„Ein Coach sollte sich seiner Wirkung bewusst sein.“
Was „Chipsfrisch ungarisch“ mit einer Potenzialanalyse zu tun hat, warum Coaching immer freiwillig sein muss und ob man die Kompetenz eines Coachs an der Kleidung erkennen kann, erfahren Sie im nachfolgenden Interview mit XING ProCoach Andrea Höddinghaus. Als Mitglied der Geschäftsleitung der AGORA Projectmanagement GmbH und systemischer Coach steht für Andrea Höddinghaus der Mensch mit seinen Systemen im Mittelpunkt. Im Gespräch mit dem XING Coaches + Trainer-Magazin verrät die (Wahl-)Hamburgerin, warum Sie Coach geworden ist und gibt einen ganz persönlichen Einblick in ihre Arbeit.
1. Warum sind Sie Coach geworden?
In meiner beruflichen Laufbahn bin ich als Führungskraft in spezifischen Fachkompetenzen gut ausgebildet. Mich haben aber auch die Kompetenzfelder „Methode“ und „Mensch“ interessiert. Diese kommen in den meisten Ausbildungen oder im Studium auch heute noch viel zu kurz. Für mich war es eine wertvolle Ergänzung diese Bereiche über eine Ausbildung zum systemischen Coach dazuzugewinnen um meine jetzige Arbeit mit unterschiedlichen Menschen in der freien Wirtschaft als Beraterin und Coach mit meinem Unternehmen (AGORA Projectmanagement GmbH) auszubauen.
2. Wie sind Sie Coach geworden? Beschreiben Sie kurz Ihren Werdegang.
Ich habe eine berufsbegleitende, zertifizierte Ausbildung über zwei Jahre zum systemischen Coach absolviert und habe mich anschließend auch selbst vom Deutschen Coaching Verband (DCV e.V.) zertifizieren lassen.
3. Was wären Sie, wenn Sie nicht Coach wären?
Trendscout!
4. Was war Ihr bestes Coaching-Erlebnis? Warum?
Wenn Coachees neue Erkenntnisse gewinnen, einen kleinen Schritt weiter gehen oder sich etwas Unerwartetes ergibt was zur Lösung beiträgt. Also meistens sind es ehr kleine Dinge mit Wirkung über die ich mich für meine Coachees freue.
5. Was war Ihr schlimmstes Coaching-Erlebnis? Warum?
Als Coachee hat mir ein Coach in einem Erstgespräch zum Start gleich mal ungefragt etwas „um die Ohren gehauen“. Autsch…! Die Vertrauensbasis war noch nicht da und so ist die eigentliche Botschaft erst einmal verpufft. Eine Erkenntnis daraus habe ich erst später gewinnen können.
6. Was war ihr lustigstes Coaching-Erlebnis? Warum?
Während einer Potentialanalyse antwortete einer meiner Klienten auf die Frage der Personalverantwortlichen nach ihrer größten Schwäche mit: „Chipsfrisch ungarisch“ ;-).
7. Gibt es Themen im Coaching, die Sie besonders interessieren?
Ich arbeite sehr gerne mit Menschen, unterschiedlichen Systemen und Organisationen. Auch Herausforderungen in Unternehmerfamilien/Familienunternehmen und Führungskräfte aus verschiedenen Generationen finde ich sehr spannend.
8. Wie brechen Sie das Eis beim ersten Gespräch?
Empathie, eine offene Haltung, gute Atmosphäre und Spaß an der Arbeit sind für ein Coaching eine gute Basis zum Start.
9. Absolutes No-Go beim Coaching?
Coaching muss für den Coachee immer freiwillig sein. Aufträge in denen ein Unternehmen einen Coach beauftragt damit dieser als Sprachrohr den Mitarbeitern unbequeme Informationen vermittelt oder sie beeinflusst sind ein No-Go. Auch eine eigene Beteiligung als Coach am Anliegen eines Klienten sind nicht professionell. Vertrauen und Transparenz sind im Coaching sehr wichtig.
10. Worin liegt die größte Herausforderung im Coaching?
Im digitalen Wandel, in Bezug auf die Qualität von On- und Offline Coaching, Nachhaltigkeit und Zeit, bzw. Geschwindigkeit, Sicherheit und den dazugehörigen Erwartungen.
11. Ihr meistgehasstes Vorurteil gegenüber Coaches/Coaching?
Da gibt es einige…. Coaching wird sehr häufig mit Beratung verwechselt – obwohl es hier klare Grenzen gibt. Ich empfehle zum Start eines Coachings immer eine Klärung der Erwartungshaltung. Viele denken auch dass das was man im Coaching macht durch Selbstreflexion erreichen und Anliegen über das Aneignen von Coaching Wissen selbst lösen kann. Eine gute Selbstreflexion ist wichtig, jedoch fehlt es dann an einer neutralen Sicht auf die Dinge, zusätzlichen Aspekten, Erfahrung und Coaching -Kompetenz.
12. Was tragen Sie bei der Arbeit?
Gegenfrage – kann man die Kompetenz eines Coachs an der Kleidung erkennen? Vielleicht.
Ein Coach sollte sich seiner Wirkung bewusst sein. Man bekommt ja auch als Coach keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Deshalb lege ich Wert darauf authentisch zu sein, mich bei der Arbeit wohl zu fühlen und den Coachee mit meinem Outfit nicht abzulenken. So kann ich mich zu 100 Prozent auf meinen Coachee konzentrieren und der Coachee sich auf sein Thema.
13. Unternehmen, Off-Site oder zu Hause? Wo coachen Sie am liebsten?
Alle drei Optionen sind möglich, wobei ich „zu Hause“ lieber gegen „Home Office“ tauschen würde. Das Umfeld und die Atmosphäre haben einen großen Einfluss auf das Coaching. Gerade bei Coaching in Unternehmen ist eine räumliche Distanz auch mal ganz hilfreich.
14. Worin würden Sie sich selbst gerne einmal coachen lassen?
Ich bin sehr an neuem Input interessiert, so dass es für mich regelmäßig wichtig ist zu hinterfragen, was für mich in Bezug auf mein Unternehmen und als Coach auch Sinn macht und was ehr „nice to know“ ist.
15. Wer ist Ihr größtes Vorbild? / Wer hat sie am meisten inspiriert?
In meiner täglichen Arbeit sind es die Coachees, die mich mit ihren Anliegen immer wieder inspirieren. Als Grundlage für mich als Coach ist es z.B. die Arbeit von Arist von Schlippe.
16. Nutzen Sie Coaching auch für sich selbst?
Ja klar! Es ploppen immer wieder mal Themen und Herausforderungen durch Veränderungen im Umfeld oder bei meiner Arbeit als Coach auf. Als Coach gewinne ich im Coaching ja auch doppelt. Ich arbeite an eigenen Themen und lerne gleichzeitig die Arbeit von Kollegen kennen.
17. Wie nutzen Sie XING Coaches + Trainer?
Ich habe seit einiger Zeit ein ProCoach-Profil und nutze es als zusätzliche Plattform zu meiner eigenen Homepage um mich, meine Leistung und die Coaching-Schwerpunkte interessierten Menschen und Unternehmen zugänglich zu machen, gleichzeitig meinen Bekanntheitsgrad zu vergrößern und zum „Netzwerken“.