Ihre Karriere läuft auf Autopilot? Mit Biografiearbeit lernen Sie wieder, aktiv zu steuern. Mit dem Blick in den Rückspiegel erlangen Sie Klarheit für Ihre berufliche Zukunft und werden so zum Autor Ihres eigenen Lebens.
1. Was ist Biographiearbeit?
Sie sind 20 Jahre im Management tätig und davon viele Jahre mit Führungsverantwortung. Dann fragen Sie sich vielleicht: „War es das jetzt?“, „Was kommt als Nächstes?“ oder „Mehr vom Gleichen oder doch noch mal was ganz anderes?“
In der sogenannten Lebensmitte stellen sich diese Fragen intensiver als vorher und der nächste berufliche Schritt will gut überlegt sein. Wer will schon leichtfertig etwas aufgeben für eine ungewisse Zukunft? Die neue berufliche Herausforderung soll sich stimmig anfühlen und im Idealfall sinnstiftend sein.
Jetzt, in der Mitte der beruflichen Karriere, gehen die Fragen tiefer und sie nehmen mehr und mehr das ganze Leben in den Blick: „Wofür ist jetzt die Zeit?“ oder „Wofür ist es schon zu spät?“ oder „Was will ich in Zukunft tun?“
Im Coaching, speziell im Karriere-Coaching, standen bisher bei vergleichbaren Fragen die Analyse der Stärken und Kompetenzen der Coachees im Mittelpunkt. Coachees in der Mitte ihrer beruflichen Karriere haben eine sehr gute und realistische Einschätzung ihrer eigenen Stärken und Kompetenzen. Was oft fehlt ist der Blick auf die eigene Biografie: „Wie bin ich zu dem Menschen geworden, welcher ich heute bin?“ Der Blick auf die Höhen und Tiefen der eigenen Biografie kann hilfreiche Hinweise geben für den nächsten Karriereschritt. Aus der Rückschau wird der Blick klarer für die Zukunft.
2. Wozu Biografiearbeit?
Letztlich geht es um die Steigerung der Qualität der eigenen Entscheidung – die Entscheidung für eine berufliche Entwicklung. Die Entscheidung fällt umso besser aus je mehr Sie sich mit der eigenen Biografie auseinandergesetzt haben.
Fragen Sie sich Dinge, wie:
Wie habe ich mir berufliche Erfolge erarbeitet? Wie waren die Rahmenbedingungen für den Erfolg gestaltet? Wie habe ich auf Rückschläge reagiert? Wie ist es überhaupt zu diesem Misserfolg gekommen?
Schon über dem Eingang zum Tempel von Delphi stand: „Erkenne Dich selbst.“ Es geht also um ein Stück Selbstreflexion. Zudem ist es ein Grundbedürfnis von Menschen, dass uns eine kohärente Erzählung unseres Lebens gelingt. Um diese Geschichte zu erzählen muss ich meine Vergangenheit bewerten und dies immer wieder von Neuem. In der Bewertung finde ich bestenfalls eine Begründung für meine eigene Vergangenheit. Und daraus erwächst dann eine Legitimation für eine neue (berufliche) Zukunft. So gelingt in der Biografiearbeit eine Kontinuität zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Die Coaching-Sessions werden zu einem Ort, an dem Sie sich neu verorten.
3. Wie funktioniert Biografiearbeit?
Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Methoden zur Biografiearbeit. Für das Business Coaching sind Methoden aus zwei Bereichen relevant:
a) Die Arbeit an den „Lebenslinien“, also der Blick in den Rückspiegel in die eigene Vergangenheit.
Es geht um das Erinnern an spezifische, wichtige Ereignisse in meinem Leben, um Meilensteine und Wegmarken, an wichtige berufliche Entscheidungen und an Ereignisses, welche mit intensiven Gefühlen verknüpft sind.
b) Die Arbeit an den „Zukunftswünschen“ und „Zukunftsrealitäten“, also der Blick in die Zukunft. Hier geht es um die eigenen Wünsche und Ziele für die nächste Zeit. „Worauf soll der (berufliche) Schwerpunkt in den nächsten Jahren liegen?“, „Was soll wichtig sein in meinem Leben?“
Zukunftspläne sind oft Widerspiegelungen der Vergangenheit. Hier wird deutlich, wie zufrieden Sie mit Ihrem bisherigen Leben sind. Oder anders formuliert: An den Zukunftsplänen zeigt sich, ob etwas nachgeholt werden muss. Sollen große Wünsche einen Ausgleich für eine enttäuschende Vergangenheit bringen?
4. Wie gestaltet sich der Prozess?
Der Prozess besteht aus mehreren Coaching-Sessions:
a) Eine Analyse der individuellen Situation,
b) Kreative Arbeit an den „Lebenslinien“,
c) Kreative Arbeit an den „Zukunftswünschen“ und „Zukunftsrealitäten“ und
d) Bewertung der Optionen und Entscheidung für den nächsten Karriereschritt.
Im Mittelpunkt steht die kreative Arbeit an zwei Bildern, welche im engeren Wortsinne „spiegelbildlich“ zu einander in Beziehung treten: Das Bild über die Vergangenheit bezieht sich auf das Bild der Zukunft. Und umgekehrt.
Kreativ bedeutet: Gestalten mit Papier & Stiften. Hier ist vieles möglich. Diese kreative Arbeit ermöglicht Dinge zu visualisieren, welche mit Worten schwer oder mitunter gar nicht auszudrücken wären.
Beim Bild über die „Lebenslininen“ kommen Aspekte zum Vorschein, welche lange im Verborgenen gelegen haben. Es ist der Ort an dem Werte und Bedürfnisse Gestalt annehmen können.
Beim Bild über die „Zukunftswünsche“ und „Zukunftsrealitäten“ geht es um den Abgleich zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Es bleibt nicht beim Visualisieren eines „Visionsbildes“. Wir alle wissen, dass Visionen und Pläne nie so eintreten werden, was Sie skizzieren. Die Haltbarkeit von Visionen, Strategien und Plänen wird immer kürzer. Vieles davon ist reine Fiktion. Wenn wir ehrlich sind – wissen wir nicht, was kommt. Es geht darum, alles immer wieder neu zu überprüfen, anzupassen und zu korrigieren. Die kreative Arbeit am Zukunftsbild gibt mir damit Orientierung in unsicheren Zeiten.
Mit dieser biografischen Arbeit wird die Selbstwirksamkeit der Coachees gestärkt. Sie entscheiden, was für Sie richtig und „stimmig“ ist, anstatt durch Dritte beeinflusst zu werden. Unsere Karriere läuft dann nicht mehr auf Autopilot, sondern wir werden zum Autor unseres eigenen Lebens.