreiche Führung

Rogers hat seinerzeit sechs Bedingungen für eine funktionierende Beziehung formuliert. Übertragen auf Führung bewirken folgende Schritte ein erfolgreiches Beziehungsmanagement seitens der Führungskraft:

1. Im Kontakt sein

Konzentrieren Sie sich im Gespräch voll und ganz auf Ihren Mitarbeiter. Lassen Sie sich nicht durch Telefonate oder Tätigkeiten anderer Mitarbeiter ablenken. Alles Störende wird ausgeblendet. Raum, Zeit und Aufmerksamkeit gehören dem Gesprächspartner.

2. Vorurteilsfrei sein

Der Mitarbeiter muss sein Anliegen in einer respektvollen Atmosphäre äußern können. Er sollte sich nicht fürchten müssen, einen Kopf kürzer gemacht zu werden. Die gute Führungskraft hört zu, unterbricht weder vorschnell mit eigenen Lösungen, noch stülpt sie dem Mitarbeiter die eigene Zielmatrix über. In einem respektvollen Gespräch kann eine gemeinsame Lösung gefunden werden.

3. Verstehen wollen

Hören Sie zu und heraus, was der Mitarbeiter wirklich möchte, warum ihm etwas wichtig ist, was seine eigentliche Motivation, sein wirkliches Anliegen dahinter ist. Erst wenn die Führungskraft den Mitarbeiter verstanden hat und nicht vorschnell aus ihrer eigenen Sicht urteilt, kommt es zu einer wirklich tragfähigen Lösung.

4. Kongruent sein

Sie sind klar mit sich, haben sich reflektiert, Sie wissen was sie wollen und können das auch äußern. Sie müssen sich nicht hinter Statusspielen verstecken. Agieren Sie authentisch und glaubwürdig in Ihrer Funktion und Rolle als Vorgesetzter.

5. Wertfrei kommunizieren

Die Sprache einer Führungskraft sollte wertfrei sein. Beschreiben Sie das Verhalten des Mitarbeiters, ohne den Mitarbeiter als Person zu be- oder entwerten. Beziehen Sie sich immer auf konkrete Beobachtungen des Verhaltens, wenn Sie kommunizieren. Die Körpersprache ist dabei mit den verbalen Äußerungen synchron.

6. Beziehung konstruktiv gestalten

Der Mitarbeiter muss das Verhalten der Führungskraft als konstruktiv wahrnehmen können. Nur so fühlt er sich ernst genommen und auf Augenhöhe behandelt. Dies wird ihn in die Lage versetzen, der Argumentation der Führungskraft zu folgen, selbst wenn diese nicht in ihrem Interesse ist.

 

Das bietet der neue Führungsansatz

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Beziehungsmanagement heißt trotz allem zu führen und mitunter unbequeme Entscheidungen zu treffen. Auch die Generation Y will geführt werden. Sie schaut nur genau hin: ist es Führung um der Hierarchie willen oder ist sie echt, funktioniert sie, ist sie glaubwürdig, ist sie verlässlich und wie wird sie kommuniziert? All dies sind wichtige Faktoren, die in einer authentischen Beziehung deutlich werden.

Das Bestechende am personzentrierten Ansatz: er verlangt kein schweres Methoden-Gepäck, sondern bietet auf wirkungsvolle Art und Weise den wichtigen Zugang zu seinem Gegenüber. Dieser Ansatz wird sich, regelmäßig angewendet, nach und nach zu einer Haltung entwickeln, die überall einsetzbar ist, nachhaltig wirkt und eine positive Führungsbeziehung etabliert. Aber auch hier gilt: es gibt diesen personenzentrierten Ansatz nicht zum Nulltarif. Er erfordert von der Führungskraft Eigenreflexion, gute Selbstführung und die Bereitschaft, als Person sichtbar zu werden und sich nicht hinter Führungsstatus und Methodenkoffern zu verstecken.

 

Von Jogi lernen: Fördern Sie talentierte Mitarbeiter

Der Weg unserer Fußball-Nationalmannschaft in den letzten 10 Jahren zeigt eindrucksvoll, wie steinig und lang eine Strecke zum Erfolg sein kann. Statt dickköpfig die gleichen Fehler immer wieder zu machen, um schließlich frustriert aufzugeben, können wir aus Stürzen oft das meiste lernen.

Und wenn wir über „Lernen“ sprechen, dann ist Jogi Löw, der aktuelle Trainer, besser Coach, unserer Nationalmannschaft das beste Beispiel. Der mit modernen Führungsprinzipien als Vorbild nicht nur für seine Kollegen „auf dem Platz“ gelten kann, sondern auch für viele Führungskräfte im Büro und natürlich ganz speziell für seine Kollegen im Coaching. Jogi weiß anscheinend ganz genau, dass es gerade bei der heutigen Generation von jungen Menschen weniger auf das althergebrachte Führungsprinzip von Kommandieren, Kontrollieren und Korrigieren ankommt, sondern mehr auf Kommunizieren, Kooperieren und Koordinieren. Oder, wie es Jogi Löw auch ausgedrückt hat: „Ich muss in die Köpfe der Spieler kommen.“

Talente wachsen an Herausforderungen

Beim Sieg unserer Mannschaft im Confed-Cup in Russland konnten wir wieder ein Lehrbeispiel verfolgen, wie Talente an herausfordernde Aufgaben herangeführt werden und welche Prinzipien bei deren Coaching gelten. Und da es bei Coaching, Teambildung und Teamführung immer um Menschen geht, gelten diese Prinzipien überall. Egal, ob diese Menschen kurze Hosen und Stollenschuhe tragen, oder Business Outfit und High Heels.

 „Geben Sie Ihren Mitarbeitern genau die Arbeit, bei der sie ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen können.“

„Geben Sie ihnen dabei alle notwendigen Informationen und erläutern sie ihnen klipp und klar, was es zu erreichen gibt. Und dann – lassen Sie sie in Ruhe!“ Diese Empfehlung von Robert Waterman (Amerikanischer Unternehmensberater) sollte sich jeder vor Augen halten. Klare Zuordnung von Aufgaben und Verantwortungen auf Basis der Stärken der einzelnen „Spieler“, gibt speziell jungen Talenten Sicherheit und den benötigten Spielraum zum Entfalten ihres Potentials. Vom Einfachen zum Schwierigen heißt hier die Devise, egal für welche Aufgabe. Den Leistungsstand der „Spieler“ überprüfen und bei Bedarf (z.B. bei neuen, anspruchsvollen Herausforderungen) entsprechende Hilfestellungen und Unterstützung anbieten. Und dann: Üben lassen und testen, ob sie den gestellten Aufgaben und Erwartungen gewachsen sind. Die jeweilige Führungskraft ist bei dieser Zusammenarbeit mehr als Coach und weniger als Vorgesetzter alter Prägung gefragt. Dabei sind das Schaffen von optimalen Arbeits- und Umgebungsbedingen, das Bereitstellen von benötigten Ressourcen und das Definieren von Schnittstellen zwischen einzelnen „Spielern“ und Teams viel entscheidender, als das Erteilen von Anweisungen und deren Überwachung.

„Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man jeden Tag daran zieht.“

Ohne experimentierfreudige Youngsters, die neue und innovative Methoden einbringen, verharrt ein Team oft im Gewohnten und versandet im Mittelmaß. Für die Unternehmen bedeutet dies ganz besonders, dass neben dem Halten von Leistungsträgern, die Suche nach Talenten immer wichtiger wird. Auch wegen des demographischen Wandels, der die gewohnte Alterspyramide auf den Kopf stellt. Um diese Talente dann auch zu halten, spielen eine empathische und wertschätzende Führung genauso eine wichtige Rolle, wie das Gewähren von Freiräumen und eine entsprechende Geduld.

Kluge Führungskräfte wissen, dass junge Menschen zwar gefordert werden wollen, aber dass sie diese auch bei Bedarf schützen müssen, gerade nach entsprechenden Misserfolgen. Das erreichte Ergebnis sollte sorgsam analysiert und dabei gemachte Fehler sachlich und vertraulich angesprochen werden. Das Aufzeigen von Wegen zu Verbesserungen gehört dabei genauso dazu, wie das Einräumen von Chancen zur erneuten Bewährung, zum Hinzulernen und zum Sammeln von neuen Erfahrungen.

Geduld wird sich auszahlen

Einen anderen Weg als den beschriebenen gibt es nicht, gerade um hoch talentierte und ausgebildete Nachwuchskräfte im eigenen Team zu halten und nicht an den Wettbewerb zu verlieren. Langfristig werden sich diese Geduld und das eingesetzte Vertrauen aber im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen. Durch größeres Verantwortungsbewusstsein, größeren Einsatz und schlussendlich durch den sich einsetzenden Erfolg für alle Beteiligten.

Diese Führungsprinzipien scheinen tatsächlich das Geheimnis für den Erfolg einer Mannschaft zu sein, besonders für die Entwicklung von Talenten. Aber am Schluss entscheidet dann oft nicht die Aufstellung, sondern mehr die Einstellung. Oder wie es Fußball-Legende Pele sagen würde: „Erfolg ist kein Zufall. Er kommt zu uns durch harte Arbeit, Ausdauer, Lernen, Aufopferung und vor allem Liebe zu dem, was wir tun, oder lernen.“ Auch deswegen sind wir schon gespannt auf die WM im nächsten Jahr. Auch darauf, wem Jogi aus dem Sieger-Team in Russland sein Vertrauen schenkt. Oder wen er aus der parallel erfolgreichen U21-Europameisterschaft in seinen Kader beruft.

Auch der Chef hat nicht immer Recht

Eine Unart macht sich breit: Ein Vorgesetzter, der in die laufenden Prozesse hereingrätscht, meint es in vielen Fällen gut. Doch gut gemeint bedeutet eben nicht gleich gut gemacht.

 

Der Chef wollte doch nur das Beste

Ein Klassiker ist, dass Sie mitten im Vertriebsprozess von Ihrem Chef aufgefordert werden, nun endlich den Auftrag mit der finalen Abschlussfrage beim Kunden abzuholen. Erfahrene Vertriebler und erfolgreiche Key-Accountmanager sind jedoch diejenigen, die wissen, wann der beste Zeitpunkt gekommen ist, um dem Kunden in seiner Entscheidungsfindung auf die Sprünge zu helfen. Da der Chef aber aus guten Gründen Druck macht, wird aus dem scheinbar Besten – dem schnelleren Auftragseingang – im Nachgang häufig ein Problem. Weshalb? Weil der Kunde spürt, dass er noch Zeit für eine wirklich überzeugte Entscheidung gebraucht hätte.

 

Der Chef wollte doch nur „Welpenschutz“ gewähren

Ein neuer Kollege ist an Bord. Alle freuen sich, weil nun endlich die tatkräftige Unterstützung in Aussicht ist. Während Sie im Team fast automatisch herausfinden welche Aufgaben Sie abgeben können, grätscht ihr Chef rein und sagt: „Bitte achten Sie darauf, dass nicht zu viele Aufgaben neu verteilt werden“. Die Folge ist, dass der „Welpenschutz“ von schwachen Leistungsträgern ausgenutzt wird, während starke Leistungsträger sich von dieser Art der Bevormundung genervt fühlen. Der Chef signalisiert nämlich dem Anderen damit, dass er weiß, was für einen selbst gut ist. Leistungsträger können für sich selbst sprechen und sich auch klar abgrenzen, wenn es zu viel werden sollte.

 

Der Chef grätscht Ihnen ins Projekt herein

Die Rollen sind klar definiert. Sie sind der Projektleiter und haben ein Projektteam. Ihre Verantwortung ist es das Projekt und die Teammitglieder nach allen „Regeln der Kunst“ des Projektmanagements zu steuern. Der Start ist gemacht und Sie wissen, dass die Stormingphase (Tuckman Modell – Teambildung) kommen wird. Es ist soweit! Erste Konflikte, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten kommen auf und ein Teammitglied geht direkt zum Chef. Der Chef entscheidet, wie die Aufgaben erfolgen sollen; nach seinem eigenen Gusto. Fazit: Verwirrungen im Projekt!

 

Was können Sie tun, wenn der Chef reingrätscht?

Suchen Sie das persönliche Gespräch und zeigen Sie klar und deutlich auf, welche Folgen diese gut gemeinte, aber nicht gut gemachte „Einmischung“ hat. Ein guter Chef wird sofort erkennen, dass er einen Führungsfehler gemacht hat und daraus für die Zukunft lernen. Ein anderer Chef spielt die Sache herunter und sagt: „Ach, das ist doch alles nicht so schlimm“. Wenn dem so sein sollte, dann ist es für Sie an der Zeit konsequent zu Handeln; nicht mehr zu reden. Ein Coach unterstützt Sie gerne, wenn konsequenter Handlungsbedarf in eigner Sache besteht.

Change! Wie Sie in 7 Schritten ausgetretene Pfade verlassen

Die Chance zur Veränderung nutzen: So lautet die Devise, um Prozesse zu optimieren und das Unternehmen auf eine erfolgreiche Bahn zu führen. Change lautet das Stichwort. Viele Führungskräfte reagieren aber erst, wenn sich Anzeichen einer Krisensituation abzeichnen. Im Idealfall allerdings installieren Vorgesetzte einen permanenten Veränderungsprozess, um optimale Strukturen zu schaffen. Wichtig wird es dabei sein, bestimmte Regeln einzuhalten. Dr. Constatin Sander, Business-Coach und Autor des Buches „Change! Bewegung im Kopf“, erklärt in sieben Schritten, worauf beim Veränderungsprozess zu achten ist.

 

1. Stoppen: Den Autopilot ausschalten

Sie müssen den Autopiloten ausschalten, um die gängigen Muster zu unterbrechen. Wer immer nur seinen Reflexen folgt, sucht auch nur die auslösenden Reize dazu und nimmt nichts mehr wahr, was sich jenseits seines Wahrnehmungshorizontes bewegt. Nur so können Sie den Blick weiten. Also: Stoppen und Pause machen.

2. Innehalten: Achtsames Beobachten

Achtsamkeit braucht den Separator, wie es im NLP so schön heißt. Achtsamkeit braucht einen Atemzug und Entschleunigung. Öffnen Sie Ihre Augen und Ohren. Hören und sehen Sie, was gerade in Ihrer Umgebung passiert. Sammeln Sie Informationen, beleuchten Sie diese kritisch, stellen Sie Fragen. Dr. Otto Scharmer, Buchautor und Senior Lecturer an der MIT Sloan School of Management, spricht von der „Öffnung des Denkens“.

3. Umwenden: Empathisch sein

Hier geht es über die rein faktische Wahrnehmung hinaus, um das Hineinspüren in sich selbst und in andere. Wie geht es Ihnen, welche Empfindungen haben Sie momentan? Welche Gefühle spüren Sie bei anderen? Scharmer bezeichnet dies als „Öffnung des Fühlens“. Dieser Schritt ist wichtig, um mit uns selbst und anderen Menschen in Kontakt zu treten, Vertrauen aufzubauen sowie konstruktiv und produktiv miteinander zu kommunizieren.

4. Loslassen: Die Zukunft wachsen lassen

Was ist Ihre Mission, worin sehen Sie Ihre Aufgabe? Was erscheint Ihnen sinnvoll? Der Berater und Wissenschaftler Scharmer spricht vom „Presencing“. Es handelt sich um ein Kunstwort aus presence (Gegenwart) und sensing (wahrnehmen). Gemeint ist die Gegenwärtigung der Zukunft.

5. Hervorbringen: Das Neue verdichten

Hier geht es anfangs noch nicht um einen konkreten Plan, sondern um eine sinnbildliche Vorstellung der Zukunft. Entwickeln Sie eine Vision, und leiten Sie daraus wiederum Strategien und Ziele ab.

6. Testen: Das Neue erproben

Konstruieren Sie einen Prototypen. Testen Sie das Neue. Sie werden wahrscheinlich feststellen, dass Nachbesserungen erforderlich sind. Sie erleben Erfolge, aber auch Rückschläge. Lassen Sie sich in dieser Phase vor allem nicht durch die notorischen Zweifler von ihrem Ziel abbringen.

7. Performing: Das Neue auf den Weg bringen

Neues verändert das System und wird vom System modifiziert. Diese Erfahrung macht jeder, der ein neues Produkt auf dem Markt platziert ebenso wie Führungskräfte, die soziale Strukturen und Prozesse verändern wollen. Change ist wie das Surfen auf stürmischer See. Man tanzt im Dialog mit den Wellen und mit dem Wind und wird im Idealfall eins mit den natürlichen Elementen.