Sie wollen eine Marke „Ich“ aufbauen und wissen nicht recht, wie Sie vorgehen sollen? Eigentlich wollen Sie doch nur Coachings und Trainings geben. Warum sollten Sie sich also mit so etwas wie einer eigenen Marke „Ich“ beschäftigen? Na, weil Sie Ihr Angebot natürlich bekanntmachen wollen und dazu müssen sich von anderen abheben.
Was ist überhaupt eine Marke „Ich“? Eine Marke „Ich“ ist das, was die Menschen über Sie und Ihr Business sagen, wenn Sie nicht im Raum sind. Eine Marke kommuniziert im Unbewussten. Man spricht auch von „Strahlkraft“. 80% der Kraft einer Marke findet unbewusst statt. Das, was man von einer Marke sieht, z.B. das Logo, machen nur 3% ihrer Kraft aus.
Eine gute Marke beantwortet auch ohne große verbale Beschreibungen die Frage: „Wofür stehen Sie? Woran sollen Ihre Kunden denken, wenn Sie von Ihnen hören? Wo liegen Ihre Stärken?“ Und je mehr Emotionen Sie dabei auslösen, desto eher bleiben Sie in Erinnerung. Denn unserer Hirn nimmt pro Sekunde etwa 4 Mio. Impulse unbewusst wahr, fängt an zu filtern und speichert nur die Dinge, die uns emotional berühren.
Schritt 1) Ihre Wertedefinition: „Wofür stehen Sie auf?“
Ihre Marke sollte Ihre Werte widerspiegeln. Das kann eine Leidenschaft sein (bei mir ist es Kreativität), eine bestimmte Methode (meine Methoden sind alle: richtig, kreativ), eine Ausbildung, die Sie haben und vielleicht nicht so viele andere. Oder ist es Ihre Persönlichkeit? Was macht Sie aus, was machen Sie anders als andere? Vielleicht ist es eine Kombination aus allem, so fragen Sie sich: was ist der gemeinsame Nenner und differenziert mich dieser von anderen?
Schritt 2) Die Alleinstellung: „Was machen Sie anders als andere?“
Einer der größten Fehler ist es, das eigene Angebot zu breit zu fächern. Denn das ist das Gegenteil von einem Alleinstellungsmerkmal. Viele denken, dass sie durch ein breiteres Angebot größere Kundengruppen ansprechen. Für den Aufbau einer Markenbekanntheit ist das aber genau falsch, denn es ist nicht konkret genug und setzt sich nicht in den Köpfen und Herzen der potenziellen Klienten fest. Das heißt aber nicht, dass Sie Ihr ganzes Können verstecken müssen. Holen Sie es einfach nur später heraus. Am Anfang gilt es: Kommunizieren Sie fokussiert.
Schritt 3) Die Namensfindung: „Gestatten, Willi Müller.“
2-4 Sekunden haben Sie Zeit, um Aufmerksamkeit zu erregen. Denn das ist die Aufmerksamkeitsspanne für Werbebotschaften. Für Einzelunternehmer, besonders Coaches + Trainer eignet sich die Kreation von Wort-/Bildmarken hervorragend. Das ist dann eine Ergänzung Ihres eigenen Namens. Z. B.: Willi Müller – der Konfliktlöser. Das ist jetzt nicht besonders kreativ, aber sagt, was Herr Müller, der mit einem Allerweltsnamen gesegnet ist, für Sie tun kann. Noch besser ist es, die Alleinstellung gleich dort im „Naming“ zu verorten: Willi Müller – der kreative Konfliktlöser.
Oder stehen Sie für Leichtigkeit? Willi Müller – mit Leichtigkeit zur Konfliktlösung. Wählen Sie niemals zufällig – denn dann überlassen Sie es auch dem Zufall, wie es wirkt. Sie können nicht nicht kommunizieren. Alles hat einen Effekt. Nun brauchen Sie noch ein Bild oder eine Farbwelt.
Schritt 4) Die Botschaften. „Würden Sie olle Champignons kaufen?“
Ich muss immer schmunzeln, wenn ich auf den Tafeln der Gastronomen lese „Heute frische Champignons“ – Ja, WAS DENN SONST? Olle Champignons? Oder wie oft lese ich auf Shampooflaschen „für fettiges Haar“ – was für eine Assoziation. Vielleicht lieber GEGEN fettiges Haar?
Gut, Willi Müller ist also unser kreativer Konfliktlöser. Das müssen Sie nun schon ein bisschen erklären in einer Art Botschaft. Was heißt denn für Sie kreativ? Kreativität ist ein gutes Beispiel, denn ich muss ja auch oft genug erklären, warum ich diese einsetze. Weil sie nämlich für mich die effizienteste Art ist, um Komplexität zu managen. Und dazu gibt es zahlreiche Studien. Und der Sachverhalt, den der digitale Wandel mit sich bringt, ist komplex und genau das Feld, in dem ich mich tummele. Spätestens jetzt sollte meine Zielgruppe mich verstanden haben (und wer das nicht versteht, ist nicht meine Zielgruppe). Und schreiben Sie bitte nicht, Sie arbeiten „lösungsorientiert“. Sie sind Coach, man erwartet dies von Ihnen.
Schritt 5) Der Außenauftritt (Die Corporate Identity): „Seien Sie das Original, nicht die Kopie“.
Im Außenauftritt übersetzen Sie Ihr Angebot in eine Wahrnehmung. Hier geht es eher um das „Wie“ statt „Was“. Wollen Sie cool sein wie Nike? Sind Sie ein Beschützer? Sie möchten eine gewisse Mühelosigkeit transportieren? Prima! Wählen Sie frische helle Farben! Suchen Sie eine feinere Schriftart, die Sie auf all Ihren Materialen wie Website, Broschüre, Visitenkarte, selbst auf der Rechnung einsetzen. Wie kommunizieren Sie? Duzen, Siezen? Kommunizieren Sie selbstbewusst oder gar rebellisch? Legen Sie Ihre Sprache (Tonalität) fest und bleiben Sie dabei. Bleiben Sie sie selbst. Lösen Sie sich von den Erwartungen anderer. Sie und Ihr Angebot sind einzigartig! Das hatten wir doch schon unter Schritt 2 geklärt.
Abschließend: Zugegeben, so ganz einfach ist das nicht. Ich kenne Solopreneure, die seit Jahren nach Ihrer Alleinstellung suchen oder diese ständig ändern. Sich den Marktgegebenheiten anzupassen, ist dabei sehr sinnvoll, aber 180 Grad-Wenden ohne Mehrwert können schwierig sein (lassen Sie mich raten: Sie suchen auch immer noch das Raider im Regal?). Daher ist es sinnvoll, sich zum Start fundierte Gedanken zu den 5 Schritten zu machen.
Mit diesem Leitfaden haben Sie eine erste Orientierung an der Hand und sind schon mal ein Wochenende beschäftigt. Viel Freude beim Entdecken Ihrer Marke!