Im Job: Druck und Stress. In der Freizeit: Grübeln. In dieser Situation befinden sich viele Führungskräfte. Hält dieser Zustand an, dann sind Angst und Panik oft die Folge. Welchen Anteil Sie selbst daran haben und was Sie jederzeit ändern können.
Versagensangst, Existenzangst und Angst vor Ablehnung sind die am häufigsten genannten Ängste von Führungskräften: bei der hohen Taktung an Herausforderung und Verantwortung, kein Wunder.
Angst als wichtige Emotion
Angst ist eine der wichtigsten Emotionen. Sie hat eine berechtigte Funktion. Angst darf Sie als Führungskraft nachdenklich und auch vorsichtig machen, aber nicht passiv. Wenn Sie mit Blick in die nächsten Tage schon vorausschauend mit Angst reagieren, oder die Angst Sie lähmt, Entscheidungen zu treffen, dann besteht Handlungsbedarf. Denn schnell können sich ängstliche Gedanken zu Ihrem Nachteil verselbständigen.
Das „Wie“ des Nachdenkens ist entscheidend
Zu viel sorgenvolles Denken, kombiniert mit starken negativen Emotionen verändert nachweislich die Struktur Ihres Denkens.
Stellen Sie sich vor, Sie trainieren Ihre Armmuskulatur. Statt beide Arme ausgewogen zu trainieren, arbeiten Sie mehr mit dem rechten Arm. Das Ergebnis: Die Muskulatur Ihres rechten Armes ist bald stärker ausgeprägt. Die Folge: Ihr rechter Arm ist kräftiger, Sie benutzen ihn häufiger, weil es Ihnen Vieles erleichtert. Ähnlich wie ein Muskel, den wir trainieren, funktionieren neuronale Prozesse. Gedankenpfade, die wir häufig wählen, sorgen für starke, ausgeprägte Verbindungen, die wir unbewusst immer wieder favorisieren.
Fragen Sie sich doch einmal:
In welchen Situationen reagieren Sie immer wieder mit Angst? Welche Art zu Handeln bevorzugen Sie? Welche Reaktion zeigen Sie? Sie werden feststellen, dass sich Ihre Denk- und Handlungsmuster wiederholen.
Angst als Kettenreaktion
Stellen Sie sich nun vor, Ihre Angst ist wie eine Kettenreaktion aus Dominosteinen. Sie tippen den ersten Stein an, und nacheinander kippen alle Steine um, und dasziemlich schnell und unbewusst. Was passiert hingegen, wenn Sie einen Stein entfernen und eine größere Lücke entstehen lassen? Richtig, die Kettenreaktion wird unterbrochen. Im Coaching nennt man das Musterunterbrechung. Diese Musterunterbrechung beinhaltet die Chance, einen Prozess zu überdenken und neue Richtungen einzuschlagen.
Das Gehirn von ängstlich Denkenden ist oft in die negative Richtung besser vernetzt als in die positive. Wenn Sie Ihren ängstlichen Gedankenmustern also eine neue Ausrichtung geben möchten, empfehle ich Ihnen in der nächsten beängstigenden Situation diese Fragen:
Welche ähnliche Situation haben Sie in der Vergangenheit schon einmal erfolgreich bewältigt? Was genau haben Sie damals getan? Was hat Ihnen dabei geholfen, die Situation erfolgreich zu bewältigen? Was ist das Positive daran?
Das Wahrnehmen von Angst ist ausschlaggebend
Ihr Gehirn ist bis ins hohe Alter lernfähig und veränderbar. Wenn Sie bisher ängstlich gedacht haben, muss das nicht so bleiben. Sie bestimmen, was Sie denken.
Wichtig ist, die eigenen Angstmuster zu erkennen, innere Bilder oder auch Körperreaktionen wahrzunehmen, um dann die Kettenreaktion gezielt unterbrechen zu können. In jeder Phase unseres Lebens können wir uns entwickeln, neu positionieren und unsere Persönlichkeit um weitere Facetten bereichern. Setzen Sie im Denken einen Gegenimpuls. Dann werden Sie statt allzu ängstlich schon bald zuversichtlich denken, denn unser Gehirn kann gar nicht beides gleichzeitig denken.
Die selbstbewussten Führungsattribute
Neben Leistungsdruck sind vor allem Selbstzweifel verstärkende Angstauslöser. Da gerät man schnell in einen Teufelskreis: Stress und Druck erzeugen Angst. Angst erzeugt Stress und Druck. Reflektierten, selbstbewussten Führungskräften, die sich Ihrer Stärken, Kompetenzen und Potentiale bewusst sind, fällt es oft leichter mit Ängsten umzugehen. Sie verfügen über das nötige Maß an Sicherheit und geben ihren ängstlichen Gedanken nicht so schnell nach bzw. zu viel Raum.
Gehen wir davon aus, Sie haben Ihre Reaktionen mittlerweile eingehend geprüft und können daher in einer Situation anders reagieren.
Halten Sie für einen Moment in Ihrem Gedanken inne und versuchen Sie eine andere Denkrichtung zu verwenden. Allein dieser Moment des Innehaltens reicht aus, um eine andere Perspektive einnehmen zu können.
Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Angst. “Scannen” Sie sich in der entscheidenden Situation nicht auf Körperreaktionen wie feuchte Hände oder sogar Herzrasen. Je stärker Sie die Angst fokussieren, desto größer wird sie. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf Ihr Ziel, den Herausforderungen optimistisch und zuversichtlich zu begegnen. Vertrauen Sie auf Ihre Stärken, Ihre positiven Erfahrungen. Antistressprogramme und Entspannungstechniken sind oft sehr hilfreich, den Automatismen des Denkens mit mehr Gelassenheit zu begegnen.
Angst ist eine Herausforderung, kein Karrierekiller
Angst macht Führungskräfte menschlich und nahbar. Wichtig sind Anerkennung und Wertschätzung, die Sie sich selbst und Ihrem Umgang mit Angst geben. Damit machen Sie sich unabhängig von den Reaktionen Ihrer Mitarbeiter, Kunden, Kollegen, Vorgesetzten. Tauschen Sie sich mit anderen Personen in ähnlichen Positionen aus. Seien Sie mutig und Sie werden sehen: Sie sind nicht allein.