Ob auf der Arbeit, im Freundeskreis oder in Beziehungen – immer wieder sind wir Situationen ausgesetzt, in denen uns das Verhalten unseres Gegenübers ärgert. Wie bekommen wir jemanden dazu, seine schlechten Seiten abzulegen? Persönlichkeitscoach Asim Aliloski weiß, wann Sie das Verhalten anderer wirklich beeinflussen können und verrät, wie Sie durch den Umgang mit „schwierigen“ Menschen nur dazugewinnen.
Viele Menschen lassen sich nur sehr mühsam oder gar nicht ändern. Grund ist oftmals der Widerstand, den wir auf sie ausüben. Die Regel: Je mehr wir mit Widerstand, Ärger und Druck auf eine Person zugehen, desto weniger ist sie bereit, ihre schlechten Seiten abzulegen. Aber warum ist das so? Weil jede Veränderung ihren Raum braucht. Wenn Sie neue Möbel einkaufen, dann brauchen Sie zunächst Platz dafür. Ein neues Verhalten ist nicht anders. Druck und Widerstand schaffen aber keinen Platz, sie machen ihn sogar kleiner. Sie engen den Menschen nämlich ein, Raum für Veränderung ist kaum noch da. Dieser muss noch dazu Gegendruck machen, um in der Enge überhaupt noch Luft zu bekommen.
Am meisten gewinnen Sie dadurch, indem Sie den Widerstand aufgeben. Wie können Sie aber von Druck und Ärger loslassen, wenn Sie der Mensch „zur Weißglut“ treibt? Und warum ziehen Sie immer wieder die gleichen schwierigen Menschen an?
Reflektieren Sie, ob Sie bei sich selbst ansetzen sollten
Indem Sie die schlechten Seiten des anderen lieben lernen, bewirken Sie die größte Veränderung. Stellen Sie sich die Frage: „Will ich etwas vom anderen, was ich mir selbst vielleicht zu wenig gebe?“ Empfinden Sie zum Beispiel, dass Ihr Partner sich zu wenig um Sie kümmert? Hinterfragen Sie in diesem Fall, ob Sie sich genug um selbst kümmern. Beginnen Sie, mehr auf sich zu schauen. Lernen Sie, sich Ihre Bedürfnisse ohne den anderen zu erfüllen. Sprich: Geben Sie sich das selbst, was Sie sich eigentlich vom anderen wünschen − egal ob es Liebe, Zeit oder Aufmerksamkeit ist.
Womöglich ziehen Sie unbewusst einen Menschen in Ihr Leben, der Ihre Erwartungen nicht erfüllt, weil Sie lernen sollen, sich selbst liebevoll zu umsorgen. Wenn Sie das verstehen, fällt es Ihnen leichter, das Verhalten des anderen ein wenig mehr lieben zu lernen. Schließlich hilft er Ihnen, unabhängiger zu werden.
Lernen Sie aus dem Verhalten des anderen für sich selbst
Es kann aber auch etwas anderes sein: „Zeigt der andere ein Verhalten, von dem ich mir ein wenig abschneiden sollte?“ Haben Sie beispielsweise einen Vorgesetzten, der Sie nicht ernst nimmt? Die Rolle der „Unbeachteten“ belastet Sie und Sie wünschen es zu ändern? Dann ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass Sie einen „plumpen“ Chef vor sich haben. Dieser Vorgesetzte könnte Ihnen beibringen, wie man sich durchsetzen kann. Bei ihm können Sie lernen, auch einmal Ihren eigenen Kopf durchzusetzen und zu sich selbst zu stehen! Dann können Sie sein Verhalten leichter lieben lernen, weil Sie plötzlich verstehen, dass dieser Mensch Sie dazu zwingt, aus Ihrer Rolle herauszuwachsen.
Akzeptieren Sie das Verhalten anderer, das Sie normalerweise ablehnen
Doch eines haben wir vergessen – auch der Schatten treibt manchmal seinen Unfug: Nehmen wir den seriösen Banker her, der beim Vorbeigehen an wilden Punks den Kopf schüttelt – ein Beispiel, das mit zwei „Extremen“ arbeitet. Von außen jedoch nicht sichtbar ist, dass sich der Banker im Inneren womöglich auch nach mehr Freiheit im Leben sehnt. Anstatt sich dies einzugestehen und mehr nach dem Motto zu leben, zwingt ihn sein Schatten ins Unverständnis und Ablehnung für „abnormale“ Lebensstile.
Richten Sie daher den Scheinwerfer auf den Schatten in Ihnen. Kennen Sie ähnliche Situationen eventuell von sich selbst? Dann sehen Sie das nächste Mal das Verhalten eines anderen Menschen mit einem Lächeln. Denn hinter ihrem Benehmen könnte sich ein Mensch entpuppen, der neue Facetten an Ihnen herauskitzelt. Dann werden Sie merken, dass die schlechten Seiten anderer gar nicht so übel sind.