Top Qualifiziert, extrem gut ausgebildet und dennoch bleibt die erwartete Leistung aus? Wie Führungskräfte herausfinden, ob die Probleme Ihrer Mitarbeiter an den Inhalten liegen, oder doch eher eine Stil-Frage sind, verrät das Buch “Business Models für Teams“. Es liefert Hilfsmittel für die anspruchsvollste Führungsaufgabe unserer Zeit: Coach eines selbstständigen Teams zu sein, und die eigenen Mitarbeiter im Zusammenspiel mit anderen auf das Unternehmensziel hin auszurichten. In Kooperation mit dem Campus-Verlag veröffentlicht XING Coaches folgenden Auszug.
Skills und Style als Erfolgsfaktoren in Teams
Manchmal haben die Probleme eines Mitarbeiters innerhalb eines Teams mehr mit dem Stil zu tun als mit den Inhalten. Zum Teil liegt das daran, dass Führungskräfte häufig eine eindimensionale Vorstellung von Talent besitzen. Sie legen allzu viel Augenmerk auf die Qualifikation und vernachlässigen dabei die Wichtigkeit des Stils, mit dem die Ergebnisse vermittelt werden. Diese Kombination aus Qualifikation (skill) und Vermittlungsstil (style) wird als Skyle bezeichnet und zielt nicht nur darauf ab, was die Leute können, sondern umfasst auch, wie sie es tun. Guter Skyle bedeutet, angenehm und freundlich im Umgang mit anderen zu sein und eine Übereinstimmung von Rolle, Vorgesetztem, Team, Organisation und Kunden zu schaffen. Schlechter Skyle heißt, anderen gegenüber unangenehm oder distanziert aufzutreten oder Spannungen zu erzeugen, die zu schlechteren Ergebnissen führen. Sie können anderen bei dieser Übereinstimmung helfen – und Ihre Führungsqualitäten verbessern –, indem Sie ein Gespür für den Vermittlungsstil Ihrer Mitarbeiter entwickeln. Der erste Schritt ist zu erkennen, dass die berufliche Identität der Leute auch einen persönlichen Stil umfasst, der unterschiedlich effektiv ist. Wenn jemand einen guten Arbeitsstil aufweist, besteht die Aufgabe des Vorgesetzten darin, dessen kontinuierlichen Einsatz zu fördern – und eine Übersteigerung zu verhindern. Ein suboptimaler Stil erfordert dagegen ein frühzeitiges und möglicherweise häufiges Coaching. Wenn jemandes Stil zu wünschen übrig lässt, kann ein Gespräch über Veränderungen eine ziemliche Herausforderung sein. Ist jedoch die Qualifikation angemessen und das Problem liegt nur im Stil begründet, können Sie das Gespräch ausgleichen, indem Sie beides thematisieren. Eine gute Methode dafür ist die Verwendung eines weiteren Drittobjekt-Tools: der Skyle-Zonen.
Die vier Skyle-Zonen
Die Skyle-Zonen sind eine Vier-Felder-Matrix, die auf der horizontalen Achse den Grad der Qualifikation darstellt und auf der vertikalen Achse die Effektivität des Stils. Jemand mit geringer Qualifikation und einem ineffektiven Stil wäre beispielsweise im unteren linken Quadranten anzusiedeln: der O-nein!- Zone. Jemand mit hoher Qualifikation und gutem Stil gehört in den oberen rechten Quadranten: die Flow-Zone, und so weiter. Skyle-Zonen bieten sowohl Führungskräften als auch den Geführten eine Möglichkeit, die Diskussion auf die Leistungen zu fokussieren und not- wendige Anpassungen vorzunehmen. Ehe Sie die Skyle-Zonen mit jemandem verwenden, sorgen Sie dafür, dass Sie besondere Beobachtungen und eine Beschreibung dessen vorbereiten, wie andere auf das Verhalten dieser Person reagiert haben. Dazu kann es notwendig sein, Feedback von Kollegen und anderen Mitarbeitern einzuholen. Stützen Sie sich möglichst nicht ausschließlich auf Ihre eigenen Ansichten oder Reaktionen. Jede Führungskraft geht das Risiko ein, qualifizierte Personen einzustellen, die sich aufgrund ihres ineffektiven Stils als unfähig (oder unwillig) erweisen, Team- oder Organisationsbedürfnisse zu erfüllen. Nur zu häufig gehen Führungskräfte oder Personalleiter irrtümlich davon aus, dass Qualifikationen für nachhaltigen Erfolg sorgen, nur um dann zu entdecken, dass der Stil der Anwendung dieser Qualifikationen sie konterkariert.
Was Sie Montagmorgen mal ausprobieren können
Helfen Sie jemandem bei der Verbesserung seines Skyle. Skyle-Zonen können Ihnen bei schwierigen Mitarbeitergesprächen von Nutzen sein. Probieren Sie sie mit jemandem aus, der einen positiven Anstoß in Richtung der Flow-Zone benötigt oder einen ineffektiven Stil ablegen muss, der ihn in der O-nein-Zone! oder in der Allein-Zone festhält. Skyle-Zonen sorgen für ein objektives Gespräch, weil sie sich eher auf das Verhalten als auf die Persönlichkeit beziehen.
Sitzung 1
Bitten Sie ein Teammitglied oder einen direkten Untergebenen um ein Gespräch über die Qualifikationen und den Stil, den er in seiner Arbeit anwendet. Erläutern Sie die Skyle- Zonen und dass sie Gespräche über den Arbeitsstil objektiv und konstruktiv machen. Als Hausaufgabe bitten Sie ihn, das Skyle-Zonen-Diagramm zu zeichnen, kürzlich gezeigte Verhaltensweisen auf Notizzettel zu schreiben und diese dann in die entsprechende Zone zu kleben. Sagen Sie ihm, dass Sie dasselbe tun werden, und in der nächsten Besprechung vergleichen Sie die Ergebnisse.
Sitzung 2
Wenn Sie sich erneut treffen, versuchen Sie zunächst zu verstehen – und dann verstanden zu werden. Schauen Sie sich sein Skyle-Zonen-Diagramm sorgfältig an. Bitten Sie ihn um eine Verhaltensbeschreibung, bis Sie die identifizierten Verhaltensweisen verstehen (auch wenn Sie nicht notwendigerweise zustimmen). Wenn der Betroffene präzise ein problematisches oder wünschenswertes Verhalten erkannt hat, stimmen Sie seiner Einschätzung zu und besprechen Sie die nächsten Schritte. Achten Sie darauf, die von ihm identifizierten Verhaltensweisen zu bestätigen und ihnen Beachtung zu schenken – und erklären Sie dann, welche davon Sie vermissen oder für auf dem Diagramm falsch eingeordnet halten. Das ist wertvolles Feedback und kann die für eine Verbesserung notwendigen Einsichten erzeugen.
Vielleicht steht die Verhaltensweise, über die Sie sprechen möchten, lediglich auf Ihrem Skyle-Zonen-Diagramm. Falls dem so ist, weisen Sie darauf hin. Sorgen Sie dafür, das Verhalten erstens mit objektiven Beobachtungen (möglichst aus mehreren Quellen) zu beschreiben und zweitens auf die daraus entstehenden (oder ausbleibenden) Ergebnisse hinzuweisen. Sprechen Sie darüber und einigen Sie sich dann darauf, wie der bevorzugte Stil aussehen sollte. Wenn es Ihnen schwergefallen ist, bestimmte Verhaltensweisen für diese Person zu bestimmen, stellen Sie sich vor, wie viel schwieriger das bei Menschen ist, mit denen Sie sogar noch weniger Zeit zubringen! Doch auch diese Kollegen benötigen Ihr Feed-back. Sie sollten in Betracht ziehen, Ihre Skyle-Beobachtungen regelmäßig aufzuzeichnen.
Sie möchten gerne weiterlesen? Das Buch “Business Model für Teams” von Tim Clark und Bruce Hazen ist im Oktober 2017 im Campus-Verlag erschienen. Weitere Informationen hier.