Die ganze Arbeitswelt bildet sich weiter: Aus dem Trend ist mittlerweile Gewohnheit geworden, jeder zweite hängt seiner Bewerbung diverse Zertifikate über Seminare und Workshops an. Sich aktiv weiterzubilden, ist zwar sinnvoll – doch bitte nicht ohne roten Faden, empfiehlt Business-Coach Sabine Prohaska.
Dass Weiterbildungsangebote Schlüssel zu beruflichem Erfolg sind, ist mittlerweile in der Arbeitswelt angekommen. Doch Weiterbildung ist nicht gleich Weiterbildung! Wer sich zum Beispiel zu allgemein weiterbildet, wie durch den dritten MS Office-Kurs, sorgt für ein schwammiges Portfolio und verschließt Türen zu beruflichen Chancen. Denn es zählt schon lange nicht mehr, dass man sich weiterbildet, denn sind wir ehrlich: Das kann und macht fast jeder. Vielmehr sollten Sie sich durch die gezielte Teilnahme an Seminaren oder Workshops interessant machen, die Ihr berufliches Profil schärfen und signalisieren, dass Sie für mehr qualifiziert sind, als nur für Ihre aktuelle Position.
Vorsicht bei der Auswahl des Weiterbildungsangebots
Wie Pilze schossen in den zurückliegenden Jahren berufsbegleitende Bildungsangebote aus dem Boden. Doch nicht alle Angebote sind zu empfehlen. Diese drei Faktoren sollten Sie bei der Auswahl beachten:
1. Viele Angebote wurden mit heißer Nadel gestrickt. Ihre Curricula sind nicht ausgereift und der Lehrenden sind bunt zusammengewürfelt. Immer wieder hört man von Teilnehmern an Weiterbildungen, die erstmals stattfinden, dass sie sich als Versuchskaninchen missbraucht fühlen. Was nicht heißt, dass alle erstmals angebotenen Weiterbildungen nichts taugen – bei ihnen sollten Interessenten jedoch genau prüfen, ob sie ihre Erwartungen erfüllen können.
2. Ein weiteres Defizit vieler berufsbegleitenden Weiterbildungen ist: Ihre Entwickler haben nicht ausreichend reflektiert, dass die Teilnehmer keine beruflich unbeschriebenen Blätter sind. Außerdem, dass deren primäre Intention lautet, sich für neue Aufgaben und Positionen zu qualifizieren. Deshalb sollte die Wissensvermittlung in engem Zusammenhang mit den (künftigen) Anforderungen der Branche stehen. Hier hapert es bei vielen Weiterbildungen – zum Beispiel, weil deren Anbieter kaum Kontakte zu Unternehmen haben.
3. Doch auch die Arbeitnehmer begehen Fehler. So sind zum Beispiel die Personalverantwortlichen in den Unternehmen oft erstaunt darüber, wie viele Bewerbungen sie erhalten, denen ganze Stapel von Zertifikaten über abgeschlossene Weiterbildungen beiliegen. In ihnen ist jedoch oft kein roter Faden erkennbar. Vielmehr wurde scheinbar willkürlich mal ein Schnellkurs „BWL für Nicht-BWLer“, mal ein Grundkurs Projektmanagement, mal ein Rhetorik-Seminar besucht. Es fand also keine gezielte Kompetenzerweiterung statt. Wenn kein inhaltlicher Zusammenhang zur Erstausbildung und bisherigen beruflichen Tätigkeit besteht: Finger weg!
Ziel: Die Kompetenz erweitern und vertiefen
Dieser Zusammenhang sollte gerade bei älteren Arbeitnehmern gegeben sein. Denn die Unternehmen gestehen ihnen im Gegensatz zu frischgebackenen Hochschulabsolventen meist keine längeren Einarbeitungszeiten zu. Von ihnen wird erwartet, dass sie aufgrund ihrer Berufserfahrung auch neue Aufgaben schnell und kompetent ausüben. Deshalb sollten gerade berufserfahrene Arbeitnehmer Weiterbildungen bevorzugen, die ihre aktuelle Kompetenz entweder vertiefen oder erweitern.
Dieses Erweitern muss nicht in der Form erfolgen, dass sich – wie in den vergangenen Jahren üblich – jeder Ingenieur für eine betriebswirtschaftliche Weiterbildung einschreibt. Erfolgversprechender kann es für einen Maschinenbau-Ingenieur beispielsweise sein, sich für eine Fortbildung im Bereich IT zu entscheiden, da heute in fast jede Maschine Mikrocomputer integriert sind.
Ausschlaggebend für die Wahl der Weiterbildung sollten nicht die Fragen „Was ist gerade Mode?“ oder „Welches Know-how könnte ich heute in meinem Job gebrauchen?“ sein. Vielmehr sollte hinterfragt werden „Welche beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten habe ich aufgrund meiner aktuellen Qualifikation?“ oder „Welche Qualifikation brauche ich in fünf oder zehn Jahren, um eine attraktive Arbeitskraft zu sein?“
Dabei sollten Arbeitnehmer jedoch darauf achten, dass sie nicht in die Falle tappen, ihr Fach- oder Spezialwissen immer weiter zu vertiefen. Dies birgt die Gefahr, dass sie sich von begehrten Spezialisten zu „Fachidioten“ entwickeln. Geschieht dies, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese als Erste entlassen werden, wenn das Unternehmen zum Beispiel umstrukturiert wird. Denn dann sind diese Mitarbeiter für andere, fachfremde Aufgaben nicht einsetzbar. Hinzu kommt, dass diese aufgrund ihrer sehr hohen Spezialisierung nur schwer einen neuen Arbeitgeber finden. Bei der Auswahl der nächsten Weiterbildung heißt es also: Erst überlegen, dann auswählen!