Überzeugende Sprache statt leerer Floskeln − warum sich die Investition in ein Kommunikationstraining lohnt

Kommunikation ist eine grundlegende Voraussetzung für ein erfolgreiches Miteinander. Da wir alle einer Sprache mächtig sind, erscheint vielen Firmen die Schulung von Kommunikation als nebensächlich. Unternehmenscoach Carola Nierendorf verrät, warum dies ein Trugschluss ist und Kommunikationstrainings so wichtig sind, um als Unternehmen langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.

Werden in Ihrem Unternehmen IT-Schulungen oder Kommunikationstrainings als wichtiger erachtet? Oftmals ist zu beobachten, dass Letztere eher zweitrangig behandelt werden. Doch: Wir können zwar alle generell reden, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass miteinander gesprochen wird. Vielmehr ist ein Trend zu beobachten, sich möglichst wenig miteinander auseinandersetzen. Ein Kommunikationstraining kann da sehr sinnvoll sein, denn es hilft, den Umgang miteinander zu klären und neu zu definieren.

 

Kommunikationstrainings im Zuge des Wandels von steilen zu flacheren Hierarchien

Vor dreißig, vierzig Jahren gab es eine große Welle von Kommunikationstrainings. Damals ging es für die Unternehmen vor allem darum, dass der Übergang von steilen zu flacheren Hierarchien auch durch einen neuen Kommunikationsstil unterstützt wurde. Dieser sollte weniger von oben nach unten gerichtet, sondern auch nach oben durchlässig sein. Aber wie? Es ging um die Schulung von Mitbestimmung, von Eigenverantwortung, von Gesprächsführung nicht nur mit den direkten Kollegen, sondern auch auf anderen Ebenen des Unternehmens.
Darin zeigt sich schon, dass Kommunikationstrainings, wenn sie erfolgreich sein sollen, nur ein Teil weiterer persönlichkeitsbildender Maßnahmen sind. Denn die innere Haltung ist bedeutsam dafür, wie wir Sprache anwenden.

 

Die Angst vor Fehlleistungen schwächt die Kommunikation

Da Entwicklungen nie stehen bleiben, hat sich auch das Paradigma der verflachten Hierarchien wieder verändert. Der Einzelne steht heute mehr denn je in einem Spannungsfeld zwischen starker Autonomie des Handels und gleichzeitig der Absicherung gegenüber der Übernahme von Verantwortung. Besonders in mittleren und unteren Management-Positionen ist die Furcht vor Fehlleistungen und Fehlern groß, weil sie in der Regel stärker geahndet werden als in oberen Führungspositionen. Unter dieser misslichen Entwicklung leidet auch eine offene Kommunikation. Sie wird beeinträchtigt durch die Angst vor Fehlverhalten, vor Schuldzuweisungen, vor nicht zu erreichenden, viel zu hoch gesteckten Zielen, die meist mehr den Erwartungen der Führungsebene als einer wirklich realistischen Einschätzung des Marktes entspringen.

 

Ein Methodentraining allein reicht nicht aus

Dies alles erfordert heute eine umfassendere Sicht auf das Thema. Die Förderung des sprachlichen Ausdrucks, den viele unter einem Kommunikationstraining verstehen, ist nur ein kleiner und in der Bedeutung eher nachrangig gelagerter Teil davon. Die Einsicht in die systemische Relevanz erfordert darüber hinaus – und weitaus wichtiger − ein Training der Konfliktfähigkeit, der Offenheit gegenüber Veränderungen und Neuerungen und aufgrund unserer globalisierten Welt auch gegenüber Menschen anderer Kulturen. Ein reines Methodentraining greift da zu kurz. Vielmehr geht es erfahrungsgemäß ganz schnell „ans Eingemachte“, an die Werte und Ziele, die ein Unternehmen unterstützt und verfolgt. Wichtig ist, dass diese klar untereinander kommuniziert, verstanden und umgesetzt werden können – sonst greift auch ein noch so zündender Werbespruch nicht. Denn dann fehlt all den goldenen Worten, die nach außen hin das Unternehmen darstellen, der Unterbau, der die Versprechungen einlösen kann.

 

Testen Sie diese praktische Übung aus

Probieren Sie das selbst an einer kleinen Übung aus. Beantworten Sie spontan die folgende Frage: Können Sie ruhig und sachlich weiterreden, wenn Ihre Gesprächspartner laut und ausfallend werden?
Falls Sie mit „Ja“ geantwortet haben, dann herzlichen Glückwunsch! Die allermeisten Menschen lassen sich allerdings eher irritieren, geraten in die Defensive und verlieren den Überblick. Zunehmend gewinnen Emotionen die Oberhand, der Austausch ist beiderseitig nicht mehr gewinnbringend.
Nun die zweite Frage: Welches Gefühl kommt bei Ihnen in diesen Situationen hoch? Was immer es ist, es ist in aller Regel ein Gefühl des Mangels (Unsicherheit, Verwirrtheit, Ärger, das Gefühl, nicht gehört und geschätzt zu werden o.ä.) Denn wer sich sicher fühlt, kann auch in turbulenten Gesprächssituationen ruhig und sachlich bleiben.

Wem nun nach der ersten Antwort mit „Nein“ ein reines Methodentraining zum souveränen sprachlichen Ausdruck angeboten wird, der wird enttäuscht sein, wie wenig ihm das in diesen Situationen nützt. Statt sprachliche Formeln einzuüben, ist es sinnvoll, erst einmal die darunterliegende Haltung zu hinterfragen. Denn solange diese von einem Gefühl der Bedürftigkeit dominiert wird, wirkt selbst die konstruktivste Formulierung aufgesetzt. Das Ziel muss also eher eine veränderte Sichtweise sein, die ein Handeln aus dem Gefühl der Kompetenz und Sicherheit ermöglicht.

 

Kommunikationstrainings fördern die Konkurrenzfähigkeit

Wer also meint, Kommunikationstrainings von heute sei nur alter Wein in neuen Schläuchen, und ganz allgemein sehr viel weniger wichtig als z.B. eine IT-Schulung, der sollte noch einmal genauer hinschauen. Besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen zeigt sich am schnellsten, wenn Überzeugung und Sprache nicht übereinstimmen und sie damit unglaubwürdig werden. Das führt im Innenverhältnis dazu, dass die Mitarbeiter ihre Motivation verlieren, nach außen hin leidet die Konkurrenzfähigkeit.

Denn ohne Kommunikation keine Verständigung, ohne Verständigung kein Verständnis, ohne Verständnis kein Erfolg!