Unsere Gedanken steuern unsere Emotionen, unser Handeln aber auch unsere Leistungsfähigkeit. Zahlreiche Studien belegen den Einfluss unseres Denkens auf nahezu alle Bereiche unseres Lebens. Wie können wir dieses Wissen nun für uns nutzen und lernen, unsere Gedanken gewinnbringend zu steuern?
Serena Williams erzählte einmal, dass sie ihre Socken während eines gesamten Turniers nicht wechseln würde. Der Basketball-Superstar Michael Jordan trug unter seinem Trikot immer seine alten Shorts aus Uni-Zeiten. Diese Marotten geben den Sportlern ein Gefühl von Sicherheit. Sie möchten unter bestimmten Bedingungen, unter denen sie erfolgreich waren, auch den nächsten Erfolg einleiten. So wollen sie diese Kleidungsstücke als Erfolgsgaranten sehen, was ihre Leistung sehr wohl steigern kann. Die Psychologie jedenfalls bestätigt die Wirksamkeit dieser Verhaltensweisen.
Unser Denken wird von unserem augenblicklichen Umfeld massiv beeinflusst, das heißt, von den Dingen oder Personen, denen wir die meiste Aufmerksamkeit schenken. Dieser Effekt wiederum multipliziert sich mit der Art, wie wir darüber denken. So wirken auch ein optimistischer Lebensstil und eine positive Lebenseinstellung ansteckend. Wenn sich jemand mit Freunden umgibt, von denen zumindest die meisten Optimisten sind, kann dieser auch persönliche Krisenzeiten besser bewältigen.
Erfolgreich ist, was uns hilft
In unserem Beispiel aus dem Sport werden Gegenstände ohne tieferen Sinn mit Erfolg verbunden, harmlose Verhaltensweisen bekommen eine besondere Bedeutung. Wenn wir ein bestimmtes Ereignis erwarten, dann setzen wir automatisch eine ganze Kette von Denkmustern und Verhaltensweisen in Gang, die dieses Ergebnis eintreten lassen – nur dass wir die Ursache dafür falsch bewerten. Wir suchen nach bestätigenden Informationen von außen und in uns selbst. Wer in sich hineinhorcht, bekommt das Echo seiner eigenen Wunschvorstellungen zu hören, findet sich bestätigt und erhält somit neue Energie für sein Bemühen. Auf diese Weise schaffen wir uns auch unsere eigene Wirklichkeit.
Zahlreiche Studien bestätigen die Auswirkungen unserer Gedanken
In einer verblüffenden Studie wurden Schlafmittel mit Aufputschmitteln vertauscht. Dieses „neue“ Schlafmittel wirkte sehr viel besser, weil die Probanden die heftige puschende körperliche Reaktion nicht erwartet hatten und deshalb diese Reaktion als die Wirkung eines besonders starken Schlafmittels interpretierten. Wen wundert es da noch, dass in einer Studie ein Placebo die Leistung von Sportlern steigerte. Wer eine vermeintlich leistungsfördernde Pille schluckt, macht sich auf die Suche nach Signalen für besondere geistige Wachheit und bespiegelt sich mit erhöhter Aufmerksamkeit. Natürlich wird er Hinweise ausmachen und ein falsches Urteil über die Ursache fällen: das zuvor geschluckte Mittel scheint nun der Auslöser des erlebten Zustands – nämlich der erhöhten Konzentration. Tatsächlich musste er aber diese Konzentration für die Selbstbespiegelung aufbringen. Sie ist also erst dadurch entstanden.
Aber es gibt nicht nur positive Aspekte
Die folgende Studie machte mich sehr nachdenklich und auch betroffen: Die Meinung von Lehrern über ihre Schüler hat einen massiven Einfluss auf deren Leistung. In einer Studie wurde Lehrern suggeriert, sie hätten 3 hochbegabte Kinder in ihrer Klasse. Tatsächlich waren es durchschnittliche Schüler. Den Lehrern wurde gesagt, dass die Kinder nichts erfahren dürften und ganz normal behandelt werden sollten. Jedoch verbesserte sich trotzdem die Leistung der Kinder nach wenigen Monaten über alle Tests massiv. Zum einen förderten die Lehrer jene Schüler besonders, von denen sie eine hohe Meinung hatten, ohne dass dieses Verhalten den Lehrern bewusst oder es für andere offensichtlich war. Zum anderen nehmen die Kinder die besondere Wertschätzung unbewusst auf und fangen an, stärker an sich selbst zu glauben – und was das in Gang setzen kann, wissen wir spätestens seit den verschwitzten Socken von Serena Williams.
Die Erfüllung unserer Erwartungen steht uns im Weg
Diese Effekte stehen aber auch genau jenen Wissenschaftlern im Wege, die eben diese Ereignisse untersuchen, weil natürlich auch sie ihre eigenen Erwartungen in die Untersuchung mit einbringen. Bei der Erfüllung von Erwartungen wird das Erleben mit der Erwartung in Einklang gebracht. So beeinflussen wir durch unterschwellige Botschaften permanent unsere Umgebung – warum dann nicht auch der Wissenschaftler seine Probanden. Deshalb laufen die meisten Tests in sogenannten Doppelblindstudien ab. Das heißt, dass zum Beispiel der Arzt in einer Studie auch nicht weiß, ob er dem Probanden das tatsächliche Medikament oder ein Placebo überreicht.
Wie können wir dieses Wissen nutzen?
Wir alle kennen den Satz, der Glaube versetzt Berge. Das bedingt natürlich, dass ich etwas habe, woran ich auch glauben kann. In Zeiten des stetigen Wandels erleben wir immer wieder Firmen, die sich den Veränderungsprozessen aktiv stellen, jedoch verpassen, ihre Mitarbeiter derart anzusprechen und mitzunehmen, dass diese sich wirklich mit den neuen Wegen identifizieren und dem Ganzen einen Sinn zusprechen können. Sich mit einer Sache zu identifizieren heißt auch, dass ich mich innerlich eben auf diese Sinnhaftigkeit spiegel und so zu immer neuen Möglichkeiten in der Zielerreichung gelange – also auch meinen ganz persönlichen Beitrag leisten kann – weit über Standard hinaus.
Wir müssen den Dingen Sinn geben! Wie ich eine Situation, Person oder Sache beschreibe, sagt wenig über diese aus – aber sehr viel über mich selbst.