Eine Unart macht sich breit: Ein Vorgesetzter, der in die laufenden Prozesse hereingrätscht, meint es in vielen Fällen gut. Doch gut gemeint bedeutet eben nicht gleich gut gemacht.
Der Chef wollte doch nur das Beste
Ein Klassiker ist, dass Sie mitten im Vertriebsprozess von Ihrem Chef aufgefordert werden, nun endlich den Auftrag mit der finalen Abschlussfrage beim Kunden abzuholen. Erfahrene Vertriebler und erfolgreiche Key-Accountmanager sind jedoch diejenigen, die wissen, wann der beste Zeitpunkt gekommen ist, um dem Kunden in seiner Entscheidungsfindung auf die Sprünge zu helfen. Da der Chef aber aus guten Gründen Druck macht, wird aus dem scheinbar Besten – dem schnelleren Auftragseingang – im Nachgang häufig ein Problem. Weshalb? Weil der Kunde spürt, dass er noch Zeit für eine wirklich überzeugte Entscheidung gebraucht hätte.
Der Chef wollte doch nur „Welpenschutz“ gewähren
Ein neuer Kollege ist an Bord. Alle freuen sich, weil nun endlich die tatkräftige Unterstützung in Aussicht ist. Während Sie im Team fast automatisch herausfinden welche Aufgaben Sie abgeben können, grätscht ihr Chef rein und sagt: „Bitte achten Sie darauf, dass nicht zu viele Aufgaben neu verteilt werden“. Die Folge ist, dass der „Welpenschutz“ von schwachen Leistungsträgern ausgenutzt wird, während starke Leistungsträger sich von dieser Art der Bevormundung genervt fühlen. Der Chef signalisiert nämlich dem Anderen damit, dass er weiß, was für einen selbst gut ist. Leistungsträger können für sich selbst sprechen und sich auch klar abgrenzen, wenn es zu viel werden sollte.
Der Chef grätscht Ihnen ins Projekt herein
Die Rollen sind klar definiert. Sie sind der Projektleiter und haben ein Projektteam. Ihre Verantwortung ist es das Projekt und die Teammitglieder nach allen „Regeln der Kunst“ des Projektmanagements zu steuern. Der Start ist gemacht und Sie wissen, dass die Stormingphase (Tuckman Modell – Teambildung) kommen wird. Es ist soweit! Erste Konflikte, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten kommen auf und ein Teammitglied geht direkt zum Chef. Der Chef entscheidet, wie die Aufgaben erfolgen sollen; nach seinem eigenen Gusto. Fazit: Verwirrungen im Projekt!
Was können Sie tun, wenn der Chef reingrätscht?
Suchen Sie das persönliche Gespräch und zeigen Sie klar und deutlich auf, welche Folgen diese gut gemeinte, aber nicht gut gemachte „Einmischung“ hat. Ein guter Chef wird sofort erkennen, dass er einen Führungsfehler gemacht hat und daraus für die Zukunft lernen. Ein anderer Chef spielt die Sache herunter und sagt: „Ach, das ist doch alles nicht so schlimm“. Wenn dem so sein sollte, dann ist es für Sie an der Zeit konsequent zu Handeln; nicht mehr zu reden. Ein Coach unterstützt Sie gerne, wenn konsequenter Handlungsbedarf in eigner Sache besteht.