Um das Thema Hypnose halten sich viele Mythen. Hypnosecoach Jörg Weitz räumt damit auf und erklärt, wie Sie tagtäglich – etwa im Berufsalltag – durch verbale und nonverbale Kommunikation hypnotisiert werden. Oft schlüpfen Sie sogar selbst in die Rolle des Hypnotiseurs, ohne es zu merken.
Haben Sie eigentlich auch schon einmal im Fernsehen eine „Show-Hypnose“ gesehen?
Da rennen erwachsene Menschen auf allen Vieren über eine Bühne – und machen sich dabei vor einem Millionenpublikum lächerlich. Aber möchten Sie selbst hypnotisiert werden? Das finden viele nach einer derartigen Veranstaltung dann doch zu gewagt und unheimlich.
Keine Magie, sondern ein effektiver Wirkungs-Prozess
Stellen Sie sich vor, dass Hypnose etwas vollkommen anderes wäre, als die Bilder, welche Sie jetzt vielleicht im Kopf haben. Weg von Mythologie und Magie – hin zu einem effektiven Prozess, welcher unter anderem in Coachings mehr als effektiv für den Coachee angewendet werden kann. In allererster Linie ist die Hypnose ein Prozess – und zwar ausgelöst durch eine Kommunikation, die eine gewisse Wirkung hinterlässt.
Das klingt Ihnen zu einfach? Dann möchte ich an dieser Stelle natürlich auch den Beweis antreten, dass Sie wahrscheinlich tagtäglich „hypnotisiert“ werden oder aber, dass sogar Sie andere Menschen „hypnotisieren“.
Hypnose im Berufsalltag
Stellen Sie sich also bitte folgende Situation vor:
Sie halten erstmalig vor Kollegen einen Vortrag. Ihre Stimmung schwankt vor der Veranstaltung zwischen Nervosität, Anspannung und Unsicherheit – vielleicht ist sogar ein klein wenig Vorfreude in diesem „Mix“ von Gefühlen und Emotionen vorhanden. Es geht also los – 90 Minuten Vortrag vergehen aus Ihrer Sicht wie im Flug und dann ist es endlich soweit: Geschafft! Sie fühlen sich gut, ja – man könnte sogar sagen, dass Sie ein klein wenig stolz auf sich und die von Ihnen erbrachte Leistung sind.
Doch nun passiert folgendes:
Kollege A kommt zu Ihnen, nickt mitleidend und flüstert ihnen zu, dass Sie es sich nicht zu Herzen nehmen sollten – schließlich sei nicht jeder für die Bühne geeignet. Kollege B gibt Ihnen nach der Veranstaltung das Feedback, dass eben jeder seine Stärke habe und, dass Ihre Stärke ganz sicher eher in ihrem bisherigen Aufgabengebiet zu finden sei. Die Kollegen C und D tauschen sich nach der Mittagspause vor Ihnen aus und stellen gegenseitig fest, dass die gesamte Präsentation mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet habe.
Nun stellt sich die interessante Frage, wie Sie sich in einer solchen Situation fühlen würden? Mit welcher Einstellung würden Sie nun in den nächsten Vortrag gehen, welchen Sie abzuhalten hätten? Könnte es in diesem Falle durchaus sein, dass Gefühle wie Angst, Anspannung und Nervosität um die Komponente der Unsicherheit erweitert würde und die ehemals vorhandene Vorfreude nicht mehr vorhanden wäre?
In diesem Falle wurden Sie „unbewusst hypnotisiert“. Kommunikation von außen hat auf Sie eingewirkt und hat in Ihnen etwas ausgelöst – in diesem Falle eher negative Emotionen.
Nun stellen Sie sich wie Wirkung eines positiven Feedbacks vor:
Kollege A klopft Ihnen nach Ihrem Vortrag beeindruckt und voller Anerkennung auf die Schultern. Kollege B sitzt lächelnd und total motiviert im Meetingraum und Sie ernten für Ihre Arbeit einen „Daumen hoch“. Die Kollegen C und D schwärmen noch in der Mittagspause von Ihrem Vortrag und geben offen zu, dass sie selten von einer Präsentation so inspiriert waren wie heute.
In diesem Falle wäre es sehr unwahrscheinlich, dass Sie beim nächsten Auftritt mit ängstlichen Gefühlen die Bühne betreten würden – im Gegenteil. Wahrscheinlich könnte für Sie der nächste Einsatz als Redner nicht früh genug kommen, weil Sie sich darauf freuen würden und sogar intrinsisch motiviert wären.
Auch in diesem Falle wurden Sie über die jeweiligen Feedbacks „unbewusst hypnotisiert“. Wieder hat Kommunikation von außen auf Sie gewirkt und etwas in Ihnen bewirkt – in diesem Falle nämlich äußerst positive Reaktionen.
Hypnotiseur oder Hypnotee – Ihre Rolle wechselt ständig
So wirkt verbale und nonverbale Kommunikation, die Sie erhalten, tagtäglich und immer wieder auf Sie ein – übrigens sollten Sie sich auch darüber bewusst sein, dass auch Sie mit Ihrer Kommunikation bei anderen Menschen gegenüber Dinge bewirken. Diese „Hypnose“ kann dabei auch durchaus positiv als auch negativ wirken.
Besonders anfällig für eine derartige Hypnose sind übrigens Kinder. Denken Sie selber einmal an Ihre frühe Kindheit zurück. Aussagen wie „Lass das sein!“, „Das gehört sich nicht!“ und „Du kannst das nicht!“ finden sich teilweise noch irgendwie heute in unserer Prägung wieder. Interessant ist es dabei einmal zu betrachten, was eine derartige Kommunikation in uns bewirkt.
Ein niemals endender Kreislauf
In unserem Kopf findet – ausgelöst durch die Kommunikation – ein Gedanke statt, eine Imagination. Diese Imagination löst nun in unserem Körper ein Gefühl, sprich eine Physiologie aus. Ohne in die Tiefe gehen zu wollen: Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, warum Sie sich beim Ansehen von Horrorfilmen schaudern und Sie bei romantischen Filmen auch schon einmal eine Träne vergießen? Der Gedanke alleine reicht dazu nicht aus – die Gefühle müssen durch den Gedanken sensorisch erzeugt werden. Aus unseren Gefühlen werden nun Erfahrungen. Wir haben also die Erfahrungen gemacht, dass Horrorfilme schauderhaft sind und uns bei romantischen Filmen das Herz aufgeht. Aus unseren Erfahrungen bilden sich nun Glaubenssätze, mit welchen wir durch das Leben gehen.
Dieses Zusammenspiel aus Imagination, Physiologie, Erfahrung und Glaubenssätzen werden auch als „Loop“ bezeichnet. „Loop“ aus dem Grunde, weil der Kreislauf der Imagination dann wieder neu beginnt und von einem Glaubenssatz beeinflusst wird. Kommunikation beeinflusst diesen „Loop“ entweder positiv oder negativ.
Daher lade möchte ich Sie recht herzlich dazu einladen, sich zukünftig einmal Gedanken darüber zu machen und zu überprüfen, wer Sie hypnotisieren möchte und wen Sie täglich hypnotisieren.
Ihr eigenes und das fremde Wohlbefinden wird es Ihnen danken!