Das Ziel bei der Arbeit lautet gewöhnlich, die uns gegebenen Aufträge und Arbeiten erfolgreich zu erledigen, zum Wohl der Kundinnen und Kunden, zum Wohl des Unternehmens, für das wir tätig sind, und nicht zuletzt zu unserem eigenen Wohl.
Wenn es gelingt, eine möglichst große Schnittmenge dieser drei Bereiche des Wohlempfindens zu schaffen, ist eine hervorragende Basis für den weiteren Unternehmenserfolg gegeben. Dafür bildet Betriebssport über die Gesundheitsvorsorge hinaus eine besonders gute Basis.
Die Zufriedenheit aller Beteiligten im Blick
Das übergreifende Wohlergehen – also die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden, der Mitarbeitenden und der Leitenden – hängt wesentlich davon ab, wie wir im Allgemein miteinander umgehen, vor allem aber, wie wir miteinander umgehen, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt. Gemeinsame sportliche Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeiten können entscheidend dazu beitragen, den dazu oft nötigen Perspektivwechsel zu fördern und den Umgangston zu verbessern.
Wird nach Argumenten für Betriebssport gesucht, wird als erstes immer die Gesundheitsförderung durch eine aktive sportliche Betätigung genannt. Daneben geht es vielen Unternehmen um stärkere Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Betrieb. Denn bekanntlich fördert kaum etwas die Gesundheit und Zufriedenheit am Arbeitsplatz mehr als die Identifikation mit der ausgeübten Tätigkeit. Sportliche Aktivitäten fördern die Leistungsfähigkeit und Ausgeglichenheit der Mitarbeitenden, lautet eine klassische Begründung. Gemeinsame Erlebnisse verbessern das Betriebsklima, eine andere.
Daneben lässt sich durch Betriebssport jedoch noch eine weitere Soft Skill effektiv trainieren: Die Teamfähigkeit und dabei die Befähigung und der Mut eigene Entscheidungen zu treffen. Diese Eignung wird umso wichtiger, als Unternehmen in Zeiten der digitalen Transformation gefordert sind, ihre Mitarbeitenden zu verantwortlichem Handeln anzuleiten. Ohne das Thema an dieser Stelle zu vertiefen, sei nur bemerkt, dass diese Skills gerade im Kundenkontakt immer von Vorteil sind. Dem verantwortlichen Handeln kommt zu Gute, wenn beim Betriebssport Hierarchien an Bedeutung verlieren. Ebenfalls hilfreich ist, dass die Kolleginnen und Kollegen dabei vielleicht mehr als sonst miteinander sprechen.
Betrachtung typischer Sportarten
Nun ist Betriebssport natürlich immer so eine Sache: Einige Mitarbeitende möchten nicht auch noch in der Freizeit mit Kolleginnen und Kollegen zu tun haben. Manche Unternehmen bieten zwar Betriebssportgruppen an, diese finden dann aber nur unregelmäßig oder gar nicht statt. Natürlich hängt die Umsetzung wesentlich an den Rahmenbedingungen. Ist ein Unternehmen groß genug, betreibt es vielleicht sogar eigene Anlagen. Oder es mietet Zeiten und Kapazitäten in Fitnessstudios, Schwimmbädern, Tennis- oder Golfplätzen.
Am wenigsten interessant zur Stärkung der Verantwortung sind Individualdisziplinen, die alleine betrieben werden können, wie Fitness, Schwimmen gehen und Golfen. Das sind natürlich ebenfalls gesundheitsfördernde Aktivitäten, aber nicht unbedingt geeignet, um den Umgangston zu verbessern. Spannender wird es da schon, wenn direkt gegeneinander gespielt wird (wie im Badminton, Tennis oder Tischtennis), noch spannender jedoch, wenn dies in Teams geschieht (bei den vorgenannten Disziplinen auch schon im Doppel möglich). Klassiker an Teamsportarten sind Fußball, Handball und Volleyball. Dafür lassen sich schnell Interessierte finden, die sich aus ihren eigenen Vorgeschichten und Vorlieben heraus dafür begeistern lassen können.
Teamsport ohne externe Schiedsrichtende
Warum aber nicht einmal das Interesse auf eine Sportart lenken, die den meisten vermutlich neu ist? Gerade im Berufsleben gilt es ja auch immer wieder mit neuen Sachverhalten umzugehen und mit neuen Herausforderungen fertig zu werden! Da kommt der Frisbeesport ins Spiel. Ultimate Frisbee ist eine der am schnellsten wachsenden Sportarten weltweit, Betriebssportgruppen im „Ultimate“ gibt es bisher nur in den USA, vor allem im Umfeld von IT-Unternehmen. Nicht nur Facebook- und WhatsApp-Gründer sind (ehemalige) Ultimate-Spielende, sondern auch Kanadas Premier Justin Trudeau.
Der Clou im Frisbeesport ist jedoch, dass ohne externe Schiedsrichtende gespielt wird. Diese Erfahrung steht denjenigen in den meisten anderen Sportarten gegenüber, wo Spielende sich darauf verlassen, dass eine höhere Instanz alles regelt. Dort gehört oft das Ausreizen des Erlaubten und bewusstes Einsetzen von Fouls dazu. Im Frisbeesport sind jedoch die Spielenden dafür verantwortlich, strittige Situationen zu benennen und nur unter den direkt Beteiligten selbst zu regulieren und aufzulösen.
Konfliktlösung in Eigenverantwortung
Mittels der Konfliktlösung im Frisbeesport lässt sich die Fähigkeit zur Eigenverantwortung in Verbindung mit hoher Wettbewerbsorientierung hervorragend einüben. Die Bedingungen sind in den Regeln festgelegt, die eine Reihe von Anforderungen beschreiben. Das sind unter anderem Regelbewusstsein, Ehrlichkeit, Respekt, Selbstständigkeit, das Eingeständnis von Fehlern und das Anerkennen von Leistungen sowie die Abwesenheit von Feindseligkeit und der kooperative Umgang mit Konflikten.
Demnach ist Frisbeesport von großem Nutzen, um eine innere Haltung der Fairness zu trainieren, die ein großes Potenzial zur einvernehmlichen Konfliktlösung in Betrieben beherbergt. Bei Interesse ist zu klären, wie es im Einzelnen in einem Betrieb adaptiert und umgesetzt werden kann, oder ob sich das Unternehmen aufgrund einer stark hierarchischen Ausrichtung aktuell möglicherweise nicht dafür eignet.