Perfektion garantiert eine hohe Qualität und bringt demnach Erfolg und Anerkennung. Doch als ständiger Antreiber mutiert ein allzu hoher Anspruch an sich selbst zum Karrierekiller. Erfahren Sie, wie Sie der Negativspirale von Perfektion & Co. entkommen. Dann läuft´s auch mit der Karriere.
„Kosten runter – Effizienz rauf!“ ist das Gebot der Stunde. Die Anforderungen werden weiter steigen. In dieser Dynamik ist Ihr Anspruch an die Perfektion Ihrer Arbeitsqualität nur mit größter Anspannung aufrecht zu erhalten. Unter der Last dieses Antreibers erhöht sich Ihr Druckempfinden. Selbstzweifel können sich einstellen. Ihr inneres Gleichgewicht gerät aus den Fugen.
Die Folge: Ihre Wirkung auf Ihre Vorgesetzten und Kollegen verändert sich – Zweifel machen sich breit. Bewusst oder unbewusst nehmen Sie selbst das Dilemma wahr und die emotionale Abwärtsspirale zieht Sie noch stärker nach unten. Je nach Mentalität, „schlagen Sie um sich“ oder“ igeln sich ein“. Nicht selten schlägt die Perfektion in Aggression um, mit all den psychischen und körperlichen Signalen.
Eigentlich wollten Sie doch etwas ganz Anderes: Sie wollten durchstarten, mit Spaß und Engagement Ihren Beitrag leisten, sichtbare Spuren hinterlassen und mit Ihrer Leistung überzeugen.
Wenn Perfektion zur Bedingung für ein positives Selbstbild wird
Im Laufe Ihrer ganz individuellen Sozialisierung haben Sie verstanden, dass Sie in der Bewertung Ihrer Person durch dritte nicht per se „okay sind“. Vielmehr ist Ihr „Okay-Sein“ an Bedingungen geknüpft, die andere an Sie stellen. Das ist Prägung, die im frühesten Kindesalter beginnt und sich in Ihren späteren Lebensphasen bis heute fortsetzt! Und eben diese besagt: „Du bist nur okay, wenn…!“
Das Fatale daran: Ganz allmählich, in einem schleichenden Entwicklungsprozess, übernehmen Sie die von außen suggerierten Bedingungen und Anforderungen in Ihr Selbstverständnis. Ihr Motto lautet: „Ich bin nur okay, wenn…!“ Sie selbst sind also überzeugt davon, Bedingungen erfüllen zu müssen, damit Sie von Ihrem Umfeld akzeptiert werden. Was können Sie tun? Folgende Anregungen helfen Ihnen, ein positives Selbstbild zu entwickeln:
Typische Aussagen, die unsere Haltung widerspiegeln
Vermeiden Sie ein perfektionistisches Selbstverständnis, es findet sich in destruktiv-schwächenden Aussagen wie:
– „Ich muss immerzu mein Bestes geben!“
– „Ich brauche die Anerkennung!“
– „Ich bin Mister 150 % – Perfektion ist mein Standard!“
Entwickeln Sie besser ein konstruktiv-stärkendes Selbstverständnis, das sich beispielsweise in solchen Aussagen ausdrückt:
– „Ich bin okay, weil ich weiß was ich kann!“
– „Ich bin okay, weil ich bereits anerkannt bin!“
– „Ich bin okay, weil ich eine 80%-Lösung liefere, die bereits für andere die 100%-Lösung ist!“
Bleiben Sie handlungsfähig: 7 Schritte für ein karriereorientiertes Selbstmanagement (bitte schriftlich denken)
1. Notieren Sie das Antreiber geprägte Selbstbild:“ Ich bin nur okay, wenn ich perfekt bin!“
2. Identifizieren Sie die Vorteile, die Sie bisher mit diesem Selbstbild erreicht haben (z.B. Erfolg, Anerkennung, hohe Arbeitsqualität etc.)
3. Formulieren Sie Ihr Motto/Ihr Selbstverständnis, das die Ursache für Ihre perfektionistische Haltung sein könnte. (Typische Beispiele finden Sie in der Tabelle, s.u. Spalte 1 „destruktiv-schwächend“.) Wichtig: Ich-Botschaft formulieren!
4. Spüren Sie nach, was dieser Satz bei Ihnen auslöst.
5. Formulieren Sie anschließend ein authentisches, alternatives Motto. Beginnen Sie dabei mit: „Ich bin okay, weil ich… Wichtig: Finden Sie hier Ihre eigene alternative Formulierung, die zu Ihnen passt!
6. Vorteile abgleichen: Prüfen Sie, welche Ihrer Vorteile aus der Perfektion auch mit Ihrer alternativen Formulierung gegeben sind, welche also weiterhin bestehen bleiben (z.B. Erfolg, Anerkennung, Qualität): Welche Vorteile kommen für Sie zusätzlich hinzu? (z.B. Gelassenheit/innere Ruhe, Lebensqualität).
7. Integrieren Sie das neue Motto in Ihren Alltag. Das funktioniert durch durch Selbstbeobachtung: Reflektieren Sie, z.B. in einer Freitagsreflexion, in welchen Situationen Sie in der zurückliegenden Woche mit welchem Motto agierten. Darüber hinaus hilft es, sich Ihr neues Motto 2-3x täglich bewusst anzusehen (z.B. auf einer Karte notiert, als Pop-up auf Ihrem Bildschirm etc.)
Den inneren Kompass neu ausrichten – 5 hilfreiche Transferfragen
1. Was ist meinem Vorgesetzten/Auftraggeber für die Lösung des Problems jetzt besonders wichtig?
2. Welche Konsequenzen könnte es haben, wenn ich einmal nicht die perfekte 100%-Lösung biete?
3. Wie könnte eine 80%-Lösung aussehen?
4. Welche Auswirkungen hat mein perfektionistisches Verhalten auf meine Motivation, mein Wohlbefinden, meine Work-Life-Balance, meine Lebensqualität?
5. Angenommen mein „Bauch“ könnte jetzt in dieser Situation zu mir sprechen: Was genau würde er mir raten?
Fazit: Sie werden an den effizienzgetriebenen Rahmenbedingungen wenig ändern können. Wohl aber Ihre innere Haltung dazu. Nehmen Sie sich die Anregungen zu Herzen und starten Sie Ihr ganz eigenes Projekt für mehr Lebensqualität und Lebensfreude! Das entlastet und stärkt …und dann klappt´s auch besser mit der Karriere.