Die personelle Zusammensetzung von Teams ist sowohl im Sport als auch in der Arbeitswelt entscheidend für den Erfolg. Sei es der Aufstieg in eine höhere Spielklasse oder der Erfolg im Unternehmen, ohne gute Spieler und Mitarbeiter können Führungskräfte und Trainer die gesteckten Ziele nicht erreichen. Aber wie setzt man seine Leute richtig ein? Wie erkennt man Stärken und Schwächen und nutzt sie für eine erfolgreiche Zusammenarbeit? Business-Coach Ernst Holzmann verrät drei Tipps, wie man ein leistungsfähiges Team zusammenstellt und erfolgreich führt.
Wie schwierig es sein kann, ein Team richtig anzuleiten und erfolgreich zu führen, habe ich in meiner ersten Station als Trainer auf dem „Platz“ gelernt. Blutjung, hoch motiviert und mit der DFB-Lizenz in der Tasche übernahm ich die Mannschaft, bei der ich vorher noch Spieler war. Stellte die Mannschaft streng nach Trainingsbeteiligung und körperlicher Fitness (Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer) auf, so wie es mir beigebracht wurde und so wie es in allen Lehrbüchern steht. Und stieg am Ende der Saison sang- und klanglos ab.
Ich setzte nämlich bei meiner Aufstellung ausschließlich auf junge, talentierte Spieler. Sie waren zwar körperlich fitter, schneller und ausdauernder als die älteren Teammitglieder. Allerdings fehlte es Ihnen aber an Routine, Übersicht und Nervenstärke. Auch deswegen gaben sie daher in den letzten Minuten den sicheren Sieg aus der Hand.
Nach dieser deprimierenden Erfahrung kaufte ich mir alle Bücher, die irgendetwas mit „Führung“ und Coaching zu tun hatten und holte mir auch den Rat von erfahrenen Trainern. So fing ich an, zu verstehen, wie man aus talentierten, motivierten aber unerfahrenen „Rohdiamanten“ mit viel Geduld und Sachverstand ein erfolgreiches Team formen kann. Aber auch, warum „alte Hasen“ für einen entsprechenden Erfolg unverzichtbar sind. Und wie Talente und Leistungsträger geführt und wo sie eingesetzt werden müssen, damit das Team von ihren jeweiligen Stärken entsprechend profitiert.
Nachfolgend gebe ich Ihnen drei Tipps, mit denen Sie ein erfolgreiches Team formen können, damit Ihnen meine Erfahrung mit dem Abstieg erspart bleibt. Egal, ob auf dem „Platz“, oder im Büro:
Tipp 1: Geben Sie Ihren Mitarbeitern genau die Arbeit, bei der sie ihre Fähigkeiten voll ausschöpfen können.
Geben Sie Ihren Mitarbeitern alle notwendigen Informationen und erläutern sie Ihnen, was es zu erreichen gibt. Und dann – lassen Sie sie in Ruhe! Diese Empfehlung von Robert Waterman (Amerikanischer Unternehmensberater) kann ich nur unterstützen. Klare Zuordnung von Aufgaben und Verantwortungen auf Basis der Stärken der einzelnen „Spieler“, gibt speziell jungen Talenten Sicherheit und den benötigten Spielraum zum Entfalten ihres Potentials. Vom „Einfachen zum Schwierigen“ heißt hier die Devise, egal, ob auf dem grünen Rasen oder im Büro. Den Leistungsstand der Spieler überprüfen und bei Bedarf entsprechende Hilfestellungen anbieten. Und dann: Üben lassen und testen, ob sie den zugeteilten Aufgaben und Erwartungen gewachsen sind. Die jeweilige Führungskraft ist bei dieser Zusammenarbeit mehr als Coach und weniger als Vorgesetzter alter Prägung gefragt. Dabei sind das Schaffen von optimalen Arbeits-/Umgebungsbedingen, das Bereitstellen von benötigten Ressourcen und das Definieren von Schnittstellen zwischen einzelnen „Spielern“ und Teams viel entscheidender, als das Erteilen von Anweisungen und deren Überwachung. Oder anders ausgedrückt: Lieber mehr Koordinieren, Kooperieren und Kommunizieren. Und weniger Kommandieren, Kontrollieren und Korrigieren.
Tipp 2: Neue Besen kehren gut. Aber die alten kennen die Ecken.
Damit die Arbeit im Team Spaß macht und Erfolge bringt, ist auch die entsprechende Mischung entscheidend. Routiniers, welche „im Schlaf“ ihr Handwerk verstehen und auch in kritischen Situationen kühlen Kopf bewahren, bilden das Rückgrat jeder erfolgreichen Mannschaft. Auch weil diese „Haudegen“ selber schon viele dieser kritischen Situationen gemeistert und die Auswirkungen eigener Fehler am eigenen Leib verspürt haben. Und jeder kluge Coach weiß, dass ein „Mittelstürmer“ natürlich nicht bis an das Ende seiner Tage einem jüngeren Gegenspieler weglaufen kann. Aber dieser Mittelstürmer kennt nicht nur die Abkürzungen zu einem Ziel, sondern kann oft auf einer anderen Position sein wertvolles Wissen und seine Erfahrungen für das Team und seine jüngeren Mitspieler einbringen. Ohne experimentierfreudige „Youngsters“, die neue und innovative Methoden einbringen, verharrt ein Team aber oft im Gewohnten und versandet im Mittelmaß. Deswegen ist eine gesunde Mischung der Schlüssel zum Erfolg. Experten und „Querdenker“, introvertierte und emotionale Typen. So motiviert sich das Team von alleine, gute Ideen fallen nicht unter den Tisch und „Anfänger“ können von den alten „Hasen“ lernen.
Tipp 3: Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man jeden Tag daran zieht.
Für die Unternehmen ist es von großer Bedeutung, neben dem Halten von Leistungsträgern, nach neuen Talenten zu suchen, die aufgrund des demographischen Wandels immer weniger werden. Um diese Talente dann auch zu halten, spielen eine empathische und wertschätzende Führung genauso eine wichtige Rolle, wie das Gewähren von Freiräumen und eine entsprechende Geduld. Junge Menschen müssen gefordert werden, aber bei Bedarf auch geschützt und gestützt, werden, gerade nach nicht ausbleibenden Misserfolgen. Das erreichte Ergebnis sollte sorgsam analysiert und dabei gemachte Fehler sachlich und vertraulich angesprochen werden. Das Aufzeigen von Wegen zu Verbesserungen gehört dabei genauso dazu, wie das Einräumen von Chancen zur erneuten Bewährung, zum Hinzulernen und zum Sammeln von neuen Erfahrungen. Langfristig werden sich diese Geduld und das eingesetzte Vertrauen aber im wahrsten Sinne des Wortes auszahlen.
Fazit: Die Mischung macht´s.
Die gesunde Mischung scheint tatsächlich das Geheimnis für den Erfolg einer Mannschaft zu sein. Aber am Schluss entscheidet dann oft nicht nur die Aufstellung, sondern die Einstellung. Oder wie es Fußball-Legende Pele sagen würde: „Erfolg ist kein Zufall. Er kommt zu uns durch harte Arbeit, Ausdauer, Lernen, Aufopferung und vor allem Liebe zu dem, was wir tun oder lernen!“