Die Perspektiven der Menschen auf Karrieren unterscheiden sich. Dementsprechend passt auch nicht zwangsläufig jede Art von Unternehmenskultur zu Ihnen persönlich. Daher sollten Sie sich vor einer Bewerbung fragen, welcher Karrieretyp Sie eigentlich sind.
Unter anderem aus Ihrem bisherigen beruflichen Werdegang können Sie ableiten, welches typische Karrieremotiv Sie verfolgen. Das Motiv beinhaltet die Richtung Ihrer Karriere, das heißt eine Aufwärts- oder Seitwärtsbewegung innerhalb eines Unternehmens. Es schließt die Dauer, das heißt die Verweildauer auf einer bestimmten beruflichen Position, mit ein und auch die Orientierung hin oder weg von fachlichen Inhalten und der Expertise, für die Sie ausgebildet sind. Ein wissenschaftliches Institut für Lösungen für Führungskräfte- und Talentmanagement in Schweden hat dabei vier Karrierekonzepte herausgearbeitet:
Das Expert Karrierekonzept ist die stabilste und historisch dominierende Sicht auf eine erfolgreiche Karriere als lebenslanges Engagement für einen Beruf, mit dem man sich identifiziert. Erfolg bedeutet, der Beste auf einem Fachgebiet zu sein. Außerdem strebt der Expert-Typ nach Sicherheit. Das Lineare Karrierekonzept konzentriert sich stattdessen auf eine rasche Bewegung nach oben auf der “Corporate Leiter”. Der Erfolg wird in der Ebene gemessen, die man erreicht hat, was in Verantwortung, Macht und Einfluss umgemünzt werden kann.
Dahingegen ist das Spirale Karrierekonzept eine weniger traditionelle Sicht. Hier wird der Erfolg durch periodische seitliche Veränderungen der Berufsfelder wahrgenommen (circa alle 5 Jahre). Karriere bedeutet hierbei häufige Möglichkeiten, die Kompetenzbasis zu erweitern und neue Erfahrungen zu sammeln.
Am wenigsten konventionell und sehr an Veränderung orientiert ist das Transitorische Karrierekonzept. Je selbstbestimmter und abwechslungsreicher die Tätigkeit, desto besser.
Die Karrieremuster, die sich aus diesem Modell ergeben, sind Idealtypen. Oftmals werden Sie beispielsweise sowohl den Expert-Typen als auch den Spiral-Typen in sich wiedererkennen. Wichtig für Sie ist, dass Sie sich bewusst machen, in welchem Zusammenhang diese Typen bei Ihnen stehen.
Ermitteln Sie, in welcher Art von Organisation Ihre Karriereplanung aufgehen könnte
Als vorwiegender Expert-Typ ist für Sie womöglich eine Unternehmenskultur geeignet, deren Strategie auf Stabilisierung beruht und deren Aufbauorganisation einer flachen Pyramide ähnelt. Qualität und technische Expertise werden dort besonders stark hervorgehoben. Anerkennung und technische Trainingsmaßnahmen wirken hierbei motivierend.
Lineare Unternehmen setzen auf Wachstum, steile Hierarchien, Profit und Führungsqualität. Durch Beförderungen und Managementanreize werden die Mitarbeiter in solchen Unternehmen angetrieben. Damit verbunden ist oft starker Wettbewerbsdruck, eine besondere Unternehmenskultur und potentiell schneller Einkommenszuwachs. Gleichzeitig werden Sie dort aber auch weniger Sicherheit empfinden.
Unternehmen, die für spirale Karrieretypen prädestiniert sind, sind häufig als Matrix organisiert. Ihre Strategie ist auf Erneuerung ausgerichtet. Gefordert werden in dieser Unternehmensform Kreativität und Kompetenzvielfalt durch Job-Rotation sowie Aus- und Weiterbildungen. Eine solche Aufbauorganisation verlangt von den Mitarbeitern mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Oft werden hier auch interessante Entwicklungsmöglichkeiten offeriert. Nicht selten ist der Zusammenhalt der Mitarbeiter größer als in anderen Organisationen.
Aufbauorganisatorisch sind Transitory-Unternehmen als temporäre Teams zu verstehen. Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit sind hierbei oberste Priorität. Leistungsanreize schaffen indessen Unabhängigkeit und Gehaltsboni. Hier können Sie sich besonders wohlfühlen, wenn Sie ständig neue Herausforderungen suchen. Ebenso kann es hierin inspirierend sein, die Inhalte Ihrer Arbeit auszutauschen, auch in Netzwerken.
Analysieren Sie Ihren potentiellen Arbeitgeber
In der Realität wird es bei dieser Typologie von Unternehmenskulturen auch Mischtypen geben. Bevor Sie sich auf eine Stelle bewerben, sollten Sie zuerst die entsprechende Unternehmenskultur analysieren. Nehmen Sie dabei die Stellenanzeige, die Sie anspricht, genau unter die Lupe. Diese kann bereits einen ersten Hinweis auf hierarchische Strukturen geben. Werden Sie mit „Du“ oder „Sie“ angesprochen? Wird Wert auf flache Hierarchien und schnelle Übernahme von Verantwortung gelegt oder wird von Aufstiegsmöglichkeiten gesprochen? Rückt Teamwork und Projektarbeit in den Vordergrund?
Ebenso kann auch die Homepage des Unternehmens Aufschluss über dessen Kultur geben. Wenn auf der Website häufig die Rede von Qualität und Fachexperten die Rede ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich um ein Expert-Unternehmen handelt. Wenn ein Unternehmen ständig Neuerungen und Fortschritt (etwa im Bereich der Digitalisierung) postuliert, kann es sich um ein Spiral-Unternehmen handeln.
Wirken Sie im Vorstellungsgespräch authentischer
Nicht immer ist es eindeutig, ob Sie sich bei passenden Unternehmen bewerben. Fällt Ihnen diese Einschätzung schwer, kann Ihnen ein individuelles Karrierecoaching dabei helfen herauszufinden, welcher Karrieretyp Sie sind und welche Art von Unternehmenskultur zu Ihnen passt. Wenn Sie dann ein besseres Gespür dafür haben, inwiefern Sie mit Ihrem Karrieremuster zu einer bestimmten Unternehmenskultur passen, können Sie auch authentischer im Vorstellungsgespräch auftreten, denn Ihr Werdegang wird eher zum Wunschunternehmen passen.