Resilienz – schon ein Mensch macht den Unterschied

Stärkende soziale Beziehungen sind die wichtigste Ressource für seelische Widerstandskraft und innere Stärke. Sie sind wesentlich für den Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls und damit für die Fähigkeit, Herausforderungen im Leben in die Hand nehmen und bewältigen zu können. Auch im Arbeitsleben sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen, die entscheidend dafür sind, ob Mitarbeiter psychisch stabil, gesund, leistungsstark und motiviert sind.

 

Vertrauensvoll gestaltete Beziehungen fördern die Entfaltung ausschließlich menschlicher Kompetenzen, wie sie ein Roboter nicht haben kann. Wie so oft, sind es die kurzen und emotionalen Momente in meinem Leben, die mich inspirieren. So auch heute wieder: Beim Abschied am Ende eines wirklich schönen Tages mit einem Freund. Zeitgleich von uns beiden die Aussage: „Komm lass dich umarmen!“ Und dann noch der Satz des Freundes: „Schön, dass es dich gibt!“ Das sind die Wow-Momente des Lebens. Das sind emotionale Momente voll Wärme und ehrlicher Verbundenheit. Nach einem Tag mit wertvoller gemeinsamer Zeit und langen und guten Gesprächen. Solche Begegnungen geben Energie. Sie stärken und fördern unsere Resilienz. Denn Menschen, die an uns glauben, uns nah sind und auf die wir zählen und denen wir vertrauen können, sind Balsam für die Seele. Begegnungen mit ihnen sind wesentlich für den Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls und damit für die Fähigkeit, Herausforderungen im Leben in die Hand nehmen und bewältigen zu können. Sie geben uns Sicherheit und Zutrauen in uns selbst.

Mitarbeiter wertschätzend annehmen

Auch im Arbeitsleben sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen, die entscheidend dafür sind, ob Mitarbeiter psychisch stabil, gesund, leistungsstark und motiviert sind. Mitarbeiter, die sich angenommen und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt fühlen, werden kreativ und innovativ ihre Aufgaben erfüllen. Anders als Mitarbeiter, die sich lediglich als zu minimierender Kostenfaktor fühlen. Wann haben Sie das letzte Mal einem Mitarbeiter oder Kollegen gesagt „Gut, dass du da bist und unser Team mit deinen Ideen und Kompetenzen unterstützt und bereicherst!“? Trauen Sie sich! Zeigen Sie Menschlichkeit im Arbeitsleben. Es ist eine lohnende Investition in die Entwicklung und Entfaltung der Potenziale der Mitarbeiter. Sie wertschätzend anzunehmen, ihnen zu vertrauen, sie in ihrer persönlichen Entfaltung zu fördern, ihnen etwas zuzutrauen und ihnen zu zeigen, dass sie wichtig und wertvoll für die Organisation sind, das ist konkret gelebter Kulturwandel in Unternehmen. Menschen können, anders als Roboter, kreativ, innovativ, intuitiv und emotional sein. Genau diese zutiefst menschlichen Soft-Skills sind in Zukunft entscheidend für den Unternehmenserfolg. Ohne sie geht es auch in der digitalisierten Welt nicht. Im Gegenteil! Sie machen den Unterschied, der erst den Erfolg sichert. Mehr denn je sind deshalb menschliche und menschenwürdig gestaltete Beziehungen auch im Arbeitsleben die Essenz des Unternehmenserfolgs. Sie fördern das Selbstwertgefühl und damit die Entfaltung dieser ausschließlich menschlichen Fähigkeiten, wie sie kein Roboter jemals haben wird.

Menschlichkeit in der Arbeitswelt 4.0.

Mehr denn je brauchen Unternehmen deshalb Mitarbeiter und Führungskräfte, die beziehungsfähig sind, die menschliche Nähe zeigen können, die einen wertschätzenden Dialog führen können, die den Mitarbeitern und Kollegen zeigen und sagen können, dass sie wichtig und wertvoll sind. Das tut ihnen gut und sie werden gerne ihre Energie und Kraft in das Unternehmen investieren. So, wie mein oben beschriebener Freund mir gezeigt hat, dass ich für ihn wichtig und wertvoll bin. Das tat gut und ich werde gerne meine Energie in die Pflege dieser Freundschaft investieren.  Vertrauensvolle Beziehungen gestalten zu können, das ist konkret gelebte Menschlichkeit in der Arbeitswelt 4.0., die die Resilienz der gesamten Organisation stärkt. Denn stärkende soziale Beziehungen sind die wichtigste Ressource für seelische Widerstandskraft und innere Stärke.

Es reicht schon eine Person, die an einen glaubt

Eine der ersten Studien mit Ergebnissen hierzu war die 40-jährige Langzeitstudie der amerikanischen Entwicklungspsychologin Emmy Werner. Sie gilt als die Pionierin der Resilienzforschung und untersuchte 1955 knapp 700 Kinder auf der zu Hawaii zählenden Insel Kawuai. Dort waren Armut und Alkoholismus allgegenwärtig. Viele Kinder wurden misshandelt, lebten in Armut, litten unter psychisch kranken oder von Alkohol oder Drogen abhängigen Eltern. Bedingungen, die vermuten ließen, dass diese Kinder keine Chance auf ein gutes, existenziell sicheres und unauffälliges Leben haben würden. Dennoch wurde ein Drittel der Kinder später weder straffällig noch psychisch krank. Sie meisterten ihr Leben erfolgreich, hatten als Erwachsene normale Berufe und führten gesunde Beziehungen. Was war ausschlaggebend dafür? Was hatten diese Kinder, das die anderen Kinder nicht hatten?

Alle hatten wenigstens eine Vertrauensperson, die sie liebte und unterstützte und auf die sie sich verlassen konnten. Dabei war es egal, ob diese Person aus der eigenen Familie kam, oder ob es ein Nachbar, der Priester, ein Lehrer oder sonst eine Person aus dem weiteren Umfeld war. Entscheidend war, dass die Kinder die Erfahrung machten, dass wenigstens ein Mensch an sie glaubte, ihnen half und ihnen etwas zutraute. Das erlaubte ihnen, auch an sich selbst zu glauben und ihr Leben in die Hand zu nehmen – im Gegensatz zu jenen Kindern, die solch eine stärkende Beziehung nie erlebten.

Vergleichbares haben zahlreiche spätere Forschungen zum Thema Resilienz auch für Erwachsene immer wieder bestätigt. Egal ob persönliche oder berufliche Kontexte Gegenstand der Untersuchungen waren. Immer waren menschliche und vertrauensvolle Beziehungen die wesentliche Quelle der Resilienz!