Zwischen deutschen Arbeitnehmern sprühen die Funken. Jeder Fünfte ist oder war schon einmal in einen Kollegen verliebt. Jeder siebte Beschäftigte war bereits in mindestens einer festen Beziehung am Arbeitsplatz. In Anbetracht der Tatsache, dass die Betroffenen tagtäglich viele Stunden bei der Arbeit verbringen und dadurch kaum Freizeit bleibt, um anderweitig einen potenziellen Partner kennenzulernen, ist das wenig überraschend. Liebe im Büro ist daher ein Thema, mit welchem Sie als Führungskraft garantiert früher oder später in Ihrer Berufslaufbahn konfrontiert werden. Wie also sollten Sie damit umgehen?
Natürlich sollte im Büro die Arbeit im Vordergrund stehen. Doch schlussendlich sind Menschen eben Sozialwesen und es lässt sich nicht verhindern, dass hier und dort die Funken sprühen. Vielleicht waren Sie ja sogar selbst schon einmal von der Liebe am Arbeitsplatz betroffen. Gerade zwischen verschiedenen hierarchischen Ebenen handelt es sich dabei um ein heikles Thema. Wer eine Beziehung mit dem Chef anfängt, steht schnell unter Verdacht, diese zum eigenen Vorteil nutzen zu wollen. Gleichzeitig kann Ihnen als Führungskraft die Autorität abhandenkommen, wenn Sie plötzlich zum Tratschobjekt Nummer eins in der Kaffeeküche werden. Sollten Sie nicht selbst betroffen sein, sondern es handelt sich um eine Beziehung im Team ohne hierarchisches Gefälle, kann auch dies für Konflikte sorgen – Neid und Missgunst der anderen Teammitglieder zum Beispiel oder eine zu große Ablenkung von der eigentlichen Arbeit. Sie sehen: Liebe im Büro ist ein komplexes Thema, welches eine Menge Fingerspitzengefühl erfordert.
Können Sie die Liebe im Büro verbieten?
Nein, weder aus rechtlicher noch aus menschlicher Sicht können und sollten Sie Liebe am Arbeitsplatz verbieten. Emotionen lassen sich schließlich nicht mit dem Kopf steuern und wo sich der Arbeitnehmer unverstanden oder nicht menschlich genug behandelt fühlt, wird er unter Umständen früher oder später das Handtuch werfen. Menschlichkeit ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Faktor für die langfristige Mitarbeiterbindung. Selbst, wenn Ihnen die Turteleien im Büro mächtig auf die Nerven gehen, müssen Sie diese also akzeptieren. Dennoch sollten Sie Grenzen setzen.
Wo sollte die Liebe am Arbeitsplatz ihre Grenzen haben?
Sex auf der Toilette, ein Streit im Kopierraum, Turteleien im Meeting: Wenn die Mitarbeiter ihre Beziehung am Arbeitsplatz zu offen ausleben, bringt das zahlreiche negative Konsequenzen mit sich, wie
– eine sinkende Arbeitsleistung,
– negative Auswirkungen auf das Betriebsklima oder auch
– Konflikte mit den anderen Teammitgliedern.
Als Führungskraft müssen Sie also zwar die Beziehung an sich akzeptieren, können und sollten den Liebenden aber durchaus Regeln an die Hand geben.
Wie sollten Sie mit den Betroffenen umgehen?
Am besten ist es, wenn Sie das Gespräch mit dem Liebespaar suchen, sobald Sie von dessen Beziehung erfahren. In vielen, aber nicht allen Fällen werden die Betroffenen von selbst auf Sie zukommen, um Ihnen von ihrer Liebe zu berichten. Sie sollten Verständnis zeigen und das Liebespaar nach seinen Wünschen für das weitere Vorgehen fragen. Dies ist besonders dann wichtig, wenn die Liebenden in derselben Abteilung oder im gleichen Team zusammenarbeiten. Je weiter entfernt die Arbeitsplätze voneinander sind, umso weniger problematisch ist die Konstellation in der Regel. Wünscht das Liebespaar dennoch weiterhin unverändert zusammenzuarbeiten, sollten Sie das erst einmal tolerieren. Geben Sie den Betroffenen die Chance, Ihnen zu beweisen, dass sie sich trotz ihrer Liebe im Büro professionell verhalten können. Es gibt durchaus Paare, die zwischen Arbeit und Liebe trennen und die beiden problemlos vereinen können – ohne Auswirkungen auf den Arbeitsplatz. Aber was, wenn nicht? Sollten erste Konflikte entstehen oder Sie erkennen eine Beeinträchtigung der Arbeitsqualität, so
– suchen Sie das Sechsaugengespräch mit dem Liebespaar.
– sprechen Sie es auf die Verhaltensänderung sowie deren negative Konsequenzen an.
– zeigen Sie zwar Verständnis für die Emotionen der Betroffenen, doch weisen Sie darauf an, dass es am Arbeitsplatz eines professionellen Verhaltens bedarf.
– entwickeln Sie gemeinsam Verhaltensregeln für die Zukunft, zu deren Einhaltung sich die Liebenden freiwillig verpflichten.
– räumen Sie dem Paar die Chance ein, Ihnen zu beweisen, dass sie die neuen Regeln einhalten können und wollen.
– ziehen Sie die richtigen Konsequenzen, wenn dies nicht der Fall sein sollte. Suchen Sie erneut das Gespräch und schlagen Sie vor, einen der Liebenden intern zu versetzen und dadurch die Lage zu entschärfen.
– achten Sie darauf, keine willkürlichen Entscheidungen zu treffen, sondern bestmöglich die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen – des Liebespaares, der Kollegen, des Arbeitgebers und von Ihnen selbst.
– greifen Sie erst dann hart durch, beispielsweise mittels Zwangsversetzung oder Abmahnung, wenn Ihnen keine andere Wahl mehr bleibt.
Was, wenn die Führungskraft selbst verliebt ist?
Sollten Sie hingegen selbst von Amors Pfeil getroffen sein, müssen Sie die Beziehung mit großer Vorsicht angehen, vor allem, wenn es sich um einen Partner auf anderer hierarchischer Ebene handelt. Wenn Führungskräfte sich wie verliebte Teenager verhalten, büßen sie ihre Professionalität ein. Unter Umständen geht der Respekt der Mitarbeiter flöten und damit auch Ihre Autorität. Es kann daher ein sinnvoller Schritt sein, die Beziehung erst einmal zu verheimlichen. Allerdings sollten Sie dann vorsichtig genug sein, dass nicht die Gerüchteküche zu brodeln beginnt. Ist eine solche Diskretion nicht (mehr) möglich, weil Sie beispielsweise außerhalb des Büros als Paar auftreten oder heiraten möchten, ist der sinnvollste Schritt, ebenfalls eine interne Versetzung in Erwägung zu ziehen. So kommt nicht der Verdacht auf, die hierarchisch niedriger gestellte Person würde karrieretechnisch von der Beziehung profitieren. Vermeiden Sie also, wenn möglich, ein direktes Vorgesetzten-Mitarbeiter-Verhältnis. Ansonsten suchen Sie zumindest ein klärendes Gespräch mit dem Team, um Missverständnisse präventiv zu verhindern. Eine Garantie, dass eine Beziehung am Arbeitsplatz nicht zu Flurfunk oder handfesten Konflikten führt, gibt es aber leider nicht. Schlussendlich müssen Sie daher jeden Fall individuell bewerten und behandeln.
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