Jeder Mensch leidet (manchmal) unter Existenzangst und diese bringt nicht nur im Privat-, sondern auch im Berufsleben zahlreiche Nachteile mit sich. Welche und was können Sie dagegen tun?
Existenzangst ist eine auf die Existenz bezogene Angst. Auf gut Deutsch bedeutet das: Wer unter Existenzangst leidet, ängstigt den Verlust seines Lebens. Es kann sich dabei um Todesangst handeln, doch umfasst die Existenzangst zahlreiche weitere Aspekte, nämlich die Angst vor dem Verlust von als lebenswichtig und für die Existenz unabkömmlichen Dingen wie:
– Familie
– sozialer Rückhalt
– Essen und Trinken
– Geld
– Gesundheit
– ein Dach über dem Kopf
– u. v. m.
Der Mensch sehnt sich also nach der Sicherheit, dass seine Existenz in der gewohnten Form auch zukünftig weiterbesteht. Wer mit einem Dach über dem Kopf aufgewachsen ist, fürchtet sich vor der Obdachlosigkeit. Er sieht dadurch seine Existenz gefährdet, obwohl diese nicht den Tod und damit den Verlust des Lebens bedeuten würde. Diese Existenzangst zu empfinden, ist übrigens ganz normal und tief im Menschen verankert. Das Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Berechenbarkeit der Geschehnisse ist ein Instinkt, der seit jeher im Menschen sowie auch in vielen Tieren tief verwurzelt ist. Leider ist das Leben aber nicht berechenbar und daher leiden alle Menschen an Existenzangst – die einen mehr und häufiger, die anderen eben weniger und seltener. Doch prinzipiell dürfte jeder von Ihnen diese Existenzangst kennen.
Wie wirkt sich der Job auf die Existenzangst aus – und umgekehrt?
Der Job spielt in dem Streben nach Sicherheit und Geborgenheit natürlich eine tragende Rolle. Einerseits geht es dabei um den finanziellen Aspekt: Geld ist in unserer Gesellschaft unerlässlich für die „Existenz“ im bereits definierten Sinne. Andererseits kommen aber auch Faktoren wie dem sozialen Rückhalt, dem Gefühl des Gebrauchtwerdens, dem unbefristeten Arbeitsvertrag oder der scheinbaren Kontrolle über die eigene Karriere eine große Bedeutung zu. Um die Existenzangst überwinden oder zumindest auf einem Mindestmaß halten zu können, sehnen sich viele Menschen nach einer scheinbar sicheren Anstellung und einem regelmäßigen Einkommen.
Dies erklärt, warum Personen mit großer Existenzangst eher in ein Angestelltenverhältnis oder sogar Beamtentum treten, während Menschen mit geringer ausgeprägten Ängsten auch mit einer Selbstständigkeit oder einem anderen wenig berechenbaren Arbeitskonzept zurechtkommen. Dabei spielen aber natürlich auch Faktoren wie das Vermögen oder der soziale Rückhalt eine Rolle. Sie sehen: Die Existenzangst hat große Auswirkungen auf die Berufswahl und der Job hilft wiederum dabei, die Ängste im Zaum zu halten. So entsteht ein Kreislauf, der zwar völlig natürlich, nicht aber unbedingt wünschenswert ist.
Warum es sich lohnt, die Existenzangst abzulegen
Die Existenzangst ist nämlich genau genommen ein Gedankengefängnis, welches Sie selbst kreieren und in welchem Sie sich gefangen halten. Sie beeinflusst Ihre Lebensentscheidungen und damit auch Ihr Glück erheblich – nur leider nur selten im positiven Sinne. Wer es hingegen schafft, sich (größtenteils) von seinen Ängsten zu verabschieden, lebt freier und kann bessere Entscheidungen treffen, die auf realen Gründen basieren und nicht auf unwillkürlichen Instinkten. Um beim Beispiel zu bleiben: Wenn Sie sich Ihr Leben lang nach der Freiheit der Selbstständigkeit sehnen, aufgrund Ihrer Angst aber lieber im Angestelltenverhältnis verharren, werden Sie eines Tages unglücklich und voller Reue in die Vergangenheit zurückblicken. Selbiges trifft für viele weitere Lebensentscheidungen zu, sei es in der Liebe, bei Reisen, in der Karriere & Co.
So befreien Sie sich in drei simplen Schritten von Ihren Existenzängsten
Klar scheint also, dass Sie Ihre Existenzangst ablegen sollten. Unklar ist hingegen den meisten Menschen, wie das funktioniert. Eigentlich müssen Sie dafür nur folgende drei Schritte befolgen:
Schritt 1: Machen Sie sich klar, dass nichts im Leben sicher ist.
Sich mit seiner Existenzangst bewusst auseinanderzusetzen, ist bereits ein großer Schritt in die richtige Richtung. Denn viele Menschen lassen sich von Ängsten leiten, ohne sich dieser Problematik bewusst zu sein. Sie führen also genau genommen ein fremdbestimmtes Leben – und zwar von ihrem eigenen Gehirn beziehungsweise ihren Instinkten. Machen Sie sich stattdessen bewusst, dass es weder absolute Sicherheit noch eine Berechenbarkeit der Zukunft gibt. Führen Sie sich die Endlichkeit vor Augen und lernen Sie dadurch, Ihr Leben wieder mehr zu schätzen und vor allem sinnvoller zu nutzen.
Schritt 2: Fragen Sie sich, wie Sie ohne Angst leben würden.
Nehmen Sie sich Papier und einen Stift zur Hand und stellen Sie sich die Frage: „Wie würde ich leben, wenn ich keine Angst hätte?“. Würden Sie vielleicht Ihren Job kündigen und auf Weltreise gehen? Hätten Sie einen aufregenderen Lebenspartner gewählt? Oder wären Sie in einem anderen Beruf abgeblieben? Gehen Sie also in die Selbstreflexion und erforschen Sie Ihre wahren Wünsche, indem Sie den Gesichtspunkt der Existenzangst rein hypothetisch ausblenden. Nun müssen Sie diese Hypothese nur noch zur Realität machen.
Schritt 3: Spielen Sie das „Worst-Case-Szenario“ durch.
Hierbei kann es helfen, das „Worst-Case-Szenario“ durchzuspielen. Fragen Sie sich also, wovor Sie Angst haben und was Sie von der Umsetzung Ihrer Wünsche abhält. Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte – wenn Sie beispielsweise kündigen, die Scheidung einreichen, alleine reisen gehen oder so ähnlich? In der Regel merken Sie schnell, dass sogar der schlimmste mögliche Fall im Endeffekt gar nicht so beängstigend wäre und es (fast) immer eine Lösung gibt. Die Existenzangst findet also zu großen Teilen nur in Ihrem Kopf statt. Haben Sie das einmal begriffen, werden Sie ab sofort anders durch Ihr Leben schreiten, und zwar im positiven Sinne.
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