Perfektionismus macht ineffizient. Ihn abzustellen, fällt vielen Betroffenen aber nicht leicht. Wie können Sie also produktiver arbeiten und Ihre Karriere in Schwung bringen?
Produktivität und Effizienz sind zwei wichtige Schlüsselbegriffe für jede erfolgreiche Karriere. Viele Perfektionisten sind sich überhaupt nicht bewusst, dass sie sich durch ihren „Tick“ selbst im Weg stehen, sondern sehen den Perfektionismus sogar als positiv an. Sie verbinden ihn mit Gründlichkeit, Disziplin und einer geringen Fehleranfälligkeit. In der Praxis ist das jedoch nicht der Fall. Hinter dem Perfektionismus stecken in der Regel keine Soft Skills, sondern schlichtweg Angst.
Definition: Was ist „Perfektionismus“ und woraus resultiert er?
Der Perfektionismus beschreibt das Streben nach möglichster Perfektion in Verbindung mit einer versuchten Fehlervermeidung. Er gilt nicht als angeboren oder genetisch verankert, sondern entwickelt sich im Rahmen der Erziehung meist bereits in der Kindheit oder im Schulalter. Der zunehmende Leistungsdruck in der Gesellschaft führt aktuell dazu, dass die Zahl der Perfektionisten zunimmt. Unterschieden wird zwischen zwei Formen von Perfektionismus: Betroffene, welche zwar nach Perfektion streben, sich aber auch Fehler eingestehen und sich dadurch in einen stetigen Lernprozess begeben – was von Experten positiv bewertet wird.
Die meisten Perfektionisten entwickeln hingegen eine Art Zwang. Passiert ein Fehler oder erreichen sie ihre – eigentlich zu hoch gesteckten – Ziele nicht, greift dies ihren Selbstwert an. Sowohl sie selbst als auch ihr berufliches Umfeld beginnen dadurch zu leiden. Diese belastende Form von Perfektionismus resultiert in der Regel aus einer tiefen Angst vor Überforderung oder einem Kontrollverlust. Für sie gibt es nur noch Erfolg oder Versagen, ohne jegliche Zwischenabstufungen. Dadurch setzen sie sich selbst einem enormen Druck aus. Ein Mechanismus, der nicht selten in einer stressbedingten Erkrankung wie dem Burnout-Syndrom mündet.
Welche negativen Auswirkungen hat der Perfektionismus im Berufsalltag?
Es gibt durchaus Berufe, in welchen Perfektionisten gut aufgehoben sind. Dabei handelt es sich um Ausnahmefälle, in welchen selbst der kleinste Fehler um jeden Preis vermieden werden muss. In den meisten Jobs ist das aber nicht notwendig. Stattdessen wird ein Plus an Produktivität angestrebt – selbst, wenn das an der einen oder anderen Stelle auf die Kosten der Qualität geht. Laut Paretoprinzip, auch 80-20-Regel genannt, erbringen Sie 80 Prozent der Leistung in 20 Prozent der Zeit.
Perfektionisten vergeuden demnach 80 Prozent der Zeit für die verbleibenden 20 Prozent an Leistung. Genau dieser Faktor macht sie gegenüber ihren Kollegen, welche nicht unter Perfektionismus leiden, unproduktiv. Was denken Sie: Wer wird am Ende mit höherer Wahrscheinlichkeit befördert und wer nicht? Hinzu kommen unter Umständen weitere negative Konsequenzen wie Konflikte mit dem Team oder eine nachlassende Leistungsfähigkeit durch den ständigen (übertriebenen) Druck, welchen Betroffene auf sich selbst ausüben. Viele Perfektionisten stehen ihrer Karriere also schlichtweg selbst im Weg.
Wie können Perfektionisten produktiver werden?
Um die Karriere wieder in Schwung zu bringen, müssen Sie Ihren Perfektionismus nicht gänzlich ablegen. Es reicht stattdessen aus, ihn in ein gesundes Maß und die – bereits geschilderte – positive Form umzulenken. Sie müssen also lernen, zwar nach dem Besten zu streben, jedoch auch Fehler oder eine Nichterreichung von Zielen zu akzeptieren und daraus zu lernen. Schnell werden Sie merken, wie Sie nicht nur produktiver, sondern auch gelassener und damit zufriedener sowie gesünder sein werden, da weniger gestresst.
1. Setzen Sie sich für Entscheidungen einen fixen Zeitrahmen. Viele Perfektionisten neigen dazu, jede Wahlmöglichkeit gründlich zu überdenken, Analysen anzufertigen, Rechnungen anzustellen oder auf andere erdenkliche Art und Weise die Entscheidung „kontrollieren“ zu wollen. Ein Restrisiko lässt sich aber niemals eliminieren und so sind Sie mit dieser Strategie schlichtweg unproduktiv. Legen Sie also für jede Entscheidung eine angemessene Deadline zurecht – und dann fällen Sie diese einfach. Bei unwichtigen Kleinigkeiten könnten das zehn Minuten sein, für wichtige Entscheidungen vielleicht eine Woche, o. ä.
2. Nehmen Sie Herausforderungen an und schließen Sie Frieden mit dem Scheitern. Eine weitere Problematik des Perfektionismus liegt darin, nicht aus der Routine ausbrechen und ein Wagnis eingehen zu wollen. Schließlich könnte jedes Wagnis auch ein Scheitern nach sich ziehen. Verbesserung ist aber nur durch Veränderung möglich und Sie werden weder als Persönlichkeit noch in Ihrer Karriere weit kommen, wenn Sie im Status Quo verharren. Sagen Sie deshalb „Ja“, wann immer Ihnen die Chance zu einer neuen Erfahrung geboten wird. Je öfter Sie im Fall der Fälle scheitern, umso schneller werden Sie auch lernen, dass dieses nicht das Ende der Welt – oder Ihrer Karriere – bedeutet.
3. Überprüfen Sie Ihre Erwartungen, und zwar sowohl an sich selbst als auch an Ihr soziales Umfeld. Perfektionisten neigen dazu, sich selbst übermäßig unter Druck zu setzen, zumeist aufgrund einer entsprechenden Erziehung in der Kindheit. Allerdings machen sie sich auch bei ihren Kollegen und Vorgesetzten nicht selten dadurch unbeliebt, dass sie diese übertriebenen Standards auf andere Menschen projizieren.
4. Fokussieren Sie sich auf kleine Erfolge. Lenken Sie Ihren auf möglichen Kontrollverlust, auf Niederlagen oder Ihre Schwächen gerichteten Fokus stattdessen auf Ihre Erfolge. Diese reichen von ganz kleinen Erlebnissen im Laufe des Arbeitstages bis hin zu Ereignissen im großen Stil. Ein Erfolgstagebuch kann Ihnen hierbei zu Beginn eine wichtige Hilfe sein. Schreiben Sie jeden Abend mindestens zehn Erfolgserlebnisse des Tages auf. Zu Beginn werden Sie noch nachsinnieren müssen, mit der Zeit wird das aber aufgrund Ihres neu ausgerichteten Fokus immer einfacher werden.
5. Finden Sie passende Vorbilder als Motivation. Der Wille, Ihren Perfektionismus abzulegen, ist bereits der erste wichtige Schritt in die richtige Richtung. Helfen können Ihnen hierbei die richtigen Vorbilder. Orientieren Sie sich an Menschen aus Ihrem beruflichen Umfeld, welche nicht perfektionistisch, dennoch aber erfolgreich sind. Dies schenkt Ihnen einerseits die Möglichkeit zum Lernen durch Imitation und andererseits die notwendige Motivation zum Durchhalten.
Wie so vieles im Leben, ist auch das Ablegen von Perfektionismus nämlich mit viel Training durchaus machbar. Sollten Sie hingegen auf eigene Faust einfach nicht weiterkommen, kann Ihnen unter Umständen auch die Hilfe durch einen Dritten, einen Therapeuten beispielsweise, beim Abbau Ihrer tieferliegenden Ängste und damit auch dem Kontrollzwang helfen.
Auch ein professioneller Coach kann Ihnen beim Überwinden Ihres Perfektionismus helfen. Eine Auswahl passender Coaches finden Sie hier. Eine Auswahl weiterer interessanter Coaches zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung finden Sie unter diesem Beitrag.