Immer mehr Menschen verbinden ihren Urlaub mit Fortbildung oder persönlicher Weiterentwicklung. Manche lassen sich von einem Coach unterstützen, der ihnen die Möglichkeit bietet, sich selbst und die eigenen Verhaltensmuster zu reflektieren und zu verändern. Aber funktioniert das Ganze auch auf einer 50 Fuß-Segelyacht mitten auf dem Ozean? Claudia Oestreich und Hanno Fecke berichten von einem ganz besonderen Coaching und warum es nötig ist, das Steuer für das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Egal ob Segelanfänger oder erfahrene Segel-Spezialisten, Segelcoaching ist für jeden eine intensive Erfahrung. Auf einem Segelboot kommen sich Menschen sehr nah. Die fünf Kabinen werden geteilt, auch über Nacht. Das erscheint zunächst zumindest für die Nichtsegler sehr gewöhnungsbedürftig und führt dazu, dass die Teilnehmer schon zu Beginn des Coachings ihre Komfortzone verlassen müssen. Die Coaching-Gespräche werden gemeinsam mit den ca. acht Teilnehmern mitten auf dem offenen Meer geführt.
Wo will ich eigentlich hin?
Vielen Menschen geht es im Leben darum, ihre Träume zu realisieren. Irgendwann steht man vor der Frage: „Wie kann ich mein Leben so steuern, dass ich die Ergebnisse bekomme, die ich schon lange erträumt habe?“ Es geht also um die Steuerung des eigenen Lebens, also mit Spaß und Freude im Driverseat des Lebens zu sitzen. Das Segelboot steht hier als Metapher, weil segeln genau wie das Leben erfordert, dass man sich zunächst darüber klar wird, wo man hinwill. Denn erst wenn das Ziel klar ist, kann man lernen, dieses auch zu erreichen, besonders wenn der Wind mal von vorne kommt.
Freiheit und Unabhängigkeit
Heutzutage sind den Menschen Freiheit und Unabhängigkeit ganz besonders wichtig. Dazu gehört, dass man nur die Bedingungen erfüllen will, die man selbst gewählt hat. Ein Segelboot und das Meer dagegen stellen Bedingungen, die man nicht beeinflussen kann. Nun lässt sich folgendes Phänomen beschreiben: Während Menschen auf einem Boot sehr gerne bereit sind, die Bedingungen von Meer, Wind und Gezeiten zu akzeptieren, weil sie keine andere Wahl haben, verweigern sie dies in vielen Fällen für ihre Lebensziele.
Ergebnisse: eine Folge von Überzeugungen
Mit allen unseren Überzeugungen erschaffen wir einen Sog für Ergebnisse, die zu diesen Überzeugungen passen. Das gilt auch für die nicht gewünschten Ergebnisse. Manchmal verzerren wir unsere Wahrnehmung so sehr, dass auch solche Ergebnisse stimmig sind, die eigentlich nicht zu unseren Zielen passen. Oder anders gesagt, manchmal sehen wir nur, was wir sehen wollen. Die Erfahrungen auf einem Segelboot können den Teilnehmern helfen, sich dies vor Augen zu führen.
Raus aus der Komfortzone
Es liegt in der Natur des Menschen, die eigene Komfortzone nicht verlassen zu wollen. Das heißt auch, an nicht funktionierenden Werten festzuhalten, selbst wenn am Ende nur die Sehnsucht übrigbleibt, weil diese Werte eben nicht zu unseren Zielen passen. Menschen sind in der Regel erst dann bereit, nicht funktionierende Überzeugungen aufzugeben, wenn der Preis für diese Überzeugung höher ist, als der Gewinn, den sie davon haben. Das Segelboot wirkt ein bisschen wie ein Katalysator. Die Verhaltensweisen, die wir gelernt haben, und die Muster, die uns zum Teil unbewusst beherrschen, treten auf einem Segelboot sehr schnell zu Tage. Es gibt kaum eine Möglichkeit, diese zu verstecken.
Beim Segelcoaching werden Muster gespiegelt und den Coachees dadurch erst bewusstgemacht. Dann lässt sich prüfen, ob die gelernten Verhaltensmuster für die gewünschten Ergebnisse funktionieren oder nicht.
Das Steuer fest in der Hand halten
Beim Segeln wird außerdem sehr schnell deutlich, dass jeder Mensch selbst zu 100% verantwortlich ist für das eigene Vorankommen und dieses auch beeinflussen kann. Das lässt sich sehr gut auf das eigene Leben übertragen. Das Segelcoaching macht den Teilnehmern bewusst, dass sie selbst, aktiv ihren Weg steuern, auch wenn sie bisher meinten, Opfer äußerer Umstände oder anderer Personen zu sein. Beim Segelcoaching geht es also zentral um das Thema Steuerung. Am Ende ist den Teilnehmern klar, dass ein Boot nicht ans Ziel kommen kann, wenn der Steuermann das Steuer nicht absichtsvoll führt.