Die Methode des Charaktertheaters ist eine Möglichkeit im Coaching eine intensive, wichtige und nachhaltige Erfahrung zu machen: Den befreienden Unterschied zwischen unserem Wesenskern und unseren Charakteren (Egostrukturen) zu erleben.
Was sind Charaktere und Glaubenssätze?
Charaktere sind Teile von uns, die uns mit hinderlichen Glaubenssätzen das Leben schwer machen können. Unsere Glaubenssätze, also die sogenannten „Wahrheiten“, von denen wir fest überzeugt sind, prägen uns, unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir übersehen dabei oft: Wenn wir etwas glauben, dann ist das nur eine mögliche Sicht der Dinge und eben nicht die ultimative Wahrheit.
Glaubenssätze sind Meinungen und Überzeugungen, die wir uns aus bestimmten Erlebnissen oder Erfahrungen gebildet haben oder die wir von anderen Menschen übernommen haben.
Diese Teile von uns sind immer da – wir können sie nicht abschütteln oder einfach mal schnell loswerden.
Die gute Nachricht ist: Wir können lernen sie zu erkennen, um uns von ihnen zu distanzieren, denn Sie sind nur Charaktere, nicht aber unser Wesenskern – unser Sein.
Die Charaktere und der Wesenskern
Stellen Sie sich vor, dass Charaktere es lieben, auf der Bühne und im Rampenlicht zu stehen und deshalb alles versuchen, um diese Bühne zu erreichen. Mal klettern sie von vorne herauf, mal klopfen sie freundlich an die Türe, dann wieder werden sie ärgerlich und treten fast die Tür ein oder springen ganz spontan und unverhofft, liebevoll auf die Bühne. Sie versuchen eben alles, um im Lichtstrahl der Bühne zu stehen und ihren Auftritt zu haben.
Auch Sie haben in Ihrem Wesen solche Charaktere, die einen Teil von Ihnen ausmachen.
Das wesentliche an der Arbeit mit der Methode des Charaktertheaters ist, die Charaktere sichtbar zu machen, sie zu kennen, vorher zu erkennen, wann sie sich wieder für ihren Auftritt vorbereiten und ganz klar und bewusst diese Charaktere erst gar nicht auf die Bühne zu lassen. Sie – als die Person, die Sie wirklich in Ihrem Wesenskern sind – entscheiden, ob Sie diese Charaktere auf die Bühne lassen oder nicht. Sie haben die Wahl.
Ihre Charaktere im Coaching
Wenn Sie mit Ihren Charakteren arbeiten möchten, können Sie folgende Schritte beachten.
1. Klärung des hinderlichen Glaubenssatzes durch Fragen
Zunächst geht es darum, einem hinderlichen Glaubenssatz durch Fragen auf die Spur zu kommen.
Typische Glaubenssätze eines Charakters können z.B. folgende sein:
– „Ich bin nicht gut genug“
– „Ich liege richtig – du falsch“
– „Ich kann alles alleine schaffen“
Diese Beispiele zeigen, wie schwierig der Umgang mit Glaubenssätzen sein kann. Wir verschließen uns vor der Möglichkeit, andere, vielleicht viel positivere Erfahrungen zu machen. Glaubenssätze und Überzeugungen geben uns Halt und ein Gefühl von Sicherheit. Tatsächlich aber können genau diese Überzeugungen einen großen Teil dazu beitragen, dass wir immer wieder Enttäuschungen erleben, da wir selbst durch unsere Erwartungshaltung oft genau solche Situationen anziehen, in denen wir uns in unserem Glaubenssatz wieder bestätigt sehen.
2. Dem Charakter einen Namen geben
Haben Sie einen Glaubenssatz gefunden, so wird ihm eine Form gegeben. Wie sieht dieser Charakter aus? Welche Form, Größe und Farbe hat er? Hat er vielleicht etwas in der Hand? Ist er männlich, weiblich oder neutral? Dieser Charakter wird dann aufgezeichnet und ihm wird ein kurzer einprägsamer Name gegeben, der nicht der eigene Name des Coachees ist.
3. Dem Charakter eine Stimme geben
Wie spricht dieser Charakter? Ist die Stimme langsam, hektisch, träge, aufgeregt, lethargisch oder herrisch? Wichtig hierbei ist, dass es nie die eigene Stimme sein sollte, um sich nicht mit dem Charakter zu identifizieren.
Der Charakter könnte Dinge sagen wie: „Ich muss fleißig sein, meine ToDo Liste abarbeiten, außerdem sollte ich Multitasking können….“
4. Den Charakter auf die Bühne bringen
Nun geht es darum, diesen Charakter auf die Bühne zu bringen. Dort ist er ja eh schon des Öfteren – eben nur unbewusst. Ihn nun aber ganz bewusst überzogen darzustellen, ihn kennen zu lernen mit allen Facetten, darum geht es in diesem nächsten Schritt. Dieser Charakter wird sehr lange und übertrieben gespielt. Ein Coaching begleitet durch diesen Prozess.
5. Reflexion und Auswertung
Danach findet eine Reflexion und Auswertung statt, in der geschaut wird, wie es dem Coachee damit ging, immer wieder den Charakter zu spielen, den er in seinem sonstigen Leben nur allzu gut kennt. Was war beschwerlich, was leicht? Welche Begegnung mit einem anderen Charakter war für den eigenen Charakter eine Bedrohung, nervig oder einfach?
Die Arbeit mit absoluter Übertreibung, dient dazu, sich im Anschluss mit HUMOR von diesen Charakteren zu distanzieren.
Diese Arbeit rüttelt auf, bricht mit alten Gewohnheitsmustern, die Komfortzone wird verlassen, was nicht immer nur angenehm ist. Gleichzeitig ist es eine wundervolle, humorvolle Art und Weise, sich von diesen Mustern zu distanzieren und sein wahres Selbst mehr zu leben.
6. Gleichgewicht schaffen
Nachdem der Charakter auf die Bühne gebracht wurde, wird ein Gleichgewicht geschaffen, indem erarbeitet wird, was anstelle von diesem hinderlichen Glaubenssatz nun neu entstehen kann. Dies begleitet ein Coach wiederum mit Fragen und klassischen Coaching-Tools. Der Coachee erhält im Anschluss eine Aufgabe, wie er das Neue dann langfristig in seinen Alltag integrieren kann.
Ich bin überzeugt, dass es eine nachhaltige Wirkung für meine Kunden hat, ihre Muster zu kennen und zur Wandlung zu bringen. Probieren Sie es aus und konfrontieren Sie sich mit Ihren persönlichen Glaubenssätzen.