Rhetorisch stark: So knacken Sie große Egos

Große Egos können weniger selbstbewusste Menschen in den Hintergrund drängen. Wie also behauptet man sich gegen diese Personen und findet Gehör? Anne Kühl kennt die Antwort darauf und gibt Tipps, wie Sie große Egos rhetorisch knacken.

 

Was ist ein großes Ego?

Das Ego ist ein Ausdruck unseres Selbstwertgefühls und unserer Fähigkeit, Zuspruch und Anerkennung zu erhalten. Seine Aufgabe ist es, sich selbst zu bestätigen, um die eigene Identität zu sichern. Abwertungen oder Missachtungen unseres Selbst- oder Weltbildes empfinden wir in der Regel als bedrohlich und reagieren mit Scham, Wut oder Angst.

Ein großes Ego zu haben, bedeutet, dass der betreffende Mensch sehr von sich selbst und seiner Weltsicht überzeugt ist – zum Beispiel davon, ein Gewinner zu sein.

Dabei versucht der Gewinner-Typ, sein Selbstbild immer wieder zu bestätigen und wird es nur von Menschen in Frage stellen lassen, denen er vertraut und die er als ebenbürtig betrachtet. Kritik von anderen Personen wird er schwer zulassen und die Welt um sich herum so einrichten, dass ihm das Gewinnen weiterhin möglich ist.

Wenn beispielsweise die Abteilungsleiterin (Selbstbild: „Ich bin die Beste auf meinem Gebiet“) merkt, dass andere sich auf ihrem Territorium ebenso hervorheben, müsste sie sehr über ihren Schatten springen, um das zuzulassen – und unterstützt die Konkurrenz vermutlich nur dann, wenn Ihre Position trotzdem gesichert bleibt.

Menschen mit großem Ego bringen uns weiter

Menschen, von denen wir sagen, sie hätten ein großes Ego, haben das Talent, besonders konsequent für Ihre Bedürfnisse zu sorgen. Sie nehmen oft mehr Raum ein als andere und fordern selbstverständlich Anerkennung und Respekt von ihren Mitmenschen. Große Egos fordern uns heraus, ähnlich konsequent für unsere Interessen einzustehen und unsere Grenzen zu schützen. Solche Klarheit im Auftreten ihrer Mitmenschen können große Egos dann gut vertragen, wenn Sie sich persönlich respektiert und wertgeschätzt fühlen. Dann fordern sie gegensätzliche Meinungen häufig sogar ein – denn auch Sie haben den Wunsch nach Ehrlichkeit und persönlichem Wachstum.

Durch rhetorische Klarheit machen Sie sich große Egos zu Partnern

Wenn Sie es mit großen Egos zu tun haben, können Sie an ihnen lernen, klar zu kommunizieren. Üben Sie sich darin, mit klaren Worten Ihre Grenzen und Bedürfnisse zu benennen. Häufig haben Menschen ja auch noch andere Stärken außer großen Egos, wie ein großes Herz und Gerechtigkeitssinn.

Ein Beispiel: Wenn ein Meeting durch ausschweifende Wortbeiträge von mittleren bis großen Egos ineffektiv verlaufen ist, können Sie in die Runde eine Ich-Botschaft geben. Dass diese wertschätzend sein muss, versteht sich für große Egos von selbst:

„Ich danke allen Anwesenden für Ihre Wortbeiträge und Ihre Zeit. Ich persönlich habe allerdings für Gespräche wie diese das Bedürfnis nach mehr Struktur. Wie können wir gemeinsam dafür sorgen und vielleicht noch effektiver diskutieren?“

Das kann ein Moment sein, wo ein großes Ego aufhorcht. Wenn dahinter eine gesunde Persönlichkeit steht, freut sich ein selbstbewusster Mensch hier über Sie als Sparringspartner, mit dem er sich auf Augenhöhe weiterentwickeln kann. So verschaffen Sie sich Respekt: indem Sie Klartext reden und dabei den Anderen in seinem Selbstbild anerkennen.

Weitere Tipps mit denen Sie rhetorisch Stärke zeigen

Sich selbst treu sein: Nehmen Sie Ihre eigene innere Stimme ernst. Wenn Sie beispielsweise genauere Informationen brauchen, um einen Auftrag nach Ihrem Qualitätsanspruch ausführen zu können, fragen Sie beherzt nach – auch wenn das dem großen Ego, das nur seinen eigenen Zeitplan im Kopf hat, zunächst lästig erscheint.

Körpersprache: Ob Sie Widerspruch geben, eine Grenze setzen oder eine Frage stellen – richten Sie Ihren Rücken gerade auf und halten Sie Blickkontakt. Damit signalisieren Sie Selbstbewusstsein und bieten ein klares Gegenüber, das bereit für eine konstruktive Diskussion ist.