Fühlen Sie sich über mehrere Wochen emotional und körperlich erschöpft, ohne dass eine Tendenz zur Verbesserung zu erkennen ist, macht es Sinn zu prüfen, ob ein Burnout eine Rolle spielen könnte. Im Falle einer positiven Diagnose, ist die Akzeptanz und Annahme der erste große Schritt. Danach ist es wichtig, möglichst schnell Maßnahmen zu ergreifen. Warum Ihr Burnout Ihnen zu Veränderung verhelfen will und welche Schritte Sie nun einleiten sollten.
Ein Leben ohne Verletzungen und Wunden zu überstehen, ist nicht möglich. Geben wir uns dieser Illusion besser gar nicht erst hin. Uns werden Dinge passieren, die uns verletzen. Vielleicht sogar Dinge, von denen wir glauben, sie würden uns kaputt machen. Aber erstaunlicherweise gehen wir an den wenigsten wirklich kaputt, vor allem dann nicht, wenn wir sie aus einer anderen Perspektive betrachten.
Ich habe kürzlich in einem Burnout Coaching mit einer Klientin gesessen, die sich mit ihrer Scham über ihre Erkrankung zusätzlich unter Stress gesetzt hat und sich umso mehr blockiert hat, einen Weg aus ihrer Krise zu finden.
„Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in Dich eintritt.“
– Rumi –
Erst als ich dieses − mir sehr am Herzen liegende − Zitat einwarf und sie fragte, ob sie mit diesem Bild etwas anfangen könne, veränderte sich ihre Haltung der eigenen Erkrankung gegenüber.
Burnout – was ist das eigentlich?
Als Burnout (ausgebrannt sein) wird die totale emotionale und körperliche Erschöpfung beschrieben, die sich durch ein Gefühl von Gleichgültigkeit sich selbst, anderen und den Dingen gegenüber auszeichnet. Man meint, es fehlen Höhen und Tiefen im Alltag und Betroffene glauben mit immer mehr Energieaufwand immer weniger zu erreichen.
Natürlich ist ein Burnout kein Geschenk auf den ersten Blick, aber es kann etwas öffnen, durch das Neues, vielleicht Helles, Warmes oder Schönes in uns eintreten und Teil unseres Lebens werden kann.
Unterdrücken Sie Ihre körperlichen Warnzeichen nicht
Es ist nicht verwunderlich, dass Menschen mit den gestiegenen Herausforderungen in Kombination mit dem eigenen Leistungsanspruch nicht immer gut zurechtkommen, und manchmal sogar Schaden nehmen. Der Körper meldet sich und sendet klare Signale, dass er mit einer Situation nicht mehr zurecht kommt. Und dafür soll man sich jetzt schämen? Oder versuchen das Gefühl zu unterdrücken und einfach weiter zu machen? Nein. Viele Menschen vergessen, dass das hier nicht die Generalprobe für das Leben ist.
Jetzt sind wir unglücklich, aber später, da werden wir glücklich sein?
Wann später? Falls Sie da auch nicht so sicher sind, aber schon länger mit einem Bereich Ihres Lebens unzufrieden sind, sollten Sie das Problem zeitnah angehen.
Nicht Ihr Job setzt Sie unter Druck
Bedenken Sie, was Sie derzeit zur Verzweiflung treibt, ist „nur“ ein Job. Der Job ist nicht böse und er hat auch nicht die Macht, Sie krank zu machen. Er ist einfach nur da. Nicht der Job setzt Sie unter Druck, sondern Sie sich. Oder sagen wir, Ihr Perfektionismus, Ihr Wunsch zu gefallen, Ihr Helfersyndrom, Ihr Anspruch immer 120% zu geben, die Idee nicht scheitern zu dürfen, der Antrieb der Beste oder Schnellste sein zu müssen etc.
Das Gute ist aber, Sie können sich verändern. Wäre der Job der Schuldige, bliebe nur die Kündigung. Nehmen Sie den Mahner Burnout also ernst, denn er will helfen, dass Sie sich auf den Weg machen, um sich zu verändern.
Nehmen Sie professionelle Hilfe an
Und was glauben Sie, wie Sie strahlen werden, wenn all das Licht der Veränderung, dass in Sie dringt, dann von innen heraus leuchtet. Dann wenn Sie Ihre Aufgabe erkannt und angegangen sind, dann wenn Sie den Schmerz, die Angst, die Scham in etwas Wegweisendes und Produktives verwandelt haben, dann, wenn Sie wieder Gestalter Ihres Lebensstückes sind und nicht Zuschauer, der wartet, was ihm so passiert.
Burnout ist eine Erkrankung Ihres Körpers und Ihrer Seele, die Sie mit professioneller Hilfe und der Bereitschaft zur Veränderung angehen können.
Sie sind kein Versager, wenn Sie an Burnout erkranken, vielmehr sind Sie vermutlich eher extrem zuverlässig, fleißig, perfektionistisch, hilfsbereit und gewissenhaft.
Selbsthilfetipps: Was können Sie jetzt sofort tun, wenn Sie sich betroffen fühlen?
– Erkennen Sie die Situation und verleugnen Sie sie nicht länger.
– Sprechen Sie mit einem Hausarzt oder suchen Sie einen Therapeuten oder Coach auf.
– Analysieren Sie Ihre negativen Lebensumstände und fangen Sie an sie schnellstmöglich umzustellen.
– Vermeiden Sie Alkohol und andere Suchtmittel.
– Führen Sie achtsame und gesunde Routinen ein. Spazieren, laufen, lesen statt TV etc.
– Identifizieren und reduzieren Sie Überengagement.
– Zwingen Sie sich, sich nicht zu isolieren. Gehen Sie bewusst unter Menschen.
– Trennen Sie strikt Job und Privatleben. Nach dem Arbeitstag das Firmenhandy ausmachen.
– „Nein“ ist ein wundervolles Wort und auch ein eigenständiger Satz. Lernen Sie wahrzunehmen, was Sie wirklich übernehmen können und wollen.
– Lernen Sie, anderen Menschen Aufgaben zu delegieren und den anderen die Verantwortung zurückzugeben.
– Achten Sie auf Ihre Ernährung. Stellen Sie sich vor Ihr Körper wäre sowas wie ein Geschenk. Was können Sie tun, um sich dieses Geschenkes würdig zu erweisen?
– Beschäftigen Sie sich mit den unterschiedlichsten Entspannungstechniken und finden Sie die für Sie passende: Autogenes Training, Yoga, Thai Chi, Meditation oder auch Hypnose.
– Lernen Sie, sich selbst zu vertrauen und sich selbst wertzuschätzen. Altruismus ohne Selbstliebe ist Selbstmord.
– Überprüfen Sie Ihre Gedanken. Täglich, stündlich und minütlich.
Wie oft fluchen oder jammern Sie? Wie oft reagieren Sie ungehalten auf das Verhalten anderer Menschen?
Versuchen Sie das Verhältnis zwischen schönen Gedanken und einem wunderbaren Lächeln und negativen Gedanken und einem zornigen Gesichtsausdruck zu überprüfen.
Ich kann Ihnen versprechen, dass Ihr Tag mindestens so viele wunderbare wie tragische Momente hat, denn das gehört zur Dialektik des Lebens. Aber Sie allein entscheiden, welche Momente Sie durch Ihren Wahrnehmungsfilter lassen und, ob Sie am Ende eines Tages zu Bett gehen und dankbar für einen wunderbaren Tag sind, oder ob Sie sich betrübt zur Ruhe legen.